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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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vorsichtshalber die Augen.
    »Das ist ja wohl eine ziemlich feige Art, oder?«, piepste sie und umklammerte die Armlehnen des Sessels. Sie war sich sicher, jeden Moment das Geräusch von splitterndem Holz zu hören, so fest packte sie zu.
    Das Messer fuhr plötzlich in die Höhe. »Wie bitte?«
    »Mich von hinten zu erdolchen«, würgte sie in der Hoffnung hervor, ihn mit belanglosem Geplauder ablenken zu können. »Irgendwie unmännlich, die Tat so anzugehen, finden Sie nicht auch?« Sie zuckte zusammen. Oh ja, Genevieve, beleidige ihn auch noch.
    »Da es nur meine Absicht war, Euch so schnell wie möglich zu töten, habe ich mir wahrlich keine Gedanken darüber gemacht, wie ich die Tat vollbringen wollte.«
    »Würden Sie mir nicht lieber in die Augen sehen, wenn Sie es tun?«, schlug sie vor, um mehr Zeit zu gewinnen.
    »Hölle und Verdammnis, was seid Ihr für ein keckes Frauenzimmer!«
    Ohne einen Laut zu hören, spürte Genevieve, wie er sich bewegte. Kurz darauf starrte sie auf kräftige Schenkel und lange Beine, die seine Leistengegend direkt vor ihre Nase beförderten. Offensichtlich zog er heute Abend Bequemlichkeit vor, denn er hatte die Rüstung gegen verwaschene Jeans ausgetauscht. Schleunigst hob sie den Blick, vorbei an schmalen Hüften, über den Gürtel der Jeans bis hinauf zum Sweatshirt. Ihr Blutdruck stieg um etliche Striche an. Das Sweatshirt war schwarz, etwas schäbig und trug den Aufdruck Tod allen Buchanans.
    »Wie witzig«, sagte sie lahm.
    Er grummelte. Na, wenigstens hingen seine Arme noch seitlich herab. Ihr Blick glitt an ihnen hinauf, registrierte die Breite seiner Brust und der Schultern sowie einen kräftigen Hals. Dann sah sie sein Gesicht.
    Wie war es ihr nur gelungen, in seiner Gegenwart einen vernünftigen Gedanken zu fassen, geschweige denn, ihn zu ignorieren? Er war von einer so markanten Schönheit, dass es ihr den Atem verschlug. Also, das wäre doch eine Art zu sterben, wenn es denn sein sollte. Sie sah dunkles Haar, das ihm über die Schultern fiel, ein breites Kinn, kraftvolle Lippen und wie gemeißelte Wangenknochen. Was für ein eindrucksvolles Gesicht, mit wilden männlichen Zügen. In der Tat, das war ihr Ritter. Wie umwerfend musste er zu Lebzeiten ausgesehen haben. Sie sah ihm in die Augen und war völlig unvorbereitet auf deren Farbe.
    »Ihre Augen haben einen sagenhaften Grünton«, platzte sie heraus.
    »Die meiner Mutter«, erwiderte er knapp.
    »Die Ihrer Mutter?« wiederholte sie und hätte ihren Wangen nur zu gerne Luft zugefächelt, um die Röte zu kühlen.
    »Meine Augen«, brummte er genervt. »Ich habe die Augen meiner Mutter.« Er brummte erneut und fluchte leise vor sich hin. »Mein Vater behauptete, sie hätten die Farbe von Salbei, der zu lange in der Sonne gelegen hat.«
    »Wie romantisch.« Genevieve lächelte entzückt. »Aber das hat er doch sicherlich scherzhaft gemeint.« Bei solchen Eltern konnte das Gespenst bestimmt nicht nur böse sein.
    Ihm hatte es kurzfristig die Sprache verschlagen. Dann brachte er ein wenig überzeugendes Knurren hervor.
    »Aye, war es.«
    »Sie haben einen hübschen Akzent, wissen Sie.«
    Voller Verzweiflung schlug er sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das ist wohl die lächerlichste Situation, in der ich mich je befunden habe«, rief er aus. »Ich kam her, um ein Weib zu töten, und nun stehe ich hier und unterhalte mich so ruhig und nett, als spazierten wir im Garten des Königs. Bei allen Heiligen, Demoiselle, Ihr macht mich ganz wirr!«
    »Oh, aber ich bin davon überzeugt, dass Sie mich gar nicht umbringen wollen«, entgegnete Genevieve schnell. »Ich rede gerne mit Ihnen. Warum setzen Sie sich nicht und wir unterhalten uns ...«
    »Törichtes Weibsbild«, stieß er entnervt hervor. »Ich will Euch töten. Warum sonst hätte ich dann wohl dieses verdammte Messer mitgebracht?«
    Nur mit Mühe konnte sich Genevieve ein nachsichtiges Lächeln verkneifen. Also wirklich, der Mann war ja so leicht zu durchschauen. Seit drei Tagen versuchte er, sie mit nicht existierenden Schwertern und Ähnlichem zu erschrecken, und jetzt wollte er ihr weismachen, diese Waffe sei echt? Wohl kaum. Schlagartig fasste sie wieder Mut. Sie hielt ihm die Hand hin.
    »Ich heiße Genevieve.«
    »Ich weiß, wie Ihr heißt!«
    Sie lächelte unbeirrt. »Wie schön. Und Sie sind ...«, gab sie ihm ermutigend das Stichwort.
    Er ließ das Messer auf den Sessel ihr gegenüber fallen und hob die Hände in einer Geste der Verzweiflung.
    »Ihr, Mylady«,

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