Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Hoch loderten die Flammen und verbrannten den schwarzen Stein dieses von Uluzefar selbst verschlossenen Bauwerks. Unzähliges Gezücht quoll aus den Stellen hervor, wo der Stein verbrannt war. Die Sithar hatten alle Hände voll zu tun, dessen Weg aus dem Norden, wo Sharandir regierte, abzulenken. Die Kleinzwerge im Süden wurden jedoch dabei fast vernichtet. In ihren Ländern hatten die Geschöpfe ihres Herrn am stärksten gewütet. Die Sithar waren damals sehr verwundert gewesen über dieses widerliche Leben, das Uluzefar lange vor ihrer Erschaffung dort erweckt hatte. Vielleicht hatte dieses Leben einen Grund, vielleicht war es jedoch auch nur mangels anderer Beschäftigung von ihm ersonnen worden. Sie wussten es damals nicht zu sagen und auch heute nicht. Uluzefar hatte den Varakuul einen Weg in die Länder im Osten anlegen lassen. Dorthin, an den großen Krater, strebten jene der Geschöpfe dann auf der Flucht vor den Sithar. Gegen deren schwarze Feuer schienen sie machtlos zu sein und sie vergingen darin. Nur wenige erreichten den gewaltigen Tunnel, der Alatha mit den Landen verband, die die Mächte einst für die Kinder des Einen bereitet hatten, ehe sie wieder auf Alatha ihren Sitz nahmen. Nur die Arast-Ziriag, die Kleinzwerge im Dienste Uluzefars, hatten je das andere Ende des Tunnels erblickt. Doch die Bedrohung durch den Varakuul war zu groß geworden. Monat für Monat musste damit gerechnet werden, dass Erlikas sich aus den Fesseln des Bannes befreite, den die dunklen Sithar ihm aufgelegt hatten. Damals hatten sie Rat im dunklen Hort gehalten, dem größten Bauwerk, das jemals in der Welt errichtet worden war. Dessen Herr war nicht mehr da und nun sollten sie selbst die Herren der Welt sein, wie Uluzefar es ihnen einst angekündigt hatte. Doch was war das für eine Herrschaft, die beginnen sollte, bedroht durch den Varakuul?
S o entschlossen sie sich, Alatha durch den Tunnel zu verlassen und alle, die Uluzefar treu gedient hatten, mit sich zu nehmen. Sie mussten immer ein Auge auf Sharandir haben – ihm durfte nichts zustoßen. Deshalb mussten sie ständig über ihn wachen. Viele ihrer Schergen kamen auf dem langen Marsch in der ewig währenden Dunkelheit weit unter den Wassern zu Tode. Jene Geschöpfe aus der Klippenfestung, die auch durch den Tunnel das Weite gesucht hatten, töteten dort jeden Zwerg, dessen sie habhaft wurden. So waren es auch die Geschöpfe Uluzefars, die die Ersten waren, die von Alatha aus die neuen Lande erreichten – die Lande, in denen die Völker ihr Glück finden sollten. Als alle Überlebenden den Tunnel sicher im Osten verlassen hatten, zerstörten die dunklen Sithar ihn an vielen Stellen und die Wasser der Meere ergossen sich in ihn. Die dunklen Sithar wussten, dass der Varakuul die Meere nicht zu durchschreiten vermochte, dies würde sein schwarzes Feuer zum Verlöschen bringen. Doch waren sie sich auch sicher, dass, je weiter sie entfernt waren, ihr Bann auf Erlikas immer schwächer wurde. Und so kam es dann auch: Als der Bann von dem Varakuul fiel, machte er sich sofort auf, den Sithar und Uluzefars anderen Schergen zu folgen. Niemand war zwar mehr in den Landen Uluzefars, der sehen konnte, wie dieser in den großen Schlund hinunterstieg. Doch irgendwie schaffte er es, sich durch den an vielen Stellen zerstörten Tunnel zu bewegen, und dort, wo die Wasser der Meere eingedrungen waren, verdampften sie bei seiner Berührung. Doch wie es die dunklen Sithar vorausgesehen hatten, verlor er dabei viel von seinem dunklen Feuer. Als er dann in Kalamrauhn wieder ans Tageslicht kam, bannten die Sithar ihn erneut und sie entschieden sich, ihren Wohnsitz dort zu nehmen, wo der Varakuul gefangen war. Sie mussten in seiner Nähe bleiben, damit er nicht wieder erwachen konnte, und ihre Auren nährten den Bann, der ihn hielt. Tarumordas nannten die letzten Kleinzwerge hernach diesen Ort.
Dort saßen sie immer noch, in dunkle Gedanken gehüllt, die sie auf immer miteinander zu teilen hatten. Die Sithar hatten die Gedanken, die hinter Uluzefars Wirken standen, auch nie erkennen können. Zu widersprüchlich war ihnen alles erschienen, was ihr Meister begonnen hatte. Nur seine Macht hatten sie immer gespürt. Auch besprach sich der Dunkle nur selten mit seinen Sithar. Immer war Sharandir besser in seine Pläne eingeweiht als sie selbst. Doch auch dieser handelte sehr unüberlegt und impulsiv, wie es ihnen vorkam, ganz wie einst Uluzefar. War dies das unsichtbare Band, das diese beiden
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