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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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alte Baron nie mehr das Licht der Welt sehen können, das um ihn herum das ganze Zimmer ausfüllte.
    Turgos kniete mit dem Rücken zu dem großen Fenster, welches das Schlafgemach seines Vaters erhellte. In den Sonnenstrahlen, die an ihm vorbei in den Raum schienen, konnte er die kleinen Staubpartikel erkennen, die erst durch das Sonnenlicht sichtbar wurden. Turgos dachte an die Anyanar und ihr ewiges Leben. Sein Vater hatte immer gesagt, dass dies kein Glück, sondern eine große Bürde für sie bedeutete. Er hatte dies nie verstehen können und sich auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht , denn ihn bewegten immer andere Belange als jene fremder Völker. Nun dachte er darüber nach, aber es schien ihm unverständlich und weit jenseits seiner Vorstellungskraft zu sein. Wie konnte etwas ewig sein? Dann fragte er sich, ab welchem Lebensjahr die Anyanar wohl aufhörten zu altern. Dass bei Prinzessin Valralka das Alter ihres Körpers seit ihrem letzten Aufenthalt in Schwarzenberg vor fünf Jahren vorangeschritten war, konnte er gut erkennen. Doch Nerija, die er schon kannte, seit er ein kleines Kind gewesen war, schien keinen Tag älter geworden zu sein.
     
    Die Anyanar kamen alle fünf Jahre und bereisten die Thainlande auf der Suche nach Verbündeten. Soweit er wusste, fanden sie nie einen. Aber hartnäckig waren sie, das musste man ihnen lassen. Da er bei den Gesprächen in der Vergangenheit meistens anwesend war, wusste er auch, dass sie einen Krieg gegen einen gewissen Sharandir führten. Dieser sollte ein abtrünniger Anyanar sein und angeblich ganz Vanafelgar bedrohen. Auch von dunklen, bösen Geistern berichteten sie immer, die sich gegen das Leben jedes Einzelnen der drei Völker verschworen hätten. Doch hier, weit im Westen von Vanafelgar, wie alles Land südlich der Nordgebirge genannt wurde, gab es keine Dämonen oder bösen Geister. Hier hatte er es nur mit allzu menschlichen Feinden zu tun. Und auch diese hatten sie schon seit langer Zeit nicht mehr bedroht. Zudem würde er bald schon nach Hirrland im Süden aufbrechen, um einen Friedensvertrag abzuschließen, der ihre Völker wieder zu Freunden machen würde, wie sie es angeblich früher einmal gewesen waren.
    Kurz sah er zu den Frauen hin, die beide voller Anmut schweigend neben dem Kastellan standen und sich nicht rührten. In diesem Moment fasste er den Entschluss, Nerija zu fragen, ob sie ihm Geschichten aus alter Zeit berichten könne, die für seine Belange wichtig waren. Doch schon der Gedanke daran machte ihn nervös. Kam nicht alles Übel aus der Vergangenheit? Und war nicht erst Friede eingekehrt, nachdem sie überwunden war?
    Sein Vater war eines der letzten Relikte dieser alten Welt. Doch nun, da auch er schied, würde es Turgos zufallen, das Volk von Schwarzenberg in eine bessere Zukunft zu führen. Seit sie mit dem Süden Handel betrieben, war immer mehr Leben in das Land gekommen und die Menschen gingen freudiger ihrem Tagewerk nach als zuvor. Nur sein Vater und einige seines Alters waren gegen diese Annäherungen der Baronie an ihre ehemaligen Feinde gewesen. Denn auch mit Lindan im Norden gab es erste Abkommen, die den Handel und die darauf erhobenen Wegzölle betrafen. Diese Zölle füllten die Schatullen der Baronie und so würde er bald mit dem Bau einer Straße beginnen können, die den Norden mit dem Süden verband und dadurch den Handel noch mehr stärkte. Sein Vater war immer dagegen gewesen, diese Straße zu bauen, aus Angst, dass ihre Nachbarn sie zu einem Truppenaufmarsch nutzen würden. Auch fürchtete er den Handel, da hierdurch viel fremdes Volk in die Stadt kam und unkontrolliert umhergehen konnte.
    Turgos fürchtete die Fremden in der Stadt jedoch nicht. Im Gegenteil, er glaubte, dass der Austausch mit ihnen Schwarzenberg sogar weiter voranbrachte, und das in vielen Belangen. Doch bald würde sein Vater in der Gruft der Burg bei seinen Vätern ruhen. Dann lag alles bei ihm. Und er würde handeln, wie er es für richtig erachtete.
    Nicht dass er froh darüber war, dass er bald der Herr der Baronie sein würde. Er liebte und schätzte seinen Vater über alles und hatte ihm selten widersprochen. Aber was die Zukunft Schwarzenbergs betraf, waren sie immer unterschiedlicher Auffassung gewesen.
     
     
    Ililith
    Schwarzenberg, Burg, 12. Tag des 6. Monats 2513
     
    Mit einem Male spürte Turgos, dass etwas mit seinem Vater vorging. Ja, der alte Baron schien sich ein letztes Mal aufbäumen zu wollen. Er zog seine Hand aus

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