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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Aeroplans korrigiert.«
    Marcel Camaret, der den Blick auf den Boden geheftet hielt, gab diese Erklärungen mit der heiteren Gelassenheit eines Professors ab, der seine Vorlesung absolviert. Er zögerte nicht, suchte nicht nach Worten, sie flossen ihm vielmehr ganz von selber zu. Ohne Pause fuhr er in der gleichen Weise fort:
    »Nun der zweite Punkt. In dem Augenblick des Starts senken sich die Flügel und legen sich an den Mast. Gleichzeitig hebt sich in vertikaler Richtung zu diesen Flügeln die Achse der Schraube, so daß diese eine horizontale Lage einnimmt. Der Apparat wird damit zum Helikopter, der an dieser Flügelschraube hängt. Doch wenn er eine genügende Höhe erreicht hat, öffnen sich die Flügel, während zugleich die Achse der Schraube sich bis zur Horizontale nach vorn bewegt. Stufenweise wird diese also zum Propeller, und der Helikopter verwandelt sich in einen Aeroplan.
    Was die Antriebsenergie betrifft, so wird diese durch flüssige Luft geliefert. Aus einem Behälter, der aus der antidiathermischen Substanz gefertigt ist, von der ich Ihnen berichtet habe, gelangt die verflüssigte Luft in ein sehr enges, ständig erwärmtes Rohr. Auf der Stelle kehrt die Luft unter ungeheurem Druck zu ihrem gasförmigen Zustand zurück und hält den Motor in Bewegung.«
    »Welche Geschwindigkeit erreichen Sie mit Ihren Aeroplanen?« wollte Amédée Florence wissen.
    »Vierhundert Stundenkilometer während fünftausend Kilometern ohne Zufuhr an Kraftstoff«, antwortete Camaret.
    ›Nil mirari‹ hat Horaz gesagt: man darf sich über nichts wundern. Camarets Zuhörer vermochten indessen doch nicht Äußerungen ihrer Bewunderung zurückzuhalten. Sie fanden keine Worte, die enthusiastisch genug waren, um sein Genie in den Himmel zu heben, während sie zum Turm zurückkehrten. Aber dieser seltsame Mensch, der andererseits zuweilen eine so außerordentliche Eitelkeit an den Tag legte, verhielt sich gleichgültig ihren Lobsprüchen gegenüber, ganz als sei er nur für die empfänglich, die er sich selber spendete.
    »Wir treten nun ins Innerste der Fabrik«, sagte Camaret, als sie sich im Turm befanden. »Dieser Turm enthält zehn Stockwerke, die diesem hier gleichen und auch mit analogen Apparaten ausgestattet sind. Sie haben sicher bemerkt, daß sich auf seinem Dach ein sehr hoher Pylon befindet. Dieser Pylon ist ein ›Wellenprojektor‹. Der Turm ist übrigens auf seiner gesamten Oberfläche mit einer großen Zahl von metallenen Spitzen gespickt, die weitere Projektoren in Kleinformat sind.«
    »Wellenprojektoren, sagen Sie? …« fragte Dr. Châtonnay.
    »Ich möchte Ihnen hier keine Physikvorlesung halten«, antwortete lächelnd Camaret. »Einige grundsätzliche Erklärungen werden jedoch nötig sein. Ich erinnere Sie also, falls Sie es wissen, oder belehre Sie, falls es Ihnen unbekannt ist, daß ein berühmter deutscher Physiker namens Hertz bereits vor langer Zeit bemerkt hat, daß ein Funke, den man von einer Induktionsspule in den kleinen Zwischenraum entsendet, der die beiden Pole eines Kondensators, Resonators oder Oscillators – je nachdem, wie Sie ihn zu nennen belieben – überspringen läßt, zwischen den beiden Polen dieses Instruments eine Schwingungsentladung erzeugt, was bedeutet, daß ein Wechselstrom durch ihn hindurchläuft oder, anders ausgedrückt, daß seine beiden Pole im Verlauf einer gleichen Entladung abwechselnd positiv oder negativ sind bis zu dem Augenblick, in dem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hat. Die Geschwindigkeit dieser Schwingungen, ihre Frequenz, kann sehr groß sein und bis tausend Milliarden pro Sekunde erreichen. Nun sind diese Schwingungen aber nicht auf die Punkte beschränkt, an denen sie entstehen. Sie setzen vielmehr das umgebende Medium, das heißt die Luft oder genauer gesagt das unwägbare Fluidum, das zugleich die himmlischen Räume und die intermolekularen Hohlräume der materiellen Körper erfüllt und dem man den Namen Äther gegeben hat, in Bewegung. Jeder Schwingung entspricht eine Schwingung des Äthers, die sich fortzeugend immer weiter fortsetzt. Das sind die Schwingungen, die man mit Recht als Hertzsche Wellen bezeichnet. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Ganz ausgezeichnet«, versicherte Barsac, der in seiner Eigenschaft als Politiker vielleicht von allen Zuhörern Camarets am wenigsten auf die Aufnahme naturwissenschaftlicher Probleme vorbereitet war.
    »Bis ich kam«, fuhr Camaret fort, »waren diese Wellen nichts weiter als eine für

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