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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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dreingeblickt, denn Kramer beugte sich zu ihm vor und sagte: »Hören Sie, die Sache war so. Wenn es um den ›Tempel‹ ging, waren die Bergmans geradezu verrückt. Man konnte gar nicht mit ihnen darüber reden. Sie sagten zwar, sie hätten selbst ›religiöse Überzeugungen‹, aber der Junge hätte eine ›Gehirnwäsche‹ hinter sich, der Junge wäre in einer ›Sekte‹. Was sagt Ihnen das?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Frank.
    »Sie waren bigott«, erklärte Krämer. »Und paranoid. Meine Güte, dass sie nicht unter den Teppich geguckt und nach Landminen gesucht haben, war alles. Sämtliche Telefone waren angezapft. Da waren Leute, die das Haus beobachteten … Gütiger Himmel, sie haben sich sogar eine Pistole gekauft! Die haben sie in der Diele aufbewahrt, für den Fall, dass einer einbrechen wollte.« Kramer lachte.
    »Was für eine Pistole?«, wollte Frank wissen.
    Kramer zuckte die Achseln. »Weiß nicht genau. Ich glaube, es war eine .38er.«
    Frank runzelte die Stirn. »Also –«
    »Begreifen Sie, worauf es hinauslief? Sie wollten jemanden, dem sie die Schuld geben konnten. Sie brauchten einen Schuldigen. Sonst hätten sie nämlich sich selbst die Schuld geben müssen – verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Dann glauben Sie also, dass dem ›Tempel‹ nichts vorzuwerfen war?«
    Kramer schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, vielleicht hätten sie sogar vor Gericht gehen können. Möglicherweise hätten die Schiffseigner irgendwie haftbar gemacht werden können – nicht genug Rettungsübungen, so was in der Art. Aber darum geht es nicht. Ich will Ihnen klarmachen, dass man in meinem Gewerbe viele Leute trifft, die irgendwelchen Fantastereien nachjagen. Die Hälfte? Ich könnte sagen, stecken Sie Ihr Portemonnaie wieder ein, ich weiß jetzt schon, dass ich Ihnen das nicht geben kann, was Sie möchten. Ich meine – denken Sie doch nur an all die Vermissten im Vietnamkrieg. Wenn man die Angehörigen fragt, dann gibt es keine Vermissten, bloß jede Menge ›geheime Gefangene‹. Oder den Absturz der TWA-Maschine. War das ein Unfall? Scheiße, nein. Das war eine Rakete, eine Bombe, ein Wartungsfehler – irgendwas. Wenn man nämlich mit Angehörigen zu tun hat, gibt es nie so was wie einen Unfall. Der Verlust muss einen Grund haben, es muss jemanden geben, den man zur Verantwortung ziehen kann. Sie brauchen irgendeine Art von Vergeltung – Geld, Rache, egal. Ansonsten hat es keinerlei Bedeutung. Dann ist es purer Zufall. Und an dem Punkt beginnt die Gralssuche. Dann geht es nicht mehr darum, was passiert ist, sondern um irgendwas anderes. Und ob einem das nun gefällt oder nicht, damit verdiene ich viel Geld.«
    »Und Sie meinen, das war auch bei den Bergmans so?«
    »Das weiß ich.«
    »Und was ist mit der Leiche, die man gefunden hat?«
    »Sie meinen in den Adirondacks?«
    Frank nickte.
    Kramer zuckte die Achseln. »Man weiß noch nicht, ob es die Bergman ist.«
    Frank pflichtete ihm bei. »Aber … wenn doch?«
    Kramer blickte finster, überlegte. »Ich weiß nicht, vielleicht haben Sie Recht. Vielleicht hat der ›Tempel‹ sie um die Ecke gebracht. Ich kann zwar keine Beweise dafür sehen, aber …«
    »Wenn es nicht der ›Tempel‹ war …?«
    »Sagen wir mal so: Ich finde, die Staatsanwaltschaft sollte sich auf die Suche nach Mister Bergman machen.«
    Die Andeutung kam für Frank überraschend. »Sie denken …«
    Der Detektiv beugte sich vor und senkte die Stimme. »Die Bergmans hatten ganz schön Probleme.«
    »Was für Probleme?«, hakte Frank nach.
    »Probleme, die jedenfalls nichts mit ihrem Junior zu tun hatten«, erwiderte der Detektiv. Frank wollte etwas sagen, aber Kramer kam ihm zuvor. »Ich will nicht zuviel behaupten, aber – wollen Sie wissen, was ich gehört habe? Bergman hat einen ganzen Batzen Geld auf die Cayman Inseln geschafft, ganz kurz bevor er und seine Frau verschwanden.«
    »Davon wusste ich nichts«, sagte Frank.
    Kramer nickte. »Haben Sie schon mit Tuttle gesprochen?«
    »Sie meinen den von der Staatsanwaltschaft in Placid?«
    »Ja.«
    »Nur am Telefon«, sagte Frank.
    »Sie könnten ihn wohl danach fragen, aber ich glaub nicht, dass er Ihnen viel erzählen wird. Das ist eine wichtige Spur, an der sie dran sind.«
    Frank nippte an seinem Wein und dachte nach. Dann schlug er einen anderen Kurs ein. »Was ist mit der Exhumierung? Ist die je …?«
    Der Detektiv schüttelte den Kopf. »Nein, die ist auf dem Instanzenweg hängen geblieben. Die County

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