Das Erwachen
leise vor sich hin.
»Euch ist kein Vorwurf zu machen, ihr seid schließlich Menschen«, sagte Brent verbittert und wollte loslaufen.
»Warte!« Sean hielt ihn zurück. »Wir können jetzt nicht einfach losrennen wie die Idioten. Um sie zu finden, müssen wir logisch vorgehen. Und wir müssen unsere Kommunikation fest im Griff haben. Jetzt geht es ums Ganze.«
Brent erwiderte nichts. Er blickte zur Tür, alle seine Sinne waren angespannt. »Es kommt jemand … Rick ist zurück. Aber er ist nicht allein.«
Sean ging zur Tür und stieß sie auf. Rick war tatsächlich zurück, in Begleitung einer attraktiven älteren Frau.
Und auf den Armen trug er einen sehr alten, bewusstlosen Mann, mit dessen Gewicht er ohne Weiteres zurechtkam, nur die herunterhängenden Infusionsschläuche bereiteten ihm ein gewisses Problem.
»Wo ist Megan?«, fragte die ältere Dame ängstlich.
Alle starrten sie an.
Entsetzen füllte Marthas Blick, Tränen rollten ihr über die Wangen, und sie sank ohnmächtig auf die Erde.
Finn zögerte, trotz des Drucks auf ihm, trotz der Hände, die nicht nur lockten, sondern ihn auch immer weiterschoben.
Der Laut …
Megan.
Sie rief ihn zurück … oder protestierte dagegen, dass er weiterging. Und für einen Moment spürte er gar nichts, auch nicht die Verlockung des Fleisches, nichts, denn sie war schöner als alles, das man sich anderswo nehmen konnte, außer dass …
Sie lag vor ihm. Sie würde auf ihn warten. Er hörte das bestätigende Wispern in den Ohren; ja, Megan war der Preis.
Die Verführung begann von Neuem … ja, ja, oh ja, einfach weitergehen, vorwärts, einfach nur die sanften Finger fühlen, die ihn so hauchzart berührten …
Dann …
Finn schrie auf, denn inmitten seiner wachsenden sinnlichen Freuden, der sanften, kühlen Empfindung von Nebel und federleichten Fingern auf seinem nackten Fleisch, hatte er plötzlich ein Gefühl, als sei er in eine Feuersbrunst getaucht worden. Er riss sich hoch.
Er war nicht in Feuer eingetaucht.
Sondern in Wasser. Er war durchnässt, vom Scheitel bis zur Sohle. Es lief ihm in die Augen.
Er war noch immer in der Kirche, ausgestreckt auf dem Boden vor dem Altar, und Lucian DeVeau und der Priester, Mario Brindisi, beugten sich über ihn.
Gott sei Dank!
Denn er wusste nun, dass …
… es Megan sein würde, aber doch nicht Megan. Megan, bis der Schmerz begann, und dann …
Es ergab keinen Sinn, aber er wusste es. Er wurde nicht zu seiner Frau gelockt. Sie sollten beide bezahlen.
»Sie haben ihn zurückgeholt, Father«, sagte Lucian.
Der Priester nickte, ohne Stolz auf seine Leistung, aber erleichtert.
Finn rappelte sich auf und hätte dabei die beiden Männer fast umgestoßen. Er starrte sie mit wilden Augen an.
»Ich glaube, sie haben sie«, sagte er schwach.
Während Lucian ihn stirnrunzelnd musterte, klingelte plötzlich sein Handy. Ohne den Blick von Finn abzuwenden, holte er es hervor. »Ja?«
Er lauschte, und dann sagte er: »Wir sind schon unterwegs. Ich habe die Sachen aus der Kirche; vergewissert euch, dass ihr alles habt, was ihr aus dem Zauberladen braucht.«
»Sohn, du brauchst das Wort Gottes«, sagte Father Brindisi. Er sah bleich und beklommen aus.
»Father, diese Leute haben ihre Zaubersprüche und Beschwörungen sowohl von den alten heidnischen Religionen genommen als auch von der Kirche. Also werden wir auch beides brauchen, um sie zu bekämpfen.«
»Gott zuerst!«, mahnte Brindisi.
Lucian starrte ihn an.
»Oh, zum Teufel!«, fluchte der Priester. »Ich komme mit euch!«
»Wo ist sie? Konntest du sie sehen?«, fragte Lucian Finn.
»Sie ist im Wald.«
»Wo?«
»Ich weiß nicht.«
»Ganz Neuengland ist voller Wald!«, rief Lucian.
»Du bist der Vampir – du musst es doch wissen. Du kannst doch angeblich Gedanken lesen …«
»Wir kämpfen gegen einen Dämon«, erklärte Lucian gefasst. »Ein Geschöpf, das versiert darin ist, sich in Gedanken und das Bewusste und Unbewusste einzuschleichen. Denk nach! Du warst mit ihm, oder er war mit dir; Bac-Dal war in deinem Kopf. Wo ist sie?«
Finn erwiderte seinen starren Blick, er war so angespannt, dass er meinte, seine Knochen würden brechen. »Ich weiß es nicht!«, krächzte er. Und dann: »Aber ich glaube, ich weiß, wer es wissen könnte.«
Lucian fixierte ihn. »Smith – Mike Smith. Der Leiter des neuen Museums?«
»Megan hat sich ihm anvertraut, ich bin mir sicher. Und … er kennt diese Gegend wie seine Westentasche. Ich persönlich halte ihn für
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