Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Geister miteinander verband? Wer konnte das jedoch wissen?
Die Sithar hatten nicht einmal von Nerol gewusst, bis die Nerolianer selbst in die Lande Sharandirs hier im Osten kamen. Auch das Land Ulkaldor war ihnen fremd, denn nie hatten sie den Norden um Uluzefars Turm verlassen. Doch eine Sache gab ihnen zu denken, denn immer suchten sie nach Wegen, ihre Gedanken zu trennen. Uluzefar war besessen von dem Neruval gewesen, welches die Kleinzwerge einst ihr Eigen nannten. Sie erinnerten sich noch genau an jenen Moment, in dem ihr Herr erfahren hatte, dass diese es an sich genommen hatten. Nie zuvor war sein Zorn auf die Völker größer gewesen und er hatte es unbedingt zurückhaben wollen. Seinen Aufschrei in ihren Gedanken hörten sie noch heute, wenn einer von ihnen sich an jenen Tag erinnerte. Uluzefar brachte um des Neruvals willen auch ihre Welt an den Abgrund. Doch warum er es in seinen Besitz bringen wollte, wussten sie nicht. Seit jenem Tage ersann er allerlei Listen, um seiner wieder habhaft zu werden. Dies war auch der Grund, warum er Sharandir, diesen Narren, förderte. Aber nie sollte es ihm vergönnt sein, es zurückzuerhalten. Denn er vermied es, seine eigene Hand an die Angehörigen der Völker zu legen. Jene, die er in deren Lande sandte, um ihm wiederzubringen, was er verloren hatte, versagten kläglich in ihrem Tun. Selbst die Kriege, die er Sharandir beginnen ließ, führten zu keinem Erfolg. Die schützende Hand der weißen Mächte schien stärker als der Arm seiner Schergen.
Oft hatten die dunklen Sithar daran gedacht, dass, wenn sie sich Helme aus dem Neruval machen könnten, diese dann die Gedanken der anderen aus ihrem eigenen Geiste hielten. Zwar war es nur ein Wunschdenken, aber einen Versuch sollte es wert sein. Noch war das Neruval zwar verschollen, doch irgendwo in Vanafelgar oder in den Ländern nördlich davon musste es ja sein. Wenn die Völker bezwungen waren, wollten sie es suchen. Sie hatten viel Zeit dafür, sehr viel Zeit. Sollte Sharandir keine Gefahr mehr drohen, dann konnte sich immer einer von ihnen auf die Suche machen. Sie glaubten, dass drei von ihnen ausreichten, um den Bann auf Erlikas aufrechtzuerhalten. Würde die Sache mit dem Neruval jedoch gut für sie verlaufen und sie endlich zu eigenständigen Individuen machen, die ihren eigenen Gedanken nachgehen konnten, dann würden sie die Welt unter sich aufteilen und nicht mehr danach trachten, sich zu vereinigen. Hätten sie erst das Neruval in ihrem Besitz, müsste es auch möglich sein, damit den Varakuul endgültig zu bezwingen. Sie wussten um die Schwerter der Herrscher und über welche Schärfe diese verfügten. Alle Kraft würde Erlikas entweichen, wenn sie ihm eine solche Waffe, oder gar vier davon, gleichzeitig in den Leib rammten, dessen waren sie sich sicher. Was sie jedoch für Sharandir vorsahen, war noch grausamer. Solange sie das Neruval nicht besaßen, war er ein nützlicher Idiot und nicht mehr. Hatte er die Völker erst bezwungen, so sollten auch seine Leute dabei helfen, das Neruval zu finden. Wenn es dann gefunden war, würden sie versuchen, den Varakuul zu töten.
Danach wäre Sharandir an der Reihe. Entweder ließ sich seine Kette mit einem Werkzeug aus Neruval von seinem Hals lösen, ohne dass er dabei Schaden nahm, oder sie nahmen ihn gefangen. Dann sollte er in Eisen geschlagen bis zum Ende aller Tage ihr Gefangener sein. Sie würden Sorge dafür tragen, dass ihm nichts geschehen konnte. Er würde gefüttert und gewickelt wie ein kleines Kind, doch nie wieder würde er freikommen. Verfluchen sollte er dann den Tag, an dem Uluzefar ihn über sie gestellt hatte. Sein Königreich sollte ein Palast sein, der zu einem einzigen Zweck erbaut werden würde, und dieser Zweck bestand darin, ihn gefangen zu halten. Wenn es sein musste, so lange, bis die Welt endete – nie mehr würde er freikommen. Und dieser arme Schwachkopf glaubte noch immer, dass die Sithar sich ihm zu beugen hatten. Dass er der König der Welt – sogar der Stellvertreter Uluzefars selbst sei. Die dunklen Sithar lachten durcheinander und dieses Lachen störte sie nicht in ihren Geistern, denn es entsprang ihrem gemeinsamen Willen und diente ihrem gemeinsamen Zweck.
» Wir müssen wachsam sein«, unterbrach Scheitanas das Lachen. »Kein Fehler darf uns nun am Ende unseres Weges unterlaufen.«
Die anderen Sithar stimmten ihm zu, doch jeder fragte sich, welchen Fehler sie wohl machen konnten.
Melilith antwortete schließlich auf diese
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