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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wann haben Eidechsen Zähne?«
    »Seit sie Unbefugte daran hindern müssen, in meine Träume einzudringen«, antwortete ich. »Es ist eine Vampir-Eidechse. Eine Killer-Vampir-Eidechse. Und offensichtlich ein verlässlicherer Torwächter als mein Kindermädchen.«
    »Wusstest du, dass Henry gerne bäckt?« Lottie schenkte Henry ein Lächeln voller mütterlichem Stolz. »Er war äußerst interessiert an meinen ganzjahrestauglichen Vanillekipferln, im Gegenzug hat er mir sein Rezept für Nusskuchen verraten. Außerdem hat er gefragt, ob ich Walzer tanze und es ihm beibringen kann. Ist das nicht süß?«
    Für eine Sekunde verschlug es mir die Sprache. Jetzt war wohl der Moment gekommen, meine Augenbraue hochzuziehen und Henry spöttisch anzusehen.
    Er kratzte sich verlegen an der Nase. »Was man nicht alles tut, um ein Rätsel zu lösen«, murmelte er.
    »Nicht aufgeben, Kleiner. Du musst ein bisschen robuster denken, oder besser noch, volkstümlicher«, sagte Lottie aufmunternd. »Also, versuch es noch einmal: Was ist nicht gewiss?«
    Ich schnappte empört nach Luft. »Du bist nicht die echte Lottie, du bist nur eine Traumlottie, die ich als meine Türwächterin angestellt habe. Wenn du deiner Aufgabe nicht richtig nachkommst, feuere ich dich und engagiere Mr Wu. Der beherrscht nicht nur die Tigerprankentechnik, er lässt sich auch bestimmt nicht so einfach einwickeln. Nusskuchen. Pah!«
    Lottie war beleidigt. »Ich dachte, ich hätte dich zu mehr Höflichkeit und Respekt erzogen«, sagte sie. »Willst du jetzt reinkommen? Es zieht nämlich.«
    »Nein, ich bleibe noch ein bisschen. Mach die Tür zu«, befahl ich streng. »Und lass niemanden rein, hörst du?«
    »Der Dank der Deutschen?«, fragte Henry schnell, bevor Lottie hineingehen und die Tür schließen konnte.
    Lottie schüttelte bedauernd den Kopf. »Volkstümlicher, habe ich gesagt.«
    »Lottie!«
    »Schon gut! Wiedersehen, Henry.« Sehr langsam und unter vielen Protestseufzern schloss sie die Tür.
    »Der Dank der Deutschen?«, wiederholte ich, als wir endlich allein waren.
    Henry winkte ab. »Das habe ich im Netz in irgendeinem Churchill-Manifest gefunden. Da war die Rede vom Undank der Deutschen, der gewiss war.«
    »Also dachtest du, dann könnte im Umkehrschluss der Dank der Deutschen nicht gewiss sein?« Ich kicherte. »Darauf muss man erst mal kommen. Aber was hat das mit Hans zu tun?«
    »Ach, verdammt, das ist ein wirklich schweres Rätsel. Ich habe Hans und nicht gewiss hundertmal in Suchmaschinen eingegeben, aber … oh!« Ihm schien etwas eingefallen zu sein, denn seine Augen begannen zu leuchten.
    »Was?«
    »Aber nicht auf Deutsch!« Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Dass ich da noch nicht drauf gekommen bin.«
    »Und? Was willst du jetzt tun? Aufwachen und den Computer anschmeißen? Oder dein Traumhandy aus der Hosentasche nehmen und gleich hier nachschauen?« Ich lachte, und Henry stimmte mit ein.
    »Du bist ganz schön gut gelaunt für jemanden, der gerade dem Club der verlorenen Seelen beigetreten ist«, sagte er dann.
    »Und du bist ganz schön pessimistisch, wenn du deine Seele jetzt schon verloren gibst«, gab ich zurück. »Obwohl …« Schlagartig erinnerte ich mich an das, was ich gerade von Anabel erfahren hatte, und mein Lachen erstarb. »Kanntest du eigentlich Anabels Exfreund, diesen Tom?«
    »Tom Holland? Na klar, der war eine Klasse über mir. Wieso?«
    »Na ja, weil …« Weil Arthur ihn gehasst hat und er jetzt tot ist. Nein, das konnte ich unmöglich sagen. Ich kaute unschlüssig auf meiner Unterlippe.
    »Sollen wir nicht irgendwo hingehen, wo es gemütlicher ist?« Henry sah mich fragend an. »Zum Beispiel durch diese grüne Tür?«
    »Netter Versuch«, sagte ich.
    »Dann lass uns wenigstens ein Stück spazieren gehen.« Henry lächelte und hielt mir seine Hand hin. Ich zögerte eine Sekunde, dann legte ich meine Hand in seine. Es war einfach ein zu gutes Gefühl.
    Langsam schlenderten wir den Gang hinunter. Als wir an die Ecke kamen, an der ich vorhin mit Anabel abgebogen war, fragte ich: »Was, meinst du, wird passieren, wenn das letzte Siegel gebrochen ist?«
    Henry zuckte mit den Schultern. »Hast du doch heute selber gehört: Der Herr der Schatten wird seine Ketten sprengen, aus dem vergossenen Blut emporsteigen und sich dankbar gegenüber jenen zeigen, die ihm die Treue gehalten haben.«
    Wann bitte sollte ich das denn gehört haben?
    »Das ist mir wohl entgangen«, sagte ich.
    »Ja, stimmt, du kannst ja kein

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