Das erste Buch der Traeume
von links.
Also, liebe, unscheinbare Jungs mit uncoolen Hobbys und komischen Ponyfrisuren: grämt euch nicht länger, auch für euch gibt es Hoffnung. Eines Tages könnte euch das hübscheste und beliebteste Mädchen der Schule fragen, ob ihr mit ihr zum Ball gehen wollt. Und dann streicht ihr euch einfach lässig den Deppenpony aus der Stirn und sagt ja. Das nämlich hat Callum Caspers getan (wir könnten ihn C. C. nennen, wäre das besser?) – und der Pony ist bis heute nicht zurückgerutscht. Überhaupt sieht Callum mit Florence an seiner Seite plötzlich gar nicht mehr so unscheinbar und uncool aus.
Ich verstehe es trotzdem nicht. Florence hätte wirklich JEDEN haben können. Na ja, bis auf einen … Und vielleicht ist ja genau das der Knackpunkt: Hat Florence ihr Herz an Arthur Hamilton verloren? Hat sie sich Chancen ausgerechnet, Anabel als Ballkönigin als Arthurs Seite abzulösen? Und hat sie in einer Kurzschlusshandlung einfach nur den Erstbesten gefragt, ob er mit ihr zum Ball geht, als sie erfahren hat, dass Anabel dafür extra aus der Schweiz anreisen wird?
Nun, wenn das so war, dann hatte unser C. C. hier wohl einfach Glück.
Ich bleibe im Übrigen bei meiner These, Fernbeziehungen im Allgemeinen und im Besonderen betreffend: Arthur und Anabel mögen sich vielleicht für den Ball noch einmal zusammenraufen, aber früher oder später wird trotzdem Schluss sein. Denkt an meine Worte: Noch lange vor Weihnachten werden die beiden ihren Beziehungsstatus bei Facebook in »Single« ändern – und dann ist wieder alles offen. Bis dahin: Genieß es, C. C. Und Kopf hoch, Florence.
Wir sehen uns
Eure Secrecy
P.S. Nach zähem Ringen mit dem Feuerschutzbeauftragten meldet das Ballkomitee jetzt grünes Licht für Bühnenfeuerwerk und Bodennebelmaschinen – ich hab ein gutes Gefühl, Leute! Sobald der offizielle Teil überstanden ist und Direktorin Cook und Mrs Beckett sich mit ihrer Walzermusik verzogen haben, wird gerockt! Das wird die rauschendste Ballnacht, die wir an der Frognal je hatten.
P.P.S. Untenstehend findet ihr eine Liste mit allen Jungs aus der Oberstufe, die bisher noch keine Ballpartnerin gewählt haben. Unter anderem Sahneschnittchen Jasper Grant. Ich würde sagen: Auf ihn mit Gebrüll, Mädels. (Obwohl er beim Tanzen eine Katastrophe ist. Aber wen stört das?)
26.
Mit wild pochendem Herzen und schweißüberströmt fuhr ich hoch. Gott sei Dank, ich war aufgewacht. In der Luft hing noch der Nachhall eines Schreis. Das Mondlicht erhellte mein neues Zimmer, und unter mir spürte ich voller Dankbarkeit die weiche Matratze – so viel besser als ein Sturz ins Bodenlose, umgeben von nichts als schwarzer Leere.
Aber ich durfte die Erleichterung nur etwa einen Wimpernschlag lang genießen, dann begann es im Flur zu poltern, meine Zimmertür wurde aufgerissen, und Mum stürzte an mein Bett. »Was ist passiert, Mäuschen? Hast du dir weh getan?«
»Was?« Ich blinzelte verwirrt ins Licht.
Im Abstand von nur wenigen Sekunden kamen auch Mia, Butter, Grayson, Florence und ganz zum Schluss auch Ernest ins Zimmer gerannt.
»Ein Einbrecher?«, rief Mia.
»Hast du einen Geist gesehen?«, fragte Florence gleichzeitig. »Ist Spot auf dein Bett gesprungen?«
»Eine Fledermaus, richtig?« Ernest knotete sich den Bademantelgürtel vor dem Bauch zusammen. (Sehr gut, er lief also nachts nicht halbnackt durchs Haus.) »Kein Grund zur Panik. Um diese Jahreszeit verirren sie sich manchmal ins Haus … Oh, aber das Fenster ist geschlossen.«
Der Einzige, der nichts fragte (von Butter mal abgesehen), war Grayson. Er sah mich nur an, als wisse er ganz genau, was passiert war.
Ich brauchte Zeit, um mich zu sammeln und meinen Atem einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Aus aufgerissenen Augen angestarrt und mit Fragen überschüttet zu werden war dabei nicht wirklich hilfreich. Was machten sie alle hier?
»Du hast geschrien«, erklärte Mia.
Es musste ein fürchterlicher Schrei gewesen sein, wenn er auch noch zwei Zimmer weiter zu hören gewesen war. Nur Lottie, im Stockwerk über uns, war offensichtlich nicht davon aufgewacht.
»Ich habe nur was Blödes geträumt«, murmelte ich, wobei ich Graysons Blick mied. Butter leckte tröstend meine Hand.
»Was denn? Dass man dich bei lebendigem Leib gehäutet hat?« Florence schaute mich an, als habe sie noch nie etwas Erbärmlicheres gesehen – zu Recht: mit wirrem, verschwitztem Haar und meinem ausgeleierten Schlafshirt war ich ganz bestimmt keine
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