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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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wollte.
    »Gemütlich«, konstatierte sie mit einem anerkennenden Kopfnicken, während sie an die Rückenlehne des Sofas trat und mit der Hand über den Bezug strich. »Aber wie in aller Welt haben Sie es hier herauf bekommen? Oder, anders gefragt: wann?«
    »Letzte Nacht. Die Kaufleute im Dorf sind Worthingtons ungewöhnliche Arbeitszeiten gewöhnt, wie sie es nennen. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, dass Ihr auf diesem harten Stuhl sitzt, deshalb habe ich es gekauft.«
    Sie lächelte. »Sie sind viel zu gütig, Mylord.«
    »Kommt, probiert es aus«, sagte er und versuchte sich den Anschein zu geben, als wäre es ihm völlig egal, ob sie neben ihm saß oder nicht. Gemach, Seakirk. Mach um Himmels willen nicht so ein verzweifeltes Gesicht.
    Genevieve ging langsam um das Sofa herum und setzte sich. Hätte sie die Absicht gehabt, noch weiter von ihm entfernt Platz zu nehmen, wäre sie auf der anderen Seite der Armlehne gelandet.
    »Heute habt Ihr die Fäden ziehen lassen?«, erkundigte er sich höflich. »Dürfte ich es mir ansehen?«
    Sie hielt ihm die Hand hin, zuckte aber nervös zusammen, als er sich darüber beugte.
    Ablenkung. Er musste sie irgendwie ablenken, und zwar schnell, ehe sie wieder davonlief.
    »Football?«, bot er an. »Raiders gegen 49ers auf Video. Ich habe es mir noch nicht angesehen. Könnte spannend sein.«
    »Klingt hervorragend«, sagte sie mit einem Nicken. »Könnte meinen 49ers Hoffnung für die Playoffs bringen, wenn sie heute gewinnen.«
    Ihre 49ers, also wirklich. Kendrick merkte, wie sich seine Stirn in Falten legte. »Steve Young ist eine Memme«, stellte er klar.
    »Nein, ist er nicht.«
    »Aye, ist er wohl. Ich könnte zweimal so weit und so hart werfen wie er und bräuchte keine Frontline, die mich schützt«, fügte er arrogant hinzu.
    Sie schenkte ihm ein belustigtes Lächeln. »Selbstverständlich, Mylord.«
    Ob ihres ironischen Tons blickte Kendrick sie finster an
    und erntete dafür ein Lachen. Zum Glück war er nicht zu erzürnt, um zu übersehen, dass sie sich inzwischen entspannt hatte und nicht mehr die andere Armlehne umklammert hielt. Er gab sich größte Mühe, aus seinem Stirnrunzeln kein Grinsen werden zu lassen. Ablenkung schien der beste Weg zu sein, Mistress Genevieve Buchanan den Hof zu machen und sie zu erobern.
    Das Spiel fing an, und es dauerte nur ein paar Minuten, bis Genevieve völlig darin aufging. Er lachte über ihre Entrüstung bei fragwürdigen Entscheidungen, denn sie war mindestens genauso starrköpfig wie er. Und dann begann er innerlich zu kochen über ihren Gefallen an massigen Männerkörpern in enger Montur. So beachtlich war ihre Statur nun auch wieder nicht. Bei allen Heiligen, was hätte er in so einer Ausrüstung für eine verwegene Figur abgegeben. Er war nahe daran, ein derartiges Kleidungsstück herbei zu zaubern, um es ihr zu beweisen. Wenn er nicht befürchtet hätte, dass es zu augenfällig sein könnte, hätte er es getan.
    In der Halbzeit verpuffte ihr Interesse, und er entließ Genevieve in seinen Reliquienschrein, insgeheim voller Stolz über ihre grenzenlose Begeisterung für all seine Errungenschaften. Tags zuvor war er ihr nach ein paar Minuten gefolgt und hatte gesehen, wie sie mit den Fingern sacht über ein Wams strich, das er zu Lebzeiten getragen hatte. Dieser Anblick hatte zu einem verräterischen Kloß in seinem Hals geführt, und er hatte sich eilends zurückgezogen, um sie nicht zu stören oder in Verlegenheit zu bringen. Dann hatte er sich auf den Wehrgang geflüchtet, wo er ein paar Tränen des Bedauerns verdrückt und sich anschließend mit der Vorstellung gequält hatte, Genevieve würde mit den Fingern über ein Wams streichen, das er gerade trug.
    Mit einem Seufzer stellte er seine Füße auf den Hocker vor sich, legte die Hände in den Nacken und lehnte sich zurück. Obwohl er darunter litt, Genevieve nicht berühren zu können, wollte ihm nicht einfallen, wann er das letzte Mal so zufrieden gewesen war. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war er wieder ganz der Alte. Verflogen waren die überwältigenden Rachegedanken, die ihn von morgens bis abends verfolgt hatten. Verschwunden war die Verbitterung über Matilda und Richard wegen ihrer Intrige. Vorbei war der Zorn auf die Höheren Mächte, die ihn in diesen beklagenswerten Zustand versetzt hatten.
    Stattdessen war er dankbar. Wer hätte gedacht, dass siebenhundert Jahre des Wartens ihm einen Schatz wie diese Frau bescheren würden, die vor sich hinsummte,

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