Das erste Mal und immer wieder
riesigen Berg Rechnungen sitzen lassen. Auch ich musste aussagen. Schnell hatten die Behörden alle Mädchen aufgetrieben, die dort gearbeitet hatten. Das machte mich nervös. Ich hatte Angst, dass etwas zu Stefan durchsickern könnte. Unruhig verfolgte ich das Geschehen und versuchte bei der Polizei größtmögliche Anonymität zu erreichen. Ich suchte mir einen anderen Club. Und Laura nahm ich gleich mit. Jeden Abend fuhren wir nun in eine andere Bar außerhalb der Stadt, jedoch in die andere Richtung.
Die Bar war noch kleiner, und ekelhafterweise war es gleichzeitig eine Kneipe des Dorfes. Oft genug waren die Männer nur auf ein Bier da, und auch sonst unterschied es sich reichlich vom »Champagnerkelch«. Die Zimmer waren in einem extra Haus untergebracht. Man musste also raus aus der Bar, ein paar Meter weiter war dann die Tür zu den Zimmern. Die Besitzer sahen sich als reine Kneipenwirte, und die Gäste mussten durch uns animiert werden. Alles andere lief auf direkter »Zimmervermietungsbasis« ab. Auch den Preis mussten wir vorher aushandeln, und es gab keine Mrs. Elli. Alles erinnerte eher an ein billiges Stundenhotel als an die noble Bar, die wir sonst gewohnt waren. Auch die Gäste waren ganz anders. Es waren eher einfache Leute, die auf ein Bier oder einen schnellen Fick hereinkamen. Es waren mehr Mädchen da, auch Ausländerinnen, und man zog sich nur sexy an, nicht mehr edel und schick. Es war eine Umgewöhnung, auch was die Preise betraf.
Die Auswahl an Clubs und Bars in unserer Gegend war sehr eingeschränkt, und so wählten wir das in unseren Augen kleinere Übel. Die Bar öffnete erst spät am Abend und schloss auch früher. Die Arbeit hatte immer etwas Hektisches an sich, denn alle Mädchen konnten die Männer frei ansprechen und belagern, solange sie wollten. Nach dem Motto »Wer zuerst da ist, kriegt den Typ« war es am Anfang sehr schwer, sich dagegen durchzusetzen.
Laura und ich kannten weder die Gäste noch deren Gewohnheiten, und es dauerte lange, bis wir uns einigermaßen eingewöhnt hatten. Wir verdienten wieder Geld, aber es lag nicht annähernd in dem Bereich, den wir gewohnt waren.
Dazu die Fahrerei und der Stress. Auch Laura war privat jetzt stark angespannt, hatte sich verliebt, wollte heiraten und ihren Job unter dem Siegel der Verschwiegenheit ausführen.
Marion hatte sich entspannt, hatte sie zwar einen Wust an überdimensionalen Rechnungen am Hals, so hatte sie sich doch auch verliebt und heiratete später genau diesen Mann. Es war ein ehemaliger Gast aus der Bar. Aber beide sind sehr glücklich geworden und haben sogar einen Sohn.
Zusätzlich zu dem schmalen Verdienst kam jetzt die Angst vor Entdeckung. Jedes Mal, wenn es klingelte, schauten Laura und ich erst gebannt auf den Hinterhof, um den ankommenden Gast vielleicht als Bekannten zu erkennen. Stefan wurde ungehalten, es kam immer öfter vor, dass er anrief und ich nicht zu Hause war. Seine Eifersucht kochte wieder hoch, und oft endeten die Telefonate im Streit. Ich fühlte mich selbst zum Kotzen, lebte gegen meine Prinzipien, in einer Beziehung keinen Sex mit anderen zu haben. Es gibt Meinungen, dass das was anderes sei. Es gibt Huren, die erzählten mir von Trennung des Jobs vom Privaten. Aber ich kann das nicht bestätigen. Man gibt seinen Körper für Geld. Man schließt einen Dienstleistungsvertrag. Aber in Wirklichkeit gibt man viel mehr. Dazu kommen lange Gespräche und die Tatsache, dass man viel mehr von dem Gast weiß, als für diesen Vertrag nötig wäre. Auch der Mann, erst recht, wenn es ein Stammfreier ist, weiß in der Regel eine Menge aus dem Leben der Mädchen. Oft spielt Sympathie eine Rolle, und auch der Huren-Orgasmus ist nicht immer gespielt.
Nicht selten entwickeln sich unterstützt durch den Alkohol und der Schwerelosigkeit der Situation kleine Nebenbeziehungen. Man freut sich auf einzelne Männer, man genießt das Zusammensein und man trifft sie zum Kaffee und zum Essen. Manchmal konnte ich aus einer Auswahl einiger meiner Freier alles bekommen, was ich brauchte. Da waren zum einen welche, mit denen ich kuscheln konnte bis zum Umfallen. Andere fickten mich richtig durch. Dann die, mit denen man über alles reden konnte. Und auch die Attraktiven, die man anhimmelte. Die Neugierigen, mit denen man was Neues versuchen konnte, und es gab die, neben denen man einschlief, als wäre man verheiratet.
Das alles erlebte man, und es war für mich keineswegs so, dass ich das trennen konnte. Mein Gewissen
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