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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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hatte er es nie wieder für nötig gehalten, so etwas zu versuchen.
    Eine kleine Ruhepause war vielleicht keine schlechte Idee. Der Zugang zu seinem Schlafzimmer war ihm im Moment zwar verwehrt, doch es gab ja noch den gemütlichen Tisch unten im Weinkeller. Aye, das war der richtige Platz für ihn. Dabei bot sich ihm auch die günstige Gelegenheit festzustellen, ob Worthington mehr von diesem exzellenten Jahrgang aus der Gascogne kippte, als gut für ihn war.
    »Kendrick, um Himmels Willen, was treibt Ihr?«
    Kendrick war sich sicher, nur für ein oder zwei Momente die Augen geschlossen zu haben. Zornig starrte er seinen Haushofmeister an. »Ich versuche mich auszuruhen, alter Mann. Ein Unterfangen, bei dem du, möchte ich bemerken, nicht im mindesten hilfreich bist.« Unbewusst rieb er sich die Stirn und merkte dann, was er da tat. Als könnte er tatsächlich Kopfschmerzen haben! Er behielt sein finsteres Gesicht bei, schon aus Prinzip. »Was hat dieser verdammte Aufruhr zu bedeuten?«
    »Lady Genevieve hat einen Käufer für das blaue Zimmer gefunden, Mylord. Besagter Käufer verlässt uns nun mit Lady Agathas Habseligkeiten.«
    Kendrick setzte sich ruckartig auf. »Sie hat was? Sie sollte bei Tagesanbruch fort sein!«
    Worthington entfernte einen Fussel von seinem Jackett. »Ich nehme an, sie hat ihre Meinung geändert, mein lieber Junge.«
    Kendrick sprang auf. »Zum Teufel, Worthington, wieso hast du mir das nicht gesagt?«
    »Lady Agathas Geschmack war noch nie mein Fall. Eine Ansicht, die Ihr teilt, nehme ich an.«
    »Ich wollte Genevieve los sein, verdammt nochmal, und das hast du gewusst.«
    »In der Tat«, stellte Worthington ungerührt fest.
    Kendrick bedachte seinen Haushofmeister mit einem missbilligenden Blick und stapfte die Treppe hinauf. Wie sehr er sich wünschte, einen Körper zu haben, mit Füßen zum Stampfen, um seiner Verärgerung lautstark und be-friedigend Ausdruck zu verleihen. An der Küchentür blieb er stehen und beobachtete, wie sein Opfer ein altes, verschrumpeltes Ehepaar umschmeichelte, dessen blaues Blut so dick war, dass es ihrer Haut den passenden Ton zu den entsetzlichen blauen Möbeln verlieh, die gerade durch die Eingangstür verschwanden.
    »Ich bin ja so froh, dass die Möbel ein gutes Zuhause gefunden haben«, säuselte Genevieve. »Mir war sehr daran gelegen, die richtigen Käufer dafür zu finden.«
    »Seien Sie versichert, Lady Seakirk, dass wir äußerst pfleglich mit den Stücken umgehen werden«, erwiderte die ältliche Frau mit vor Selbstgefälligkeit triefender Stimme. »Wir haben natürlich nur ganz wenige Stücke, von denen wir uns möglicherweise trennen würden, um sie zu verkaufen. Die weniger wertvollen, Sie verstehen.«
    »Natürlich, ich verstehe«, versicherte ihr Genevieve. »Vielleicht könnte ich Ende des Monats vorbeikommen.«
    »Aber nicht ohne Terminvereinbarung, meine Liebe. Man hat so viele wichtige Leute zu treffen und so wenig Zeit dafür. Ohne zweiwöchige Voranmeldung kann ich Sie beim besten Willen nicht empfangen.«
    Kendricks Zorn verlagerte sich für einen Augenblick von Genevieve auf die Blaublütige, die ihr so hochnäsig begegnete. Fast war er versucht, aus seiner Deckung zu springen und die Frau und deren tattrigen Ehemann zu Tode zu erschrecken. Wenn er es sich recht überlegte, war das gar keine so schlechte Idee.
    »Was geht hier vor?«, donnerte er und trat in die Halle.
    Die Frau fiel beinahe in Ohnmacht. Vielleicht hatte sie schon von Seakirks glanzvollem Ruhm gehört, den zu mehren Kendrick keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ. Je mehr Leute glaubten, in der Burg spuke es, desto mehr Ruhe und Frieden waren ihm vergönnt.
    Genevieve blitzte Kendrick böse an, bevor sie sich mit besorgter Miene wieder ihrer Kundin zuwandte.
    »Das war nur der Wind, Lady Hampton. Lord Hampton, ich glaube Ihr Wagen ist vorgefahren. Ich rufe Sie später an. Auf Wiedersehen.«
    Damit beförderte sie die beiden schnell zur Tür hinaus und schloss sie energisch. Kendrick kam auf sie zu und bedachte sie mit seinem furchterregendsten Stirnrunzeln.
    »Ich verlange zu wissen, was Ihr da treibt!«
    Sie lehnte sich an die Tür und gähnte. Kein einer Lady würdiges Gähnen, sondern eines reiner Erschöpfung. Oder Langeweile. Kendrick war sich nicht sicher, welches von beiden, aber ihm war klar, dass sie ihn damit auf die Palme bringen wollte, und das gefiel ihm nicht.
    »Verdammt, Frauenzimmer, antwortet mir!«
    Genevieve stieß sich von der Tür ab.

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