Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Achseln schob. Schmerzen durchzuckten mich, als die Rippen belastet wurden, was meinen Beinen jedoch neue Kraft verlieh, sodass ich ihr helfen konnte. Endlich lag ich im Bett, und sie deckte mich zu.
»Penny, du musst das nicht alles für mich tun«, sagte ich, als sie sich über mich beugte. Eine Flut dunkler Locken fiel ihr ins Gesicht. Mein wiedererwachtes Sprachvermögen versetzte mich sogar selbst in Erstaunen. Sie sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an, die Augen weit geöffnet, das Gesicht dicht vor meinem. Die Zeit blieb einen Augenblick lang stehen, angehalten von einer Kraft, die ich nicht begreifen konnte, bis sie noch näher kam und mich zärtlich küsste.
»Ich werde tun, was ich will, Mordecai Eldridge, und weder der Tod noch Herzöge oder Doktoren können mich von dir trennen.« Ich hätte weinen mögen, war jedoch viel zu schwach, und mein Körper wirkte wie ausgetrocknet. Tausend Antworten schossen mir durch den Kopf, aber ich hatte weder die Zeit noch die Kraft, sie zu formulieren.
»Danke«, sagte ich nur und schloss wieder die Augen, während sie neben mir ins Bett schlüpfte. Ich wollte mit ihr reden und so viele Dinge erklären, doch ich schlief ein, geborgen in ihrer Umarmung.
Stunden später, kurz vor der Morgendämmerung, erwachte ich wieder. Irgendwie hatte ich es geschafft, mich auf die Seite zu drehen. So schmerzhaft es gewesen sein musste, ich hatte es anscheinend nicht bemerkt. Pennys leiser Atem strich mir über den Hals. Nun ist eine meiner schönsten Phantasien Wirklichkeit geworden, und ich bin außerstande, die Situation zu meinem Vorteil zu nutzen , dachte ich bei mir. Ich rückte eine Winzigkeit herum, gerade weit genug, um sie besser neben mir zu spüren. Ich gebe zu, selbst im Sterben bin ich noch ein Mann mit schmutzigen Gedanken.
Nach einer Weile wurde mir bewusst, dass sie mich anblickte. Sie war still aufgewacht und hatte sich nicht bewegt. Wahrscheinlich denkt sie, ich schlafe noch. »Ich lebe noch«, sagte ich.
»Ich weiß«, flüsterte sie mir ins Ohr. Halb tot, wie ich war, jagte es mir dennoch einen prickelnden Schauer über die Wirbelsäule. Sie hielt mich in den Armen – ich konnte mir nichts Schöneres wünschen. Nach dreißig Minuten fand ich dennoch, dass ich den Moment zerstören musste.
»Penny …«
»Ja?«, antwortete sie.
»Ich muss Wasser trinken. Mein Hals ist so wund, dass ich kaum schlucken kann, und außerdem brauche ich einen kleinen Moment für mich.« Meine Blase machte sich trotz des Blutverlusts und der mangelnden Flüssigkeitszufuhr dringend bemerkbar. Sie holte mir Wasser, und ich trank vermutlich mehr, als es angesichts der Verfassung meines Magens ratsam gewesen wäre. Dann sah sie mich an.
»Wie wollen wir das jetzt anpacken?«, fragte sie.
Ich wusste, was sie meinte. »Wir? Ich bin vielleicht ein bisschen angeschlagen, aber verdammt will ich sein, ehe ich dich das machen lasse.« Das führte zu einem Streit, den ich verlor, aber immerhin fanden wir einen Kompromiss. Ich wickelte mich in ein Laken und stellte mich ans Fenster, wo ich mich an die Wand lehnen konnte. Sie blieb ein Stückchen hinter mir und war bereit, mich aufzufangen, falls ich stürzte.
Mehrere peinliche Minuten später war ich wieder im Bett. Ich dachte, sie werde sich jetzt gleich ankleiden und gehen. Schließlich hatte sie ja ihre Arbeitsstelle. Doch ich irrte mich. Wieder glitt sie neben mir unter die Decke. Ich dachte an den Kuss, den sie mir am vergangenen Abend gegeben hatte, und wünschte sehr, ich wäre bei besserer Gesundheit. Die Wunschfee erhörte mich jedoch nicht.
Wir schliefen nicht, sondern ruhten aus und blieben dabei hellwach. Na ja, ich jedenfalls. Ich bin nicht sicher, welchen Grund sie überhaupt noch hatte, im Bett zu bleiben. »Der Arzt hat gesagt, du würdest sterben«, gestand sie mir dann.
»Ich hoffe, er irrt sich noch öfter«, entgegnete ich. »Ich hätte durchaus sterben können, doch es ist mir in der letzten Nacht gelungen, einiges in Ordnung zu bringen.« Das machte sie neugierig, also musste ich ihr erklären, was ich in den vergangenen Stunden getan hatte. Nach einer Weile hatte dann auch ich eine Frage.
»Ich glaube, Rose hat dir ein Nachthemd gebracht. Ich habe es auf dem Tisch liegen sehen.« Es gefiel mir nicht, es erwähnen zu müssen.
»Ja, das hat sie getan.« Eine schlichte Aussage.
»Warum hast du es nicht angezogen?« Die Dummheit stirbt nie aus. Offensichtlich ging es mir viel besser, weil die meine schon wieder
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