Das erste Gesetz der Magie - 1
baten sie, ihn zu fragen.
Sie mußte wieder tief durchatmen. »Sie wollen wissen, ob du sie hübsch findest.«
»Natürlich! Sie sind wunderschön! Alle vier. Deswegen kann ich mich ja nicht entscheiden. Findest du sie nicht auch wunderschön?«
Sie ließ seine Frage unbeantwortet, statt dessen versicherte sie dem Quartett, der Sucher fände sie reizend. Sie fingen wieder mit ihrem schüchternen Gekicher an. Der Vogelmann und die Ältesten schienen zufrieden zu sein. Sie strahlten noch immer über das ganze Gesicht. Wie betäubt starrte sie die Menschen an, betrachtete die Tänzer, ohne sie wirklich zu sehen. Die vier jungen Frauen fütterten Richard mit den Fingern und kicherten dabei. Er meinte zu Kahlan, dies sei das beste Festmahl, an dem er je teilgenommen hatte, und wollte wissen, ob sie ebenso dachte. Kahlan schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, stimmte ihm zu, es sei wundervoll, und starrte wieder in die Flammen, aus denen die Funken in die Dunkelheit stoben.
Nach einer Weile, sie wußte nicht wie lange, ihr kam es vor wie Stunden, näherte sich eine alte Frau mit gesenktem Kopf, die ein großes, rundes geflochtenes Tablett vor ihrem Körper trug. Streifen dunklen Fleisches waren darauf säuberlich zurechtgelegt.
Kahlan wurde aus ihren Gedanken gerissen.
Immer noch mit gesenktem Kopf trat die Frau respektvoll zu den Ältesten und bot jedem das Tablett an. Der Vogelmann bediente sich als erster, und riß mit den Zähnen ein Stück Fleisch ab, während die anderen jeweils einen Streifen nahmen. Einige der Frauen griffen ebenfalls zu. Weselan, die neben ihrem Gatten saß, lehnte ab.
Die Frau hielt Kahlan das Tablett hin. Sie lehnte höflich ab. Die Frau bot Richard das Tablett an. Er nahm einen Streifen. Die vier jungen Frauen schüttelten ihre gesenkten Köpfe und lehnten ab. Sie beobachteten Richard. Kahlan wartete, bis er einen Bissen genommen hatte, blickte dem Vogelmann kurz in die Augen und starrte wieder in die Flammen.
»Es fällt mir wirklich schwer zu entscheiden, welche ich von diesen vier feinen jungen Frauen aussuchen soll«, meinte Richard, nachdem er den ersten Bissen geschluckt hatte. »Meinst du, du könntest mir helfen, Kahlan? Welche soll ich nehmen? Was meinst du?«
Sie hatte Mühe, ihren Atem zu beherrschen, und blickte in sein grinsendes Gesicht. »Du hast recht. Die Wahl ist schwierig. Ich glaube, das überlasse ich lieber dir.«
Er aß noch etwas von dem Fleisch, während sie die Zähne zusammenbiß und schluckte.
»Seltsam, etwas Ähnliches habe ich noch nie gegessen.« Er zögerte, seine Stimme veränderte sich. »Was ist das?« Die Frage klang besorgt, machte ihr angst. Fast wäre sie aufgesprungen. Sein Blick bekam etwas Hartes, Bedrohliches. Sie hatte vorgehabt, es ihm nicht zu verraten, aber die Art wie er sie ansah, ließ sie ihr Gelübde vergessen.
Sie fragte den Vogelmann, dann drehte sie sich wieder zu ihm. »Er sagt, es sei ein Feuerkämpfer.«
»Ein Feuerkämpfer.« Richard beugte sich vor. »Was ist das für ein Tier, ein Feuerkämpfer?«
Kahlan sah ihm in seine stechenden grauen Augen. Leise antwortete sie. »Einer von Darken Rahls Männern.«
»Verstehe.« Er lehnte sich zurück.
Er hatte es gewußt. Sie hatte gesehen, daß er es wußte, noch ehe er die Frage gestellt hatte. Er hatte sehen wollen, ob sie ihn anlog.
»Wer sind diese Feuerkämpfer?«
Sie erkundigte sich bei den Ältesten, wie sie von den Feuerkämpfern erfahren hatten, und Savidlin war nur zu bereit, ihr die Geschichte zu erzählen. Als er fertig war, sah sie Richard an.
»Feuerkämpfer bereisen das Land, um Darken Rahls Erlaß durchzusetzen, demzufolge die Menschen kein Feuer benutzen dürfen. Dabei gehen sie oft recht brutal vor. Savidlin erzählt, vor ein paar Wochen seien zwei von ihnen hier erschienen, hätten gemeint, Feuer sei gegen das Gesetz, und äußerten schließlich Drohungen, als die Schlammenschen das neue Gesetz nicht befolgen wollten. Sie hatten Angst, die beiden würden umkehren und mit mehr Männern zurückkommen. Also haben sie sie umgebracht. Die Schlammenschen glauben, sie könnten die Weisheit ihrer Feinde erlangen, indem sie sie essen. Wenn du als Mann zu den Schlammenschen gehören willst, mußt du sie auch essen, damit du die Weisheit deiner Feinde erlangst. Darin liegt der Hauptzweck dieses Festmahls. Darin, und in dem Herbeirufen der Seelen der Vorfahren.«
»Und, habe ich genug davon gegessen, um die Ältesten zufriedenzustellen?« Sein Blick schnitt
Weitere Kostenlose Bücher