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Das Erbstueck

Das Erbstueck

Titel: Das Erbstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B Ragde
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Rampe ging, mit vom Essig brennendem Unterleib und einer Übelkeit, die ihr bis in die Kehle stand, wimmelten alle durcheinander, um ihr zu gratulieren. Hier war sie zu Hause. Alle wollten ihr einen ausgeben. Aber sie fühlte sich zu elend. Sie brauchte immer mehrere Tage, um Bæppes Elixiere auszuwaschen.
    »Wir lieben dich, Malie«, hörte sie von allen Seiten. »Und dass du herkommst? Dann seid ihr beide, du und Frau Psst!, im Exil von der echten Theaterwelt.«
    Tutt und Käse-Erik waren auch dort. Käse-Erik fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    »Nur heute Abend«, sagte Tutt. »Malie zuliebe. Du kannst noch früh genug zu Hause sitzen und mir beim Sticken zusehen, Erik, mein Geliebter.«
    In ihrer Garderobe war eine Rose abgeliefert worden. Und eine Karte: Von Ihrem ergebenen Bewunderer Mogens C. T.
    Das erzählte sie Tutt. »Kennen wir den?«

    »Ich jedenfalls nicht«, sagte Tutt und küsste Käse-Erik auf die Wange. Er hörte mit gespitzten Ohren zu.
    »Der Mann«, sagte er und betrachtete Malies roten Mund, »der Mann, den du eines Tages heiratest, der darf nicht eifersüchtig veranlagt sein.«
    Die Sardelle kam und setzte sich zu ihnen. Sie schickte ihn nicht weg. Er flüsterte: »Ich habe dir verziehen, meine Geliebte. Denn er ist doch nach Hause gefahren, der Deutsche? Soll ich mit zu dir kommen? Ja, denn ich habe mir sagen lassen, dass du mit Tutt das Zimmer geteilt hast.«
    »Er war Österreicher. Und er kann jederzeit zurückkommen.«
    »Ach so. Ja, dann habe ich dir doch nicht verziehen. Einen schönen Abend noch.«

    In den folgenden Wochen fühlte sie sich zusehends elender. Ihr war schwindelig und schlecht, und sie ärgerte sich über jede Kleinigkeit. Ihre Blutung war auch gewaltig verspätet, aber das passierte doch häufiger? Eines Tages kamen dann endlich einige Tropfen. Sie atmete auf. Am Abend aber waren Unterhose und Stofflappen weiterhin weiß.
    Die Vorstellungen liefen wie am Schnürchen, wie geliefert von einer Maschine aus schweißnassen Oberschenkelmuskeln, Szenenwechseln, Applaus und einzelnen Interviews, die sie nach ihrem Erscheinen sorgfältig ausschnitt und in ein Schreibheft klebte. Jeden Abend erwartete sie in ihrer Garderobe eine neue Rose. Das gefiel ihr nicht. Der Mann gab sich doch nie zu erkennen. Sie wusste jetzt mit Sicherheit, dass sie seinen Namen vorher nie gehört hatte. Sie ertappte sich dabei, dass sie im Saal nach seinem Gesicht suchte – er saß doch sicher jeden Abend da? Die Garderobieren wussten, dass sie nach ihm Ausschau halten sollten, wenn die Rose geliefert wurde, aber meistens gab er sie schon unten im Foyer ab. Und bei dem Chaos, das nach Vorstellungsschluss dort herrschte, war es einfach unmöglich, sich eine Beschreibung von Mogens C. T. zu beschaffen.

    Eines Tages ging sie zur alten Marie, die in der Küche des Rode Kro arbeitete. Sie konnte es nicht länger aufschieben, sie musste mit ihr reden. Marie war davon überzeugt, dass Malie nie wieder einen Fuß auf die Bühne des Rode Kro setzen würde.
    »Keine Angst, die leihen mich nur aus«, sagte Malie. Sie saß mit einem Glas Wein auf der Mehltonne, während Marie Zwiebeln briet. Es sah aus wie ein Brei aus Würmern, ein Ekel erregender Anblick.
    »Ich bin noch immer Kabarettschauspielerin, Marie, und sonst gar nichts. Und genau das wollten sie doch haben. Aber ich muss dich etwas fragen. Ich brauche den Namen einer Frau. Ich glaube, ich bin ...«
    »Nein! Aber Malie, dann verlierst du doch die Rolle!« Marie zog den Kochtopf vom Herd, wischte sich die Zwiebeltränen aus den Augen und trat vor sie hin. Ihre groben roten Hände umfassten Malies weiße.
    »Wie weit bist du schon?«
    »Noch nicht sehr weit. Kennst du eine?«
    »Der Engel läuft doch bis nächstes Jahr Ostern. Das darfst du dir nicht kaputtmachen. Wir sind alle so stolz auf dich. Nein, nicht weinen, mein Täubchen. Natürlich kenne ich eine Frau. Aber wie willst du ...«
    »Wenn ich das an einem Sonntag machen lassen kann. Wir haben montags spielfrei. Ich kenne einen Arzt, aber der nimmt einfach zu viel Geld. Ich kann mir das nicht leisten.«
    »Meine arme kleine Malie. Komm her. Komm zu Marie. Wein du nur an Maries Schulter ...«

    Das Zimmer war sauber, die alte Frau auch. Malie legte sich mit dem Rücken auf eine harte, mit einem weißen Laken bedeckte Pritsche. Zum Glück wies das Laken nicht einen einzigen Fleck auf. Sie umklammerte den Rand der Pritsche und spreizte die Beine, während die Alte die Finger in sie hineinschob

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