Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Köhlern die Wolle abzuholen, die Nimara bestellt hatte, sowie vier Krüge Honig, den die Bienen des Köhlers produziert hatten.
Als sie dann gegen Abend zurück nach Schwarzenberg kamen, war Tankrond verblüfft, als er sah, dass keines der großen Schiffe aus Maladan mehr im Hafen lag. Von dem Weg, auf dem sie in die Stadt gingen, war das schon aus weiter Entfernung gut zu erkennen. Ferlon bemerkte nicht, wie angestrengt Tankrond Ausschau nach dem Hafen hielt, denn er ging einige Schritte vor Tankrond her.
Von Zeit zu Zeit wechselten sie sich mit dem Ziehen des Handkarrens ab, Tankrond hatte ihn gerade erst übernommen und musste ihn daher noch bis an die Stadtgrenze hinter sich herziehen. Er hatte keine Erklärung für das Fehlen der Schiffe im Hafen und vieles ging ihm durch den Kopf. Doch zuerst suchte er den Himmel nach Anzeichen für einen Sturm ab. Denn das schien ihm der einzige plausible Grund zu sein, warum die Schiffe Valralkas und auch das neue Schiff vom heutigen Morgen nun nicht mehr im Hafen lagen. Doch kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Auch einige andere Schiffe lagen noch im Hafen vor Anker.
Als aus seinem anfänglichen Unglauben eine Gewissheit geworden war, hatte sie tief in sein Herz getroffen. Denn trotz seiner Müdigkeit – er hatte nur wenige Stunden geschlafen – waren seine Gedanken ausschließlich mit der Prinzessin beschäftigt gewesen. Er sehnte schon die Nacht herbei, damit er sie endlich wiedersah. Aber schon, als sie die ersten Häuser der Stadt passierten, sah er zwei Frauen und einen Mann beieinanderstehen und er glaubte zu hören, dass sie über die Anyanar sprachen. »Das arme Kind«, glaubte er verstanden zu haben. Als er beim Ziehen des Wagens abgewechselt wurde, ging Tankrond so schnell vor Ferlon her, dass dieser ihm nachrief, warum er es denn so eilig habe. Doch Tankrond hörte nicht mehr auf die Rufe seines Cousins und lief schnurstracks zu in der Nähe spielenden Kindern. Von ihnen erfuhr er dann, was vorgefallen war. Zuerst konnte er es nicht glauben. Doch mangels einer anderen Erklärung für das Fehlen der Schiffe mussten sie wohl recht haben. Er spürte den Schmerz, den Valralka bei der Nachricht über den Tod ihrer Eltern erlitten haben musste, nun am eigenen Leib. Denn er kannte ihn, obwohl er ihn zu überwunden haben schien.
An jenem Abend vor nunmehr einem Jahr hatte selbst Fenja ihren Cousin in Ruhe gelassen und nicht danach gefragt, wie sein Treffen mit der Prinzessin verlaufen war. Sie hatte den Schmerz um Valralka gesehen, den Tankrond erleiden musste, als sie beim Abendbrot zusammensaßen. Er war auch früher als sonst zu Bett gegangen.
Seither war Tankrond ein anderer geworden. Er wurde schweigsam und spielte nicht mehr oft mit seinen Cousins. Seiner Arbeit ging er jedoch geflissentlich, wenn auch ohne großen Eifer nach. Nimara, die sich über sein Verhalten wunderte und ihn danach fragte, erhielt nur Ausflüchte zur Antwort. Erst als sie mit Fenja darüber sprach, deutete ihre Tochter an, dass er vielleicht liebeskrank sein könnte. Von da an ließ sie ihn mit ihren Fragen nach seinem Befinden in Ruhe.
Als dann, es musste im März dieses Jahres gewesen sein, die Nachricht aus Maladan kam, dass die Prinzessin zur Königin gekrönt worden war, durchlebte Tankrond ein neues Tief. Denn er war sich sicher, dass er seine Freundin nie wieder sehen würde. Sie war mit anderen Dingen beschäftigt und würde keine Zeit haben, irgendwelchen Liebeleien nachzuhängen.
Als er nun wieder am Hafen stand und in der Ferne die Segel von Schiffen aus Maladan erblickte, wollte sein Herz zuerst einen Sprung machen. Doch er besann sich schnell eines Besseren und wartete ab, welche Banner sie trugen. Nachdem er auch das des letzten Schiffes gesehen hatte, bestätigte sich seine Vorahnung. Es war kein Mitglied der königlichen Familie an Bord. Neithar hatte die Ankunft und den Aufenthalt der Anyanar nämlich zu einer Lehrstunde über Maladan und dessen Königshaus gemacht, als Valralka wieder fort war. Da sich die Kinder dafür zu interessieren schienen, hatten sie viele Stunden über das Reich von Maladan gesprochen. Nur die Banner hatte Neithar sie zeichnen lassen, es aber unterlassen, sie wie sonst üblich jede Kleinigkeit niederzuschreiben zu lassen. Dies quittierten ihm die Kinder mit erhöhter Aufmerksamkeit. Doch hatte Neithar sich auch eingestehen müssen, dass er nicht so viel von Maladan wusste, wie er ursprünglich geglaubt hatte. Nur dass die Herrscher
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