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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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schon ein ganzes Jahr lang nichts von ihr gehört. Da kam wieder Fenjas Realität ins Spiel. Denn wollte Valralka sich ihm mitteilen, dann wäre ihr das sicher leichter gefallen als umgekehrt. Sie hatte schließlich als Königin Maladans ganz andere Möglichkeiten als ein vierzehnjähriger junger Mann aus Schwarzenberg, der nicht einmal über eigenes Geld verfügte. Wie sollte er ihr denn eine Nachricht zukommen lassen, die sie dann auch erreichte? Ein Brief von ihm an die Königin von Maladan würde sicher niemals seinen Weg bis zu ihr finden. Sie machte ihre Post bestimmt nicht selbst auf. Der Bedienstete, der dies übernahm, würde seinen Brief vermutlich einfach wegwerfen, ohne ihn vor Valralka zu erwähnen, und sich darüber empören, dass ein Bengel aus den Thainlanden überhaupt an die Königin schrieb.
    Das war jedoch nicht der Grund, warum Tankrond ihr keinen Brief geschrieben hatte. Er hätte jederzeit Geld aus der Schatulle Nimaras nehmen dürfen und seinen Brief gegen die übliche Bezahlung mit einem der Schiffe Maladans oder sogar Schwarzenbergs abschicken können. Er hatte sich siebzehn Silberstücke und 9 Kupfermünzen zusammengespart, fast den Monatslohn eines Schmiedes, der 20 Silberstücke bekam. Nimara würde auch nicht nachfragen, für was er das Geld ausgab. Im Hause Elgars war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder, der sich Geld verdiente, damit auch machen durfte, was er wollte. Er hätte nur aufschreiben müssen, wie viel er von seinem Guthaben entnommen hatte.
    Zum einen fürchtete er jedoch, dass ein solcher Brief der Königin vielleicht Kummer machen würde, sollte sie sich irgendjemandem dafür erklären müssen. Und zum anderen war es seiner eigenen Feigheit geschuldet. Nichts wäre für ihn schlimmer, als wenn sie ihm tatsächlich auf sein Schreiben antworten würde. Er hätte dann den Anfang gemacht und ihr seine Liebe erklärt. Und sie würde ihn mit irgendwelchen fadenscheinigen Gründen zurückweisen. Allein die Vorstellung hielt ihn zurück, etwas zu unternehmen. Dann würden alle seine Träume platzen, dies wollte er nicht riskieren. Lieber sollte seine Liebe zu Valralka, von unendlicher Sehnsucht begleitet, unerfüllt bleiben, als dass sie ihm genommen würde. Denn die Realität Fenjas, die in Wahrheit leider auch die Seine war, würde noch früh genug obsiegen.
    Mit diesen nun traurigen Gedanken beobachtete er das Anlegemanöver des ersten Schiffes der Anyanar. Das zweite erreichte inzwischen auch schon den Hafen und Ingold machte sich auf den Weg zum Kai, an dem das erste Schiff gerade anlegte.
    Tankrond beobachtete aus der Ferne, wie als Erstes zwei Wachen von Bord des Schiffes gingen, als es vertäut war. Diese legten eine der Holzstiegen vom Schiff zum Kai hinunter. Dann erschien eine hochgewachsene Frau, die jedoch, anders als die Soldaten, nicht die Uniform Maladans trug. Tankrond wunderte sich zuerst darüber, dass diese Frau Hosen anhatte. Doch dann erinnerte er sich wieder, dass er auch im Gefolge Valralkas einige Frauen erblickt hatte, die in den Beinkleidern der Männer daherkamen. Schnell war ihm dieser Gedanke jedoch zuwider. Auch Fenja würde gerne noch Hosen tragen. Er erinnerte sich noch gut an den Streit, den diese mit ihrer Mutter deswegen gehabt hatte. Mädchen trugen in Schwarzenberg ab ihrem zwölften Lebensjahr nämlich ausschließlich Kleider. Fenja war es ein Gräuel, auf ihre Hosen verzichten zu müssen. Sie war im Februar zwölf geworden und Nimara bestand darauf, dass das Mädchen nun Kleider trug. Tankrond glaubte sich auch zu erinnern, dass an den Fernen Gestaden, wo er aufgewachsen war, viele Frauen Hosen getragen hatten. Selbst seine Mutter hatte er nur selten in einem Kleid gesehen.
    Bei näherer Betrachtung kam ihm die Kleidung der Anyanar, die vom Kastellan mit allen Ehrenbezeugungen begrüßt wurde, mehr wie eine Art Rüstung vor. Sie war zwar nicht so schwer und metallschimmernd wie die der Wachen, die nun in großer Zahl von Bord gingen. Doch war es nicht zu verleugnen, dass es sich hierbei um eine Art Uniform handeln musste. Die Hosen, die Weste sowie das Unterkleid, das die Frau darunter scheinbar trug, waren in einem gleichförmigen Braun gehalten.
    Die Frau war so stattlich, wie alle vom Volke der Anyanar auf ihn wirkten. Sie schien es auch gewohnt zu sein, den Männern Befehle zu erteilen. Tankrond sah, mit welcher Selbstverständlichkeit sie das tat, ehe sie mit Ingold den Weg hinauf zur Burg einschlug. Keiner der Soldaten begleitete

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