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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Fengol das Scheidegebirge hinein in die Lande Uluzefars überschritten hatten.
    Aber es waren wenige, außer ihm gab es nur noch 76 Kundige in ganz Vanafelgar. Sie alle lebten hier, in Thiros, im Palast der Kundigen von Thengar, den einst König Vanadir für sie erbauen ließ. Seit sie ihre Kraft verloren hatten, übten sie sich in der Verwaltung und dem Bewahren des Ordens, auf dass einst ein neuer Fürst von Fengol käme und die Flamme von Ivalthanir erneut entfacht würde.
    Ohne dass Eilirond es bemerkt hatte, war Othmar in den Raum getreten, der Eilirond manchmal besuchte, wenn er dessen Rat beim Verfassen von Gesetzen für erforderlich hielt. Eilirond schätzte den obersten Richter Maladans sehr, der viel für den Frieden im Lande getan hatte. Seine Urteile waren allseits hoch geachtet und weise. Othmar war ein Zwerg vom Volke der Rast-Ziriag und hatte einst König Grain gedient, bevor er in Solatwan, dem alten Königreich der Anyanar und Menschen in Ilvalerien, von Vanadir zum obersten Richter ernannt worden war. Er war seither auch der erste Stellvertreter des Königs und sogar noch höher im Range als Nerija, die Kanzlerin Maladans. Othmar überließ der Kanzlerin jedoch alle Geschäfte, die in Abwesenheit des Königs anfielen, und widmete all sein Tun der Rechtspflege.
    Als Eilirond Othmar auf sich zuschlurfen sah, musste er daran denken, wie alt der Zwerg nun schon war. Othmar war der Sohn des Tafzir, dessen Tod die erste Übeltat von Sharandir gewesen war. Othmar war jedoch noch auf Alatha geboren, dies musste um das fünfzigste Sonnenjahr nach dem Erwachen der Völker in der Ebene von Caradach gewesen sein. Fast niemand mehr aus jenen Tagen ging noch in der Welt einher, außer den Anyanar natürlich, die ewig lebten, sollten sie nicht dem Tod durch einen Unfall oder das Schwert anheimfallen.
    Othmar sah in Eilironds Augen, was dieser dachte, und sagte: »Bald bist du den Anblick eines weiteren alten Narren los, Meister Eilirond.« Othmar erkannte jedoch, dass Eilirond diese Worte zu schmerzen schienen und milderte sie. »Ja, langsam wird es Zeit, dass ich dieser Welt entfliehe und mit Freuden werde ich sie verlasse, mein alter Gefährte.« Durch das Lächeln auf dem Gesicht des alten Zwerges hob sich auch die Stimmung Eilironds wieder auf ein erträgliches Maß. Es fiel ihm immer schwerer, das Dahinscheiden alter Gefährten zu verkraften.
    Othmar sah die Listen auf dem Lesepult Eilironds und erkannte, welcher Beschäftigung der Großmeister hier nachging. »Wie lange können wir dem Ansturm noch standhalten?«, fragte er, während er zum Lesepult schaute.
    » Ich weiß es nicht, mein Freund. Doch es sieht nicht gut aus.«
    Othmar wusste, dass »nicht gut« bei Eilirond eine Katastrophe bedeutete. Natürlich wusste auch er, dass den Anyanar die Krieger ausgingen. Und die Menschen hinter dem weißen Gebirge, in Antarien und Herongan, die auch unter dem Oberbefehl des Königs von Maladans standen, konnten ebenfalls kaum noch dem Ansturm der Horden Sharandirs standhalten.
    » Wir waren nicht vereint, als wir vereint hätten sein sollen.« Eilirond wusste nicht, wie oft er diesen Satz schon ausgesprochen hatte.
    Othmar nickte nur traurig. »Geht es wirklich zu Ende?«
    Bevor Eilirond antworten konnte, öffnete sich die Tür und Rulos, sein Stellvertreter, trat gefolgt von einem abgekämpft aussehenden Krieger in den Raum.
    »Ein Bote aus dem Haig«, sagte Rulos nur und bedeutete dem Soldaten zu sprechen.
    » Das Heer des Königs wurde an den Taras-Nesgobar geschlagen.«
    » Wo ist der König?«, wollte Eilirond wissen. Doch der Mann sah zu Boden. »Und die Königin?« Da der Soldat auch auf diese Frage nicht antwortete, sondern nur langsam aufsah und dann den Kopf schüttelte, war es Eilirond, als ob ihm der Boden unter den Füßen weggezogen würde. »Wurde das Heer geschlagen oder vernichtet?«, hörte er sich wie aus weiter Ferne fragen.
    » Fast vernichtet, Herr, einige Hundert Männer konnten sich in die Burg von Nesgobar retten.«
    » Wird sie belagert?«
    » Nein, der Feind ist mit den Leichnamen des Königs und der Königin nach der Schlacht wieder gen Norden in die Randu-Gan gezogen.«
    Eilirond befahl Rulos, den Soldaten zu versorgen und entließ diesen mit den Worten, dass er sich später noch einmal genauer mit ihm unterhalten wolle. Doch erst solle er sich stärken.
    Als er wieder mit Othmar alleine im Raum war, sah dieser die Bestürzung im Angesicht des Großmeisters und ließ ihm etwas Zeit.

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