Das Erbe in den Highlands
über die Sessellehne sprang. Er erwischte sie und drückte sie gegen das Regal.
»Und wie sieht es jetzt aus?«
»Eher öde«, hauchte sie.
Er nahm ihr das Buch aus der Hand und stellte es wieder ins Regal. »Das klingt schon besser.«
»Junge, bist du anspruchsvoll. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
»Schon sehr oft. Und immer in den schmeichelhaftesten Tönen.«
Sie wollte etwas Schlagfertiges antworten, aber plötzlich hatte es ihr komplett die Sprache verschlagen. Sie konnte nur zu ihrem Gatten hochblicken und war sich bewusst, dass er direkt vor ihr stand, die Hände rechts und links von ihr gegen das Regal gedrückt, und sie weit überragte. Obwohl er auch als Gespenst auf sie stets kraftvoll gewirkt hatte, war es doch überwältigend, ihn als lebenden, atmenden Körper vor sich zu haben. Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte, hörte das leise Geräusch seines Atems, spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging und sie wärmte. Sie wusste, wie es sich anfühlen würde, wenn er seine Arme um sie legte, wie wunderbar geborgen sie sich fühlen würde, wenn sie gegen diese harte Brust gedrückt wurde.
Sie wusste auch, dass er von ihr erwartete, etwas zu unternehmen. Schließlich war er doch kaum anders als zuvor. Trotz der offensichtlichen Unterschiede war er immer noch Kendrick. Er war nach wie vor der Ritter, der ihr seine Burg und sein Herz angeboten hatte, nachdem sie ihm ihre Seele geöffnet hatte. Er war immer noch der Mann, der all seine Kraft aufgebracht hatte, um ihr einen Ring über den Finger zu streifen. Er war derjenige, der sie geneckt, sie mit seinem Wunsch nach Aufmerksamkeit verrückt gemacht, sie vor den Bösewichten beschützt hatte. Und er war derjenige, der sie liebte. Er hatte seine Träume hintangestellt, um ihre zu verwirklichen und sie in seiner Nähe zu halten. Hatte es ihn so sehr verändert, einen Körper zu haben?
Nein. Selbst wenn sie nicht so recht wusste, wie es weitergehen sollte, und sie sich vermutlich ein Dutzend Mal zum Narren machen würde, war sie entschlossen, es zu versuchen. Denn wie schwer konnte es schon sein, den eigenen Gatten zu verführen? Immerhin war er dem ja nicht abgeneigt.
Sie hielt seinen Blick fest, hob langsam die Hände und legte sie ihm auf die Schultern. Er rührte sich nicht, blinzelte nicht. Wenigstens rannte er nicht weg. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte ihn küssen, aber sie kam nicht hoch genug. Er machte keine Anstalten, ihr zu Hilfe zu kommen. Sie sank auf die Hacken zurück und runzelte die Stirn.
»Du könntest dich herabbeugen.«
»Wie meine Lady es wünscht.« Ergeben neigte er den Kopf.
Das war schon besser. Wieder legte sie die Hände auf seine Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen, um an seine Lippen zu kommen. Allein bei der Berührung fuhr ihr ein Kribbeln über den Rücken. Sie küsste ihn noch einmal, dann ein weiteres Mal und war verblüfft, dass er nicht reagierte. Sie öffnete die Augen und schaute ihn an.
»Du könntest die Arme um mich legen, weißt du.«
»Du brauchst mir nur zu sagen, was du möchtest.«
Oh, so ging das Spiel also. Vielleicht gar kein so übles Spiel, vor allem, da es nicht lange dauern würde. Kendrick prahlte gern mit seiner Geduld, aber Genevieve wusste, dass er nicht allzu viel davon besaß. Sie lächelte selbstgefällig und genoss die Macht, die sie über ihn hatte.
»Wenn das so ist«, sagte sie gebieterisch, »dann möchte ich, dass du deine Arme um mich legst und mich an dich drückst.«
»Natürlich, Euer Ladyschaft«, sagte er demütig und legte die Arme um sie.
Genevieve runzelte die Stirn. Also, das war die unpersönlichste Umarmung, die ihr je zuteil geworden war. »Mit Gefühl, Kendrick.«
»Ich kann Euch durchaus fühlen, Mylady.«
Sie verdrehte die Augen. »Und dabei dachte ich, du wolltest mein Liebessklave sein.«
Er sank auf die Knie. »Gebietet über mich«, sagte er gravitätisch.
Sie lachte und strich ihm das Haar aus den Augen. »Ich dachte, du wärst derjenige, der um mich werben wollte.«
»Ich habe meine Meinung geändert. Mir wäre es lieber, wenn du um mich wirbst.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie das geht.«
»Vor ein paar Minuten hast du es schon recht gut gemacht.«
»Hat es dir gefallen?«
Er blickte ins Leere, als würde er tiefsinnig über die Frage nachdenken. »Es war weniger schmerzhaft als Auspeitschen, aber nicht ganz so wunderbar wie eine Schale Schokoladeneiscreme mit Stückchen und Sahne oben
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