Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Morseapparat setzte. »An wen würden Sie in diesem Fall telegrafieren wollen?«
»In diesem Land, in dem wir niemanden kennen …« meinte Jane lächelnd, »frage ich mich wirklich, an wen … Ich sehe da kaum jemand anderen als Hauptmann Marcenay«, setzte sie leicht errötend hinzu.
»Gut, also Hauptmann Marcenay«, sagte Camaret, der, während er noch sprach, den Morseapparat unter Verwendung von den langen und kurzen Signalen dieses Alphabets bediente. »Wo hält dieser Hauptmann sich auf?«
»In Timbuktu im Augenblick, glaube ich«, gab Jane zögernd zur Antwort.
»Timbuktu«, wiederholte Camaret, während er sich weiter an dem Apparat zu schaffen machte. »Und was würden Sie ihm sagen, diesem Hauptmann Marcenay? Wohl so etwas wie: ›Jane Buxton …‹«
»Verzeihung«, fiel ihm Jane ins Wort, »Hauptmann Marcenay kennt mich nur unter dem Namen Mornas.«
»Das hat keine Bedeutung, da die Depesche nicht ankommen wird, aber immerhin, sagen wir Mornas. Ich würde demnach telegrafieren: ›Kommen Sie Jane Mornas zu Hilfe, die in Blackland als Gefangene lebt …‹«
Marcel Camaret hielt inne.
»Und da Blackland in der ganzen Welt unbekannt ist, würde ich die Lage präzisieren und hinzufügen, Breite 15,50 Nord, Länge …«
Marcel Camaret erhob sich jäh von seinem Sitz.
»Aha!« rief er aus. »Harry Killer hat die Leitung abgeschaltet.«
Seine Gäste drängten sich um ihn, da sie nicht verstanden, was er meinte.
»Wie ich Ihnen sagte«, erklärte er, »kommt unser Strom von einer hydroelektrischen Station, die etwa zehn Kilometer weiter stromabwärts liegt. Harry Killer hat uns von dieser Station getrennt, das ist alles.«
»Aber dann«, sagte Dr. Châtonnay, »müssen die Maschinen stehenbleiben!«
»Sie tun es schon«, antwortete Camaret.
»Und die ›Wespen‹?«
»Sie sind heruntergefallen, daran ist nicht zu zweifeln.«
»Harry Killer wird sich ihrer also bemächtigen können«, rief Jane Buxton aus.
»Das ist weniger sicher«, erwiderte der Ingenieur. »Wir wollen nach oben steigen, und Sie werden sehen, daß dem nicht so ist.«
Sie stiegen langsam zu den oberen Stockwerken empor und betrachteten das Zykloskop. Wie zuvor konnte man sofort die Außenseite der Mauer sowie den sie umgrenzenden Graben erkennen, auf dessen Boden die ›Wespen‹ unbeweglich lagen.
Auf der Esplanade stießen die Merry Fellows ein Triumphgeheul aus. Schon gingen sie aufs neue zum Angriff über. Mehrere von ihnen sprangen in den Graben und berührten diese toten ›Wespen‹, die sie so sehr erschreckt hatten, als noch Leben in ihnen war.
Kaum aber hatten sie sie berührt, als sie Zeichen von Unwohlbefinden verrieten. Sie zogen sich erschreckt von den Maschinen zurück und trachteten, aus dem Graben herauszukommen. Keiner von ihnen aber hatte die Kraft, dieses Ziel zu erreichen. Einer nach dem anderen sanken sie leblos zurück.
»Ich würde keinen Pfifferling für ihr Davonkommen geben«, erklärte kalt Marcel Camaret. »Sie können sich denken, daß ich vorausgesehen habe, was geschehen würde, und daß ich infolgedessen meine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen habe. Als Harry Killer den Strom der Station ausgeschaltet hat, ist ›ipso facto‹ eine Vorrichtung in Kraft getreten, durch die Flaschen mit flüssigem Kohlenacid ihren Inhalt, der alsbald wieder zu seinem Gaszustand zurückgekehrt ist, entleert haben. Dieses Gas, das schwerer ist als die Luft, ist in dem Graben geblieben, und diejenigen, die sich jetzt darin befinden, müssen unausweichlich ersticken.«
»Die armen Menschen!« rief Jane Buxton aus.
»Ihr Pech!« erklärte Marcel Camaret, »ich kann ihnen nicht helfen. Auch was meine Maschinen betrifft, hatte ich meine Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Seit heute morgen ist alles bereit, um die flüssige Luft, von der ich einen unerschöpflichen Vorrat besitze, anstelle der elektrischen Apparate als motorische Kraft zu verwenden. Die ›Wespen‹ werden wieder fliegen.«
Tatsächlich waren die Propeller der ›Wespen‹ bereits wieder in schwindelnd raschen Umdrehungen begriffen, und die Maschinen hatten schon wieder ihren schützenden Rundflug aufgenommen, während die Menge der Merry Fellows unter Preisgabe derjenigen von ihnen, die in dem Graben lagen, bis zum Palast zurückgewichen waren.
Marcel Camaret wendete sich erneut seinen Gästen zu. Er schien nervös, sogar in übernormaler Weise erregt, und der beunruhigende Schimmer, den man schon mehrmals hatte bemerken können, zuckte von neuem durch
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