Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Visier?
Ein kalter Schauer überkam ihn und erst jetzt bemerkte auch Whenda, dass der Baron mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein schien als bei den Bogenschützen, die noch immer etwas entfernt von ihnen übten. Sie erkannte auch, dass er dunklen Gedanken nachhing. Doch als sie ihn fragte, was denn sein Gemüt trübte, wich er ihr aus und wollte keine Antwort geben.
Abends jedoch, nachdem Whenda ihn verlassen hatte, um zu Bett zu gehen, fiel er wieder in diese Nachdenklichkeit zurück. Was die Anyanar ihm auch sagte, letztendlich lief alles darauf hinaus, dass er selbst im Kriege mit Sharandir liegen sollte. Sollte man sich denn mit Mächten auf einen Kampf einlassen, die man nicht einmal verstand? Immer fester wurde sein Widerstand gegen die Pläne Whendas. Er begann nun, alles abzuwägen. Waren die Völker Maladans denn nicht schon geschlagen, wenn sie die Hilfe einer so kleinen Baronie wie Schwarzenberg benötigten, um ihr Überleben zu sichern? Wer in der Lage war, deren Armeen immer weiter zurückzudrängen, der konnte auch Schwarzenberg wie eine lästige Fliege zerquetschen. Wenn es stimmte, was Whenda sagte, dann verlor der König von Maladan in einer einzigen Schlacht fast 3.0000 dieser mächtigen Krieger auf einmal. Waren diese Nird wirklich so schwach und nur sehr zahlreich, wie Whenda es immer beteuerte? Oder steckte gar mehr dahinter? Gab es noch Feinde, von denen sie ihm nichts berichtete? Alle ihre Erzählungen handelten vom stetigen Niedergang des Volkes von Maladan. Wie sollten die Lande im Westen sich diesem Ansturm überhaupt widersetzen können, wenn selbst Maladan dafür zu schwach war? Dieser Gedankengang tat sich ihm immer wieder auf. Ständig ging er ihn erneut durch. Und immer war an seinem Ende nur das Ende Schwarzenbergs für ihn zu erblicken. Das konnte natürlich auch ein guter Grund zu kämpfen sein. Denn Whenda sagte ja auch nichts anderes voraus, als dass der Westen Vanafelgars an der Reihe sei, wenn Maladan erst einmal gefallen wäre. Doch galt der Hass, den Sharandir für sein eigenes Volk empfand, nicht vielleicht nur den Anyanar um ihrer selbst willen in der Welt? Hegte Sharandir vielleicht gar keinen Groll gegen die anderen Völker und wollte nur die Anyanar am Boden wissen? Diese Gedanken kamen ihm wieder und wieder, denn er musste auch zugeben, dass er es nicht zu durchschauen vermochte, was wirklich in der Welt vorging.
Die dunklen Sithar
Taru-Mordas, 30. Tag des 1. Monats 2515
»Spürt ihr jene Kraft, die uns schon einmal bedrohte?« Es war Scheitanas, der diese Frage stellte, und auf eine Antwort wartete er zunächst vergebens. Denn er saß alleine auf dem steinernen Thron in seinem Turm. Doch gehört wurden seine Worte, die er im Geiste zu den Seinen sprach. Diese antworteten ihm zwar nicht – doch gehört hatten sie ihn wohl.
Dann vernahmen sie die Stimme Meliliths. »Ich spüre die Kraft nicht Bruder, bist du dir sicher?«
» Vielleicht nicht in letzter Gewissheit, doch ab und an glaube ich, sie im Äther zu erkennen. Auch plagen mich Bilder aus alten Tagen.«
Eine dritte Stimme gesellte sich nun zu den ersten. »Auch mir kommen in letzter Zeit die alten Bilder vor Augen«, sprach Taratos.
» Wir stehen nur noch wenige Jahre vor dem endgültigen Sieg und ihr macht Euch Gedanken über längst Vergangenes.« Es war Asmordus, der als Letzter sprach. »Das größte Heer, das jemals in der Welt versammelt war, marschiert gegen den Süden, und all unsere Kinder sind mit ihm. Bald sind die Anyanar und Menschen Vanafelgars nur noch eine Erinnerung, die langsam verblassen wird. Wir sollten keine Schwäche zeigen«, ermahnte Asmordus die anderen dunklen Sithar. »Ich verspüre nur, dass meine alten Kräfte wieder stärker werden. Ich erhole mich langsam wieder.«
Auch die anderen Sithar fühlten, wie langsam ihre Kräfte in sie zurückzukehren schienen. In der letzten Schlacht Ilvaleriens hatten sie viel von ihrer Macht eingebüßt. Ihre Kräfte, mochten sie auch wieder stark sein, würden nie mehr derart sein, wie sie vor der Schlacht um Fengol auf Ilvalerien waren. Bevor die Schlacht von Tirn begann, war sie am stärksten gewesen.
»Und doch hat er mich bezwungen.« Die Sithar Uluzefars konnten sich gegenseitig im Geiste lesen. Jeder wusste, was der andere dachte und was er beabsichtigte zu tun. Dies war eine große Last, denn so war nie einer von ihnen alleine mit seinen Gedanken. Immer waren sie zu viert in einem. Dieser Umstand zermürbte die Kraft
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