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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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rückte. Hartnäckig versuchte sie, der ersten Buchseite einen Sinn abzugewinnen. Unmöglich. Schon drei Leichen? ln zwei
    Absätzen? Wie um alles in der Welt sollte sie sich all die Namen merken?
    Vor ihrer Nase tauchte ein Löffel auf. »Auch mal probieren, Mylady?«
    Sie leckte den Löffel ab, um Kendrick bei Laune zu halten. »Schmeckt ein bisschen langweilig.«
    »Aye«, stimmte er zu. »Finde ich auch.«
    Noch mehr Leichen. Diesmal in der Bibliothek. Vielleicht wäre es am Ende doch nicht so schlecht. Natürlich war es schwierig, sich zu konzentrieren, wenn ihr Kendrick alle dreißig Sekunden Eis in den Mund löffelte. Nachdem sie fünf Minuten lang denselben Absatz gelesen hatte und dabei ständig von dem sie fütternden Mann gestört worden war, erkannte Genevieve, dass sie heute Abend nicht mehr lesen würde. Aber es brachte nichts, Kendrick das merken zu lassen. Verstohlen musterte sie ihn, als er die Schüssel abstellte, und sah, dass sein Gesicht sich verfinsterte.
    Er streckte sich auf dem Sofa aus, legte seinen Kopf in ihren Schoß und drängte sich zwischen sie und das Buch. Sie nahm keine Notiz von ihm. Er griff nach ihrer Hand, legte sie auf seinen Kopf, schob sie hin und her und wollte ihr damit auf ach so subtile Weise bedeuten, ihm das Haar mit den Fingern zu kämmen. Genevieve kam dem zwar nach, schaute ihn aber nicht an. Sie hatte ihm die Bemerkung über das Auspeitschen noch nicht verziehen.
    »Genevieve?«
    Sie schürzte die Lippen und las weiter.
    »Du bist jetzt schon seit fast einer halben Stunde auf Seite zwei. Wie wirst du je mit einem Buch fertig, wenn du so langsam liest?«
    »Ich genieße es.«
    Er nahm ihr das Buch weg und schleuderte es quer durch den Raum. »Genieße etwas anderes.«
    »Mehr Eiscreme?«
    Er sah sie noch wütender an. »Nay.«
    »Ein anderes Buch?«
    »Verdammt, Genevieve, du quälst mich mit Absicht!«
    »Ist doch besser als Auspeitschen, nicht wahr?«, sagte sie in süßlichem Ton.
    Er runzelte die Stirn. »Ich hab dich nur geneckt.«
    »Das weiß ich.«
    Er nahm ihre andere Hand und führte sie an seine Lippen. »Umwirb mich«, bat er. »Zum Ausgleich umwerbe ich dich dann morgen.«
    »Ich glaube, ich hätte lieber Eis.«
    »Genevieve ...«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund. »War nur Spaß. Ich werde dich umwerben. Was möchtest du?«
    »Dass du mir die Haare kämmst.«
    Er wollte viel mehr als das, wie sie von seinen Augen ablesen konnte. »Das ist alles?«
    »Vielleicht einen weiteren züchtigen Kuss, oder auch zwei.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts.«
    Sie neigte den Kopf und küsste ihn sanft auf die Lippen. Oh, nach diesem Mund könnte sie bestimmt ohne Weiteres süchtig werden. Sie küsste ihn erneut, lehnte sich zurück und fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare.
    »Ich sollte eine Bürste holen.«
    »Deine Finger sind bestens dafür geeignet.«
    Genevieve musste zugeben, dass Kendrick für sie ebenfalls bestens geeignet war. Wenn er ihr nun doch nur den Gefallen tun würde, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen, wäre sie absolut glücklich.
    Stattdessen schlief er ein.
    Warum sie das so überraschte, war ihr unklar. Sie schrieb es dem zu großen Vergnügen zu, sich das Haar kämmen zu lassen. Wenigstens verschaffte es ihr reichlich Gelegenheit, sich an das Gefühl seines Kopfes auf ihren Beinen und
    seiner Finger, die ihre Hand umschlossen, zu gewöhnen. Sie machte es sich bequemer und spielte träge mit einer Locke seines Haars. Kaum zu glauben, dass sie am Abend zuvor eine so betäubende Angst verspürt hatte. Als würde Kendrick ihr jemals wehtun.
    Sie seufzte. Vielleicht war sie nur so erleichtert, weil sie wusste, dass Kendrick an diesem Abend nicht mit ihr schlafen würde. Genevieve war sich nicht ganz sicher, woher sie das wusste, aber sie wusste es. Vielleicht lag es an der Zurückhaltung, die er gezeigt hatte, als sie ihn küsste. Das war nicht ohne Wirkung auf ihn geblieben. Sie hatte nicht widerstehen können, einen verstohlenen Blick auf seinen Schoß zu werfen. Männer waren so offenkundig unfähig, ihre Reaktion zu verbergen. Trotzdem hatte Kendrick ihr das Gefühl vermittelt, die Oberhand zu haben. Dafür segnete sie ihn insgeheim.
    Er hatte recht, als er sagte, all ihre gemeinsam verbrachte Zeit hätte sie nicht darauf vorbereitet, Liebende zu sein. Gefühlsmäßig und geistig kannte sie ihn gut genug, aber körperlich? Überhaupt nicht. Das einzige Heilmittel dafür war Zeit. Typisch Kendrick, dass er ihr diese Zeit schenken

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