Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
wahnsinnig vor Furcht , denn die dunklen Sithar marterten ihren Geist. Sharandir genoss es, wie sie sich mühten, nicht die Fassung zu verlieren.
Scheitanas und seine Gefährten waren nur gekommen, um den Nerolianern einen Vorgeschmack auf das zu geben, was sie erwartete, sollten sie Sharandir verraten. Die beiden Männer waren schon einmal bei den Sithar gewesen, doch das war nun schon sieben Jahre her. Scheitanas ging hier lieber auf Nummer sicher, denn er wusste sehr gut, dass die Menschen von großer Furcht beherrscht werden konnten. Diese Furcht bewirkte meist mehr als das Versprechen von Gold und Ländereien.
Bei Garaun und Norun konnten sie sich sicher sein. Niemals würde einer der beiden auch nur daran denken, sich gegen Sharandir und seine Beschützer zu erheben. Sie konnten nur nicht verstehen, wieso diese jenem jämmerlichen Manne dienten, weil sie das Wesen Sharandirs erkannt hatten und es als große Schmach empfanden, ihm dienstbar sein zu müssen. Doch es blieb ihnen keine Wahl. Das Richterkollegium, dessen Mitglieder bei den dunklen Sithar vorstellig werden mussten, sprach nicht einmal darüber, wie man gegen Sharandir vorgehen könnte. Die Furcht stellte ein stilles Einvernehmen unter den Nerolianern her. Niemand wollte an seinen Besuch an den Tarumordas erinnert werden. Nur die, die niemals die dunklen Sithar gesehen hatten, fragten manchmal die Richter, warum sich ihr Volk Sharandir denn beugen müsse. Doch die Vehemenz, mit der die Richter dann ihr Tun verteidigten, war so groß, dass niemand sich gegen sie stellte.
Auch fürchtete ein jeder sich vor Meigol, dem Bewahrer des Glaubens der Nerolianer. Niemand konnte wissen, wer in seinen Diensten stand. Doch Meigol hatte seine Augen und Ohren überall. Ob im großen Tempel des Hohepriesters oder im kleinsten Weiler der Nerolianer, überall musste man seine Zunge hüten, um nicht in die Fänge von Meigols Schergen zu geraten. Meigol war schrecklich in seinem Zorn. Er war auch der jenige der Nerolianer, der das Ohr von Sharandir hatte. Dies wussten nicht viele, doch alle, die es wussten, schwiegen hierzu. Meigol schien ihnen im Orden gar über dem Hohepriester zu stehen.
Als der Heermeister und der Hohepriester Sharandir verlassen durften, um ihrer Arbeit in seinen Diensten nachzugehen, trat Meigol aus dem Schatten einer gewaltigen Säule, die ihn vor den Augen seiner Brüder verborgen hatte. Er erzitterte nicht voller Furcht, als die dunklen Sithar ihren Blick auf ihn richteten. Schon oft war er ihr Gast in Kalamrauhn gewesen und sie hatten ihn auch in alle Belange eingeweiht, die nicht einmal Sharandir je erfahren hatte. Seit jenen Tagen übte sich der Bewahrer des Glaubens auch in den dunklen Künsten , denn die Sithar Uluzefars, seines Gottes, wünschten dies so.
Sharandir sah in Meigol jedoch nur einen Diener, der im Auftrag von Scheitanas darauf achtete, dass der Orden der Nerolianer bei der Stange blieb. Nicht mehr und nicht weniger. Und so ging er mit ihm an das große Fenster, von dem aus er das gewaltige Heer erblicken konnte, das sich im Aufmarsch vor seinem Palast befand. In wenigen Tagen würde es bereit zum Abmarsch sein. Und wenn es erst den Süden und die Lande nördlich von Vanafelgar erreichte, dann würde der Anfang vom Ende jener beginnen, die sich ihm so lange schon widersetzt hatten.
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Schwarzenberg, 3. Tag des 8. Monats 2514
Am Tage der überstürzten Abreise Valralkas war Tankrond nicht in Schwarzenberg gewesen. Er hatte nur noch gesehen, dass das große königliche Schiff der Anyanar in den Hafen eingelaufen war. Dann hatte er Schwarzenberg mit dem Auftrag verlassen, nach Westen zum Fuß der Schwarzen Berge zu gehen, um dort im Weiler der Köhler für seine Tante Wolle von Bergwiddern zu erstehen. Diese wurden von den Köhlern dort gehalten. Nimara pflegte an den Winterabenden zu spinnen und aus dem Garn dann Kleidungsstücke für die Kinder zu machen. Die daraus entstehenden Socken kratzten furchtbar und auch, wenn sie einen Schal daraus häkelte, war dieser nicht angenehm zu tragen. Alle im Hause Elgars fürchteten sich vor den Erzeugnissen Nimaras. Doch wollte ihr niemand sagen, wie es darum bestellt war. Nimara war jedoch eine sehr praktische Frau und so kaufte sie die Wolle schon im Sommer in den Weilern ein. Dann war sie am billigsten, weil die Nachfrage sehr gering war. Und daher mussten Tankrond und Ferlon gerade an jenem Tag mit dem Handkarren aufbrechen, um bei den
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