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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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nehmen.«
    »Es ist wirklich nicht so schlimm«, beharrte Finn.
    »Aber es hätte schlimm werden können. Gott sei Dank gehört ihr zur Familie und werdet nicht versuchen, uns auf Schadensersatz zu verklagen. Zumindest hoffe ich das.«
    Finn verlor die Geduld. »Es ist wirklich nur ein Kratzer, Joseph, nichts weiter.«
    Inzwischen waren sie hinten angekommen. Vor Sara stand der offene Verbandskasten, in der Hand hielt sie ein Fläschchen Desinfektionsmittel.
    Megan, der klar war, dass Finn aus welchem Grund auch immer eine ausgesprochene Abneigung gegen Sara hatte, lächelte und nahm ihr das Fläschchen ab.
    Sie goss etwas Desinfektionsmittel auf einen Wattebausch und tupfte Finns Hand damit ab. Der Schnitt war doch ziemlich tief und verlief quer über die Handfläche. Besorgt zog sie die Brauen zusammen. Finn schloss die Hand um den Wattebausch und sah sie an. »Meg, es ist alles in Ordnung!«
    Sie nickte. »Ich verbinde es nur rasch.«
    Der blutige Wattebausch lag noch auf der Arbeitstheke. Megan wollte sich darum kümmern, doch Sara räumte bereits auf.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht? Wirst du heute Abend spielen können?«
    »Na klar. Davon kann mich nichts abhalten«, erwiderte Finn.
    Megan sah, wie Sara mit dem Verbandskasten und dem Abfall verschwand.
    »Ich nehme diesen Drachen sofort aus dem Regal.«
    »Immerhin habe ich ihn nicht kaputt gemacht«, witzelte Finn.
    Joseph zuckte die Achseln und lächelte zerknirscht. »Vielleicht tue ich das selbst. Das hätte auch einem Kind passieren können. Nicht, dass du nicht genauso wichtig bist, aber …«
    »Wie gesagt, nicht weiter schlimm«, beharrte Finn. »Meg, wir müssen jetzt wirklich in die Gänge kommen.«
    »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei. Mitten im Laden nahm sie seine Hand, die unverletzte, denn auf einmal verspürte sie das Bedürfnis, ihm möglichst nahe zu sein.
    »Wir sehen uns dann später!«, rief Morwenna ihnen aufmunternd nach.
    »Danke!«, entgegnete Finn.
    Draußen war es schon dunkel. Nur die Lampen der noch offenen Geschäfte verbreiteten ein wenig Helligkeit.
    »Es ist ja wirklich schon stockfinster«, meinte Megan bestürzt.
    »Das ist doch nicht so schlimm«, erwiderte Finn.
    Auf einmal blieb er stehen, drehte sich um und warf einen düsteren, nachdenklichen Blick auf Morwennas Laden.
    »Finn?«
    Er wandte sich ihr zu und lächelte. Doch sein Lächeln war ebenso künstlich wie das Licht, das auf die Straßen fiel.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er mit fester Stimme.
    Er nahm ihre Hand, vergaß jedoch seine Verletzung und zuckte zusammen, als er sie zu fest drückte.
    »Oh, Mist«, meinte er.
    »Ach, Finn!«
    »Können wir das jetzt einfach vergessen?«, fauchte er. Aber er ließ ihre Hand nicht los.
    Sie spürte, wie sein Blut durch den Verband sickerte.

4
    Das Hotel, in dem sie auftreten sollten, war neueren Datums und lag am Stadtrand. Durch den in Neuengland recht beliebten Kolonialstil wirkte es sehr ästhetisch. Um mit den vielen Pensionen in der Stadt und im Umland mithalten zu können, die vor Geschichte, Charme und Geisteranekdoten strotzten, bemühte es sich um eine eigene verführerische Atmosphäre. Blumenrabatten säumten den weitläufigen Rasen, und rings um das Gebäude liefen Balkone und Veranden. Der Raum, in dem sie spielen sollten, war normalerweise ein Restaurant, das nur abends geöffnet hatte. Er war nicht weiter verändert, sondern nur der Jahreszeit entsprechend dekoriert worden. Nun gab es jede Menge Plastikspinnweben und die dazugehörigen Plastikspinnen. In einer Ecke stand ein Kessel, aus dem Dunst aufstieg, daneben schwang ein Kellner eine große Kelle, bereit, den Gästen für zwei Dollar ein Glas Punsch zu kredenzen. Von der Decke baumelten alle möglichen grotesken und witzigen Geschöpfe. Insgesamt vermittelte der Saal den Eindruck, als ob hier eine riesige Halloween-Party stattfinden sollte.
    Bis um elf Uhr wurde Abendessen serviert, danach gab es nur noch Snacks und Getränke. Sie sollten mit ein paar Pausen von neun bis eins spielen. Finn war überrascht gewesen, dass man ihm tausend Dollar pro Abend angeboten hatte. Als er zusammen mit Adam Spade, einem muskelbepackten Türsteher, ihre Ausrüstung auf die Bühne schleppte, fragte er sich, ob sie es heute noch zurück in ihre Pension schaffen würden.
    Spade war kahl rasiert und nur wenige Zentimeter kleiner als Finn. Er war massig wie ein Bodybuilder und sah aus wie der geborene Rausschmeißer. Abgesehen davon war er recht freundlich,

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