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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auch aller Welt kostenlose medizinische Versorgung und jede Menge Bildung zukommen lassen – nein, die armen Häschen, wenn erst mal all die hilflosen Kleinen jeden Tag in die Schulen getrieben werden. Ach, und Lebertran, den kriegen alle Säuglinge reingewürgt, ob sie wollen oder nicht – und der riecht so grässlich!«
    Lucy, fand Midge, benahm sich schon wieder wie immer.
    Auch Gudgeon, an dem sie in der Eingangshalle vorbeikam, sah aus wie immer. Das Leben im »Eulenhaus« lief offensichtlich wieder in normalen Bahnen. Nach Gerdas Abreise schien die ganze Angelegenheit wie ein Traum.
    Draußen knirschten die Kiesel, und Sir Henry stieg aus dem Wagen.
    Er war über Nacht in seinem Club in der Stadt geblieben und erst frühmorgens zurückgefahren.
    »Nun, mein Lieber«, grüßte Lucy, »alles in Ordnung?«
    »Ja. Die Sprechstundenhilfe war da – tüchtiges Mädchen, kennt sich aus. Hat gleich alles in die Hand genommen. Da gibt es wohl eine Schwester. Die hat die Sprechstundenhilfe antelegrafiert.«
    »Ich wusste es doch«, frohlockte Lady Angkatell. »Und die wohnt in Tunbridge Wells?«
    »Bexhill, glaube ich.« Sir Henry sah verdutzt drein.
    »Will ich doch meinen!« Lucy erwog, ob Bexhill passte. »Doch ja – ziemlich plausibel.«
    Gudgeon erschien. »Sir Henry, Inspektor Grange hat angerufen. Der Termin vor dem Untersuchungsgericht ist am Mittwoch um elf Uhr.«
    Sir Henry nickte.
    Lady Angkatell sagte: »Midge, du solltest in deinem Laden da anrufen.«
    Midge ging zögernd zum Telefon.
    Ihr Leben war bisher so normal und durchschnittlich gewesen, dass sie das Gefühl hatte, ihr fehlten die richtigen Worte, um ihrer Arbeitgeberin zu erklären, dass sie nicht nach vier Tagen Urlaub zurückkommen könne, und zwar dank des Umstands, dass sie in einen Mordfall verwickelt war.
    Das klang doch nicht glaubwürdig. Es fühlte sich noch nicht einmal glaubwürdig an.
    Und Madame Alfrege war auch nicht die Unkomplizierteste, wenn es um Erklärungen ging, und auch sonst nicht.
    Midge schob entschlossen das Kinn vor und nahm den Hörer ab.
    Es war so unangenehm, wie sie befürchtet hatte. Die giftige kleine Geschäftsfrau mit ihrer heiseren Lispelstimme am anderen Ende war aufgebracht. »Was sagen Sie da, Miss Hardcastle? Jemand gestorben? Beerdigung? Sie wissen sehr genau, ich bin knapp an Personal! Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen das abnehme – nein, Sie machen sich einen schönen Lenz, da möchte ich wetten!«
    Midge fiel ihr harsch und energisch ins Wort.
    »Polizei? Polizei, sagen Sie?« Es klang fast wie ein Aufschrei. »Sie sind mit der Polizei zugange?«
    Midge biss die Zähne zusammen und erklärte noch einmal die Lage. Seltsam, wie anrüchig die Frau am anderen Ende das Ganze dastehen ließ. Als vulgäre Polizeigeschichte. Was für alchimistische Fähigkeiten Menschen haben können!
    Edward kam ins Zimmer, sah Midge am Telefon und wollte wieder gehen.
    Sie hielt ihn auf. »Bleib hier, Edward. Bitte. Ach, das wäre mir lieb.« Edwards Anwesenheit im selben Zimmer gab ihr Kraft – machte das Gift wirkungslos.
    Sie nahm die eine Hand wieder von der Sprechmuschel. »Wie? Ja. Das tut mir leid, Madame. Aber es ist ja wohl kaum meine Schuld, dass – «
    Die hässliche heisere Stimme keifte erbost. »Wer sind denn Ihre Freunde? Was für Leute sind das eigentlich, die die Polizei im Haus haben und einer ist erschossen? Ich muss mir überlegen, ob ich Sie überhaupt wieder nehme! Ich lasse nicht zu, dass der Ruf meines Unternehmens leidet.«
    Midge gab noch ein paar ehrerbietige, aber unverbindliche Sätze von sich und legte schließlich mit einem erleichterten Seufzer auf. Sie zitterte, und ihr war übel.
    »Mein Arbeitsplatz«, erklärte sie Edward. »Ich musste doch Bescheid sagen, dass ich erst Donnerstag zurück bin, wegen des Gerichtstermins und der – der Polizei.«
    »Und die haben sich anständig benommen, will ich hoffen? Wie ist der eigentlich so, dein Modeladen? Und die Besitzerin, ist die nett? Arbeitet man gern für sie?«
    »So würde ich das nicht nennen! Sie ist so eine Selfmadewoman aus kleinen Verhältnissen, mit gefärbten Haaren und einer Stimme wie eine Krähe.«
    »Aber meine liebe Midge – «
    Midge musste fast lachen, weil Edward sie so konsterniert ansah. Er war ja richtig besorgt.
    »Aber mein liebes Kind – du kannst dich doch nicht mit so etwas abgeben. Wenn du partout eine Arbeit haben willst, dann nimm wenigstens eine Stelle, wo die Umstände harmonisch sind und du die Leute

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