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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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praktisch, da müssen wir auch hin«, sagte Emily.
    Mist, verdammter. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Kurz ging mein Blick hinüber zu Henry, der sich mit seinem Rücken an den Spind gelehnt hatte und gespannt zuhörte. Na toll. Sollte ich es mit dem Klo-Klassiker versuchen? Dahin würden sie mir ja wohl nicht folgen. Zumindest nicht alle.
    Florence hakte sich bei mir ein. »Auf dem Weg nach oben kann Sam dich dann auch gleich was fragen. Los, frag sie, Sam.«
    Oh nein, das ging viel zu schnell. Vielleicht sollte ich mich losreißen und einfach davonlaufen? Pickel-Sam mochte zwar schlau sein, aber besonders sportlich sah er nicht aus. Nie im Leben würde er mich einholen.
    Andererseits tat er mir auch ein bisschen leid, es musste schrecklich sein, so von seiner Schwester und ihrer Freundin herumkommandiert und gezwungen zu werden, mit einem wildfremden Mädchen auf einen bescheuerten Ball zu gehen. Die Mädchen in seiner Stufe waren alle älter als er und daher vermutlich nicht so scharf darauf, seine Tanzpartnerin zu werden. Und dann auch noch das Hautproblem … Armer Sam.
    Ich versuchte ein kleines Lächeln in seine Richtung. Vielleicht wollte er mich ja nur was ganz Harmloses fragen, zum Beispiel, ob ich das Mittagessen gut fand oder ob ich auf Buchstabierwettbewerbe stand oder was meine Lieblings…
    »Möchtest du mit mir auf den Ball gehen?«, fragte Sam.
    Nein! Nein, nein, nein, nein, nein.
    Ich schloss versuchsweise einmal kurz die Augen, aber das half gar nichts. Der arme Kerl stand immer noch vor mir und sah aus, als würde er gleich im Boden versinken. Was würde er erst tun, wenn ich nein sagte? Weinen? Weglaufen? Sich einen Strick nehmen? Was zur Hölle sagte man überhaupt in so einer Situation? »Ähm. Das ist wirklich sehr … nett von dir …«, stammelte ich und suchte verzweifelt nach weiteren Worten, während Florence und Emily mich erwartungsvoll anschauten. Was Henry tat, wusste ich nicht, ich vermutete, dass er schadenfroh grinste.
    Ich hasste Florence. Das hier war allein ihre Schuld. Ich meine, ich hatte mich doch klar genug ausgedrückt, was den Ball anging. Lieber eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung, hatte ich gesagt, oder nicht?
    »Ich weiß«, sagte Sam.
    Ich weiß? Bitte? »Was weißt du?«
    »Dass ich nett bin«, sagte Sam. »Du bist in der Mittelstufe … ich könnte so ziemlich jedes Mädchen aus der Mittelstufe fragen, aber Florence dachte, das mit uns wäre eine gute Idee, so eine Art Familiending. Also – gehst du mit mir auf den Ball?«
    Ich öffnete den Mund (das heißt, eigentlich musste ich ihn gar nicht mehr öffnen, denn er stand schon offen), aber bevor ich etwas sagen konnte, hatte Henry das Wort ergriffen.
    »Obwohl das ein wirklich wahnsinnig romantischer und total unwiderstehlicher Antrag war, muss Liv da leider passen«, sagte er.
    Das war allerdings sehr viel eleganter, als das schroffe »Nein!«, das mir auf der Zunge gelegen hatte.
    »Henry!« Florence ließ mich los und funkelte ihn aufgebracht an. »Misch dich nicht ein. Natürlich geht Liv mit Sam zum Ball. Wir haben das genau …«
    »… geplant, ja, da bin ich sicher.« Henry trat an meine Seite. »Aber Liv kann nicht mit Sam zum Ball gehen, weil sie schon mit mir hingeht.« Er zwinkerte mir zu. »Stimmt’s, Liv?«
    Wieder ruhten alle Blicke auf mir.
    »Ja«, sagte ich. »Das stimmt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Florence. »Ihr kennt euch doch überhaupt nicht.«
    »Na ja, Sam hat sie bis gerade eben ja auch noch nicht gekannt«, sagte Henry.
    »Du hasst solche Veranstaltungen, Henry. Letztes Jahr warst du auch nicht da.«
    »Na, dann wird es ja höchste Zeit«, sagte Henry. »Das ist schließlich mein letztes Jahr auf der Frognal Academy. Meine letzte Chance, so einen wundervollen Frack anzuziehen und Walzer mit Hebefiguren zu tanzen …«
    »Aber …« Florence wandte sich mir zu. »Wieso hast du denn gestern Abend nichts davon gesagt, Liv?«
    Ich versuchte, ihrem bohrenden Blick standzuhalten. »Ich konnte doch nicht wissen, dass du derartige Pläne schmiedest … tut mir echt leid.«
    »Hm.« Florence wirkte zwar immer noch misstrauisch, aber Emily sah aus, als würde sie gern jemanden erwürgen. Mit bloßen Händen. Sam hingegen wirkte gefasst bis gleichgültig. Ich überlegte, ob ich ihm zwei wirklich nette Mädchen empfehlen sollte, die bestimmt nicht nein sagen würden, aber mit den Namen Himpelchen und Pimpelchen würde er wohl nicht weit kommen.
    »Wir gehen«, sagte Emily und zog Sam am

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