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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Welt.«
    »Du irrst«, sagte Henrietta, »es gibt nur sehr wenige Leute wie John.«
    »Na, wenn das so ist – dann ist es ja gut! Finde ich jedenfalls!« Er stand auf. »Lass uns lieber zurückgehen.«

7
     
    B eim Einsteigen ins Auto, als Miss Lewis die Haustür in der Harley Street hinter sich geschlossen hatte, durchfuhr Gerda ein stechendes Gefühl, vertrieben zu werden. Die Tür war so endgültig ins Schloss gefallen. Sie war ausgesperrt – und dieses schreckliche Wochenende lag vor ihr. Und sie hätte vor der Abfahrt doch noch einiges, nein vieles erledigen müssen. Hatte sie den Wasserhahn im Badezimmer zugedreht? Der Zettel für die Wäscherei – hatte sie den –, wo hatte sie den denn hingelegt? Kamen die Kinder auch zurecht mit Mademoiselle? Mademoiselle war ja so – so… Ob Terence auf sie hörte? Französische Gouvernanten strahlten einfach keine Autorität aus.
    Noch immer gebeugt unter der Last ihrer Sorgen, nahm sie auf dem Fahrersitz Platz und drückte den Starterknopf. Und drückte nochmal und heftiger. Bis John sagte: »Gerda, ein Auto startet leichter, wenn man auch die Zündung einschaltet.«
    »Ach du lieber Gott, wie dumm von mir.« Sie sah ihn kurz verängstigt an. Wenn er sich schon jetzt gleich zu ärgern anfing – ach nein, zu ihrer Erleichterung lächelte er.
    Weil er sich nämlich, sagte ihr einer ihrer gelegentlichen Geistesblitze, so freut, zu den Angkatells zu fahren.
    Der arme John, er schuftete so schwer! Führte so ein altruistisches Leben, so vollkommen anderen geweiht. Kein Wunder, dass er sich so auf ein verlängertes Wochenende freute. Sie dachte an das Gespräch am Mittagstisch zurück, ließ die Kupplung zu früh los, sodass der Wagen mit einem Ruck anfuhr, und sagte: »John, weißt du, du darfst wirklich nicht solche Witze über Kranke machen. Ich finde es ja wunderbar, dass du all die Arbeit so leicht nimmst, und ich verstehe es auch. Aber die Kinder doch nicht. Vor allem Terry, er nimmt doch immer alles für bare Münze.«
    »Terry«, sagte John Christow, »kommt mir von Zeit zu Zeit schon vor wie ein Mensch – ganz im Gegensatz zu Zena! Wie lange sind Mädchen eigentlich so affektierte Äffchen?«
    Gerda stieß einen allerliebsten kleinen Lacher aus. John wollte sie nur necken, das wusste sie genau. Aber sie würde beim Thema bleiben. Sie konnte sich sehr wohl auf Themen konzentrieren. »Ich halte es wirklich für sinnvoll, John, wenn Kinder einen Sinn für die Selbstlosigkeit und das aufopferungsvolle Leben von Ärzten bekommen.«
    »Du lieber Gott!«, sagte John.
    Gerda war einen Augenblick lang abgelenkt. Sie fuhr direkt auf eine Ampel zu, die schon lange grün war. Garantiert springt die gleich auf Rot, dachte sie, bevor ich über die Kreuzung bin. Also fuhr sie langsamer. Es blieb grün.
    John Christow vergaß, dass er sich vorgenommen hatte, kein Wort über Gerdas Fahrweise zu verlieren. »Wieso bremst du denn jetzt?«
    »Ich dachte, es wird bestimmt gleich rot – « Sie trat heftig auf das Gaspedal, und tatsächlich schoss der Wagen ein Stückchen vor, bis mitten auf die Kreuzung, aber da war der Motor abgewürgt. Die Ampel sprang auf Rot.
    Die Autos von den Seiten hupten wild.
    John erklärte so freundlich wie möglich: »Du bist wirklich die schlechteste Autofahrerin auf der Welt, Gerda!«
    »Ampeln machen mir immer Angst. Man weiß nie, wann die umspringen.«
    John warf einen verstohlenen Blick auf Gerdas unglückliches, sorgenvolles Gesicht. Alles macht Gerda Angst, überlegte er. Er versuchte sich vorzustellen, wie sich das wohl anfühlte, ständig in diesem Zustand zu leben, aber er war kein besonders fantasievoller Mensch, und es gelang ihm nicht.
    Gerda war wieder bei ihrem Thema. »Ich präge den Kindern nämlich ein, woraus ein Arztleben besteht – aus Aufopferung und hingebungsvoller Hilfe bei anderer Leute Schmerzen und Leiden und dem tiefen Wunsch, anderen zu dienen. Es ist ein so edelmütiges Leben, und ich bin so stolz auf dich, weil du deine Zeit und deine Kraft darauf verwendest und dich nie schonst – «
    John Christow fiel ihr ins Wort. »Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass ich womöglich gern Arzt bin? Dass ich das als Vergnügen empfinde, nicht als Opfer? Begreifst du gar nicht, wie verdammt interessant das ist?«
    Ach nein, dachte er für sich weiter, so etwas begreift Gerda nie! Gerda würde ihn, wenn er ihr von Mrs Crabtree und der Margaret-Russell-Station erzählen würde, nur wieder als rettenden Engel der Armen sehen.
    »Sie

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