Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Kanzlerin des Fürsten Xenon gewesen war. Damit hatte Nerija wohl recht, dachte Eilirond, denn schließlich war sie es, die immer in die Thainlande reisen musste und daher voll im Bilde über die dortigen Zustände war.
Nach langem Hin und Her hatte die Kanzlerin Eilironds Vorschlag letztlich doch zugestimmt. Seit jenem Tag im Dezember des vergangenen Jahres hatte er etwas Frieden vor ihr und konnte sich wieder seinen Aufgaben widmen. Er musste schließlich noch eine Krönung vorbereiten. Schon im März sollte sie stattfinden und die Boten waren bereits ausgesandt, den anderen Herrschern davon Kunde zu bringen.
Als er nun noch ein letztes Mal zur Brücke hinunterschaute, ehe er sich wieder an seinen Schreibtisch begeben wollte, sah er eine einzelne Reiterin, die die Brücke zum Palast hin überquerte. Da wusste er, dass sein Friede vor Nerija vorbei war. Whenda war gekommen. Und das viel früher, als er erwartet hatte.
Entscheidungen
Tharvanäa, 16. Tag des 2. Monats 2514
Nach der Ankunft Whendas hatte Eilirond jedoch mehr Ruhe vor Nerija, als er erwartet hatte. Die Kanzlerin Maladans hatte nun eine ebenbürtige Gesprächspartnerin gefunden. Wann immer Nerija Zeit hatte, beriet sie sich mit Whenda in ihrem Arbeitszimmer. Schließlich schlief Whenda sogar in den Privatgemächern der Kanzlerin.
Nerija hatte ihren Gatten vor vielen Jahren im Krieg verloren und sich nicht mehr vermählt. Thirun, der Gemahl Whendas, war sogar schon in den Tagen Ilvaleriens einem Schwert der Ugri zum Opfer gefallen. Daher konnte sie seiner auch nie an einem Grab gedenken. Diese Schicksale verbanden die Frauen, die beide ihre Männer geliebt hatten. Whenda war jedoch eine Anyanar aus dem alten Reich von Fengol und Nerija eine Esul-Anyanar aus den Landen Amaryas, die jedoch niemals in Sharival, der Hauptstadt ihres Volkes in Ilvalerien , gelebt hatte. Aber ihr Feind war derselbe, das verband die Frauen.
Eilirond spürte, das s bei Nerija wieder die Vernunft Einzug zu halten schien. Sie trat ihm weniger herrisch entgegen als vor dem Besuch Whendas und ihr Gemüt fand immer mehr zur alten Gelassenheit zurück, für die sie bekannt war. Eilirond hätte zwar gerne gewusst, was die Frauen des Nachts so lange zu besprechen hatten. Von seinem Gemach aus konnte er immer das Licht sehen, welches in den Räumen der Kanzlerin bis spät in die Nacht hinein brannte. Doch verbat er sich selbst diese Art von Neugier, obwohl er belustigt feststellen musste, dass er nicht dagegen gefeit war. Die Gespräche, die er mit den Frauen gemeinsam führte, hatten immer die Thainlande zum Mittelpunkt. Der Ton war jedoch analytisch mild geworden. Vieles wurde nach seinem Nutzen oder Schaden abgewogen.
Schließlich kam man überein, dass Whenda mit drei der großen Schiffe, die in den Werften von Elkanah seit Langem gebaut wurden und die als Truppentransporter und Versorgungsschiffe dienten, nach Schwarzenberg fahren sollte. Mit ihr sollten auch drei Bataillone Soldaten auf die Reise gehen. Ebe nso wurde Schmieden, Rüstungsbauern sowie einigen Heilern befohlen, sich anschließen. Whenda legte außerdem großen Wert darauf, dass unter den Soldaten auch viele Menschen waren. In den Thainaten gab es seit dem Untergang des Reiches keine ansässigen Anyanar mehr und sie war der Ansicht, dass sich Menschen besser von Menschen anleiten ließen als von anderen Völkern.
Doch ob diese Fahrt letztendlich stattfinden würde, das sollte allein im Ermessen der Königin von Maladan liegen. Darauf einigten sie sich. Eine derartige Einmischung in die Geschicke fremder Völker konnte nur durch den Herrscher selbst angeordnet werden. Also sollte Valralka diese Entscheidung am Tag nach ihrer Krönung fällen. Bis dahin sollte jedoch alles bereit sein, denn sollte sich die Königin sich zum Handeln entscheiden, dann musste alles schnell gehen. Die Zeit arbeitete gegen sie.
Boten werden ausgesandt
Tharvanäa , 22. Tag des 2. Monats 2514
Eilirond hatte Boten in alle Lehen Maladans ausgesandt, damit diese die Oberen zur Krönungszeremonie nach Tharvanäa riefen. Auch zu Elardor, dem Herrn des Volkes Elin, war ein Bote unterwegs. Elardor, der den Haman-Elin regierte, unterstand zwar formal der Oberhoheit des Hauses der Vanäer. Doch in den letzten Jahrtausenden war sein Reich, die großen Wälder im Norden westlich des Unir, immer autonomer geworden. Schon in Ilvalerien lebte das Volk Elardors und Varasias weit abgeschieden in den tiefen Wäldern um den
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