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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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geworden wäre. Verdammt, kein American Football. Nicht einmal Hockey. Ein bisschen Brutalität hätte ihn ungeheuer besänftigt, aber es sollte wohl nicht sein. Mit einem tiefen Seufzer schaltete er den Fernseher aus und stand auf.
    Er ging die Treppe hinauf und trat hinaus auf den Wehrgang. Solange er lebte, hatte es ihn immer beruhigt, dort herumzuspazieren. Seit er tot war, hatte sich daran nicht viel geändert. Bis auf die offensichtlichen Veränderungen natürlich. Zu Lebzeiten hätte die Meeresbrise sein Haar zerzaust, an seinem Umhang gezerrt, wäre durch das Gewebe seiner Kleidung gedrungen und hätte seine Haut umschmeichelt. Er hätte den scharfen Salzgeruch in der Luft wahrgenommen und die Kühle des Nachtwinds gefühlt. Er hätte den Wein vom Abendessen auf der Zunge geschmeckt und das Gefühl der Sättigung in seinem Bauch genossen. Und sein Körper hätte noch eine andere Art von Vergnügen
    herbeisehnen können, bei dessen Befriedigung ihm jede Magd aus der Schar seines Vaters nur zu gerne geholfen hätte. Fürwahr, im wirklichen Leben hätte so ein Abend höchst erfreulich enden können.
    Im Tod war da nichts. Keine Verwendung für die Sinne, die ihm sein starker Körper über dreißig Jahre zur Verfügung gestellt hatte; keine Empfindung von Geschmack, Geruch oder Berührung. Der Tod war eine Leere, ein Ort des Nichts, ein Käfig, in dem er seit sieben Jahrhunderten qualvoll eingesperrt war. Nicht einmal der uneingeschränkte Gebrauch seines Geistes und dessen ungewöhnlicher Kräfte ersetzten die alltäglicheren Segnungen, die ihm sein Körper einst hatte zuteil werden lassen.
    Bald. Bald schon wäre Genevieve fort, auf der Übertragungsurkunde stünde sein Name, und er könnte aufhören, bis in alle Ewigkeit weiter zu spuken, könnte auf die andere Seite wechseln, nicht mehr an die Erde gefesselt, nicht mehr von dem Fluch gebunden, mit dem Matilda ihn belegt hatte, als er sterbend im Verließ von Seakirk lag. Die Burg wäre endlich sein, und er würde sie bereitwillig verlassen. Er war es leid, zu leben und doch nicht zu leben.
    Und er war der Bitternis müde. Zu Lebzeiten war er ein ganz netter Kerl gewesen, so nett ein Krieger eben sein konnte, wenn er Jahr für Jahr damit zubrachte, anderen den Garaus zu machen, um seinen eigenen Hals zu retten. Nie hatte es ihm nachts an Gesellschaft gemangelt, so er sie wollte; das sprach doch gewiss für ihn. Wie schade, dass all sein Charme und seine Galanterie durch einen einzigen Bolzenschuss einer Armbrust zunichte gemacht worden waren.
    Wie er Richard und Matilda verabscheute! Und Matilda hasste er am meisten. Die Hexe. Durchtriebene, hinterhältige kleine Metze mit ihren gierig ausgestreckten Händen. Kendrick fluchte deftig. Fürwahr, es war ihre Schuld, dass er so bitter geworden war. Solange er lebte, hatte er nie die Hand gegen eine Frau erhoben oder sie schlecht behandelt. Ihm war nicht ganz wohl, wenn er an den Schrecken dachte, in den er die arme Mistress Buchanan versetzt hatte. Wie tief er doch gesunken war!
    Er zwang ein Stirnrunzeln auf sein Gesicht. Ihm war nichts anderes übrig geblieben. Sofort war ihm klar gewesen, dass man sie nicht in den Wahnsinn treiben konnte. Sie besaß jedenfalls eine wesentlich stabilere Konstitution als all ihre Vorfahrinnen. Sie zu erschrecken, war die einzige Möglichkeit gewesen. Bedauerlich, aber notwendig.
    Seltsam, dass er bei keiner anderen Buchanan unter solchen Gewissensbissen gelitten hatte.
    Er setzte sich in Bewegung, bevor dieser Gedanke Gelegenheit hatte, sich zu weiteren Spekulationen zu entwickeln. In ein paar Stunden wäre sie fort. Er würde Worthington bei Mr McShane anrufen lassen, damit der die nötigen Papiere brachte. Dann konnte Kendrick sich niederlegen und für immer schlafen. Allein diese Vorstellung verschaffte seinem Herzen Frieden. Oh, wie sehr er des Spukens müde war!
    Er stapfte weiter, bis die Dunkelheit dem schwachen Licht der Morgendämmerung wich. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl von Mattigkeit, nicht geistig, sondern körperlich. Aber er besaß doch gar keinen Körper in physikalischem Sinne; wie um alles in der Welt konnte er da müde sein? Mit Müdigkeit hatte er nur zu kämpfen, wenn er die Anstrengung unternahm, etwas aus der gegenständlichen Welt zu bewegen. Einmal hatte er zu telefonieren versucht. Allein schon den Hörer anzuheben, hatte ihn eine ganze Stunde gekostet, und er war eine Woche ans Bett gefesselt, um sich von dieser Anstrengung zu erholen. Daraufhin

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