Das Erwachen: Dunkle Götter 1
rasche Worte, und ich hatte mich abgeschirmt. Ich wusste nicht, was mir bevorstand, wollte mich aber gegen alle Gefahren wappnen.
Wir liefen so rasch, wie es mir möglich war. Trotz der Schmerzen im Rücken bewegte ich mich fast im Laufschritt. Die Rippen taten nicht mehr weh, aber wegen der gerade abheilenden Lunge war ich etwas kurzatmig. Im Erdgeschoss verließ mich Dorian, um sein Schwert zu holen.
Penny tanzte auf dem Ball. Rose hatte sich als Störenfried erwiesen und ihr eine ganze Reihe von Tanzpartnern zugeschanzt, sodass sie Mühe hatte, sich den Mann herauszupicken, auf den es ihr ankam. Lord Devon war jedoch bereit, das Problem für sie zu lösen. Sie hatte ihn beim Tanzen mit den anderen Partnern ständig im Auge behalten, und er hatte ihre Blicke bemerkt. Nach der Runde mit Gregory Pern kam er neugierig auf sie zu.
Rose trat ihm anmutig in den Weg, um ihn abzulenken, da ihr sein Interesse an Penny nicht entgangen war. »Lord Devon, was für eine angenehme Überraschung, Euch heute Abend hier zu sehen! Ich dachte schon, Ihr hättet damit zu tun, Euren verletzten Stolz zu hätscheln«, stichelte Rose, weil sie hoffte, seinen Zorn zu erregen.
»Verzeiht mir, Lady Rose, aber ich glaube, diese Dame möchte mit mir tanzen«, antwortete er höhnisch und schob sich an ihr vorbei.
»Sehr aufmerksam von Euch, Lord Devon«, erwiderte Penny mit einem listigen Lächeln. »Ich hatte beinahe befürchtet, Ihr nehmt mich überhaupt nicht zur Kenntnis.« Sie legte die Hände zusammen und schob sie in die Ärmel, bis sie die Ellenbogen berührten.
»Würdet Ihr mit mir tanzen?« Devon deutete zur überfüllten Tanzfläche hinüber.
»Gewiss, wenn Euch mein Mangel an Anmut nicht abschreckt.« Penny zog die Arme wieder auseinander, und Rose war erleichtert, dass die Hände leer waren. Devon nahm ihre Hand und legte ihr die freie Hand an die Hüfte – ein wenig niedriger, als es schicklich gewesen wäre, doch sie beklagte sich nicht. Penny legte ihm ihre freie Hand auf die Schulter. Dies alles hatte sie genau geplant und eingeübt. Der Knauf des Dolchs lag nun in ihrer Handfläche, und die Klinge schmiegte sich an den Unterarm, wobei die Finger ihn an Ort und Stelle hielten. In dieser Haltung blieb ihr Handgelenk gerade, und die Hand war steif, was wegen des Ärmels jedoch niemand sehen konnte. Sobald sie ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte, konnte auch er die seltsame Stellung nicht mehr bemerken.
»Ich wundere mich, was Euch bewegt, ausgerechnet mit mir zu tanzen«, sagte Devon.
»Ich hatte inzwischen Zeit, über unsere kürzliche Begegnung nachzudenken.« Sie schenkte ihm einen leidenschaftlichen Blick.
»Eine kleine Verbrennung reicht in den meisten Fällen aus, um das Feuer zu meiden, damit man sich nicht noch einmal verletzt«, erwiderte er.
»Manche Frauen finden die Gefahr sehr anregend, sobald sie die anfänglichen Ängste überwunden haben.« Penny näherte sich ihm und legte ihm die Wange an den Hals.
Devon hatte alle möglichen Arten von Frauen kennengelernt und wusste durchaus, dass einige ziemlich verdreht sein konnten, aber diese hier, so dachte er, spielte ihm gewiss einen üblen Streich. »Was ist denn mit Eurem Schmied?«
Sie nahm den Kopf zurück und erwiderte seinen Blick. »Er ist heute Abend nicht hier. Ihr dagegen, mein Lord, seid zugegen, und …« Ihr Mund suchte seine Lippen. Eine kleine Ablenkung reichte ihr schon aus, um die Hand zu heben, den Ärmel fallen zu lassen und mit der Klinge zum tödlichen Stoß auszuholen. Devon riss erschrocken die Augen auf, doch die Ablenkung wirkte, da er die erhobene Hand nicht bemerkte.
Penny zielte mit der langen Klinge kurz unter dem Hals genau zwischen die Schulterblätter. Gewiss würde sie nur diese eine Gelegenheit bekommen. Verzeih mir, Mort , dachte sie und holte aus. Auf der anderen Seite des Raumes schrie in diesem Augenblick jemand auf. »Penny, nicht!« Es war Rose Hightower, deren Warnruf ihren Plan zunichtemachte.
Devon entzog sich ihr, sah die Klinge und packte ihr Handgelenk, um ihr den Arm auf den Rücken zu drehen. Die Klinge fiel herunter, als ein stechender Schmerz durch ihren Arm fuhr. »Du dummes Mädchen!«, rief er und warf sie auf den steinernen Boden. Als sie sich aufrichten wollte, hatte er ihr schon den Stiefel auf den Bauch gestellt. Mit einem lauten Schnaufen fuhr die Luft aus ihren Lungen. Würgend und keuchend lag sie da.
»Verdammte Hure! Dachtest du etwa, du könntest mich töten? Schau mich an, du dumme
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