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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bisher nicht erwähnt, dass sie hier ebenfalls Gast war.«
    »Das war sie auch nicht, Sir. Miss Cray wohnt in ›Dovecotes‹, dem – äh – Cottage, die Straße hoch. Sie kam nach dem Dinner herüber, ihr waren die Streichhölzer ausgegangen, und sie wollte sich ein paar borgen.«
    »Hat sie sechs Schachteln mitgenommen?«, fragte Poirot.
    Gudgeon dreht sich zu ihm. »Das ist richtig, Sir. Ihre Ladyschaft bestand darauf, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob wir genügend hatten, dass Miss Cray ein halbes Dutzend Schachteln mitnimmt.«
    »Die sie im Pavillon ließ«, sagte Poirot.
    »Jawohl, Sir, ich habe sie dort gestern Morgen bemerkt.«
    »Es gibt nicht vieles, was der Mann nicht bemerkt«, stellte Poirot fest, als Gudgeon gegangen war und die Tür ehrerbietig und leise geschlossen hatte.
    Inspektor Grange stellte lediglich fest, dass Dienstboten die Hölle waren! »Na ja, trotzdem«, sagte er dann, und seine Laune besserte sich wieder leicht, »gibt es ja immer noch die Küchenhilfen. Küchenhilfen reden – im Gegensatz zu diesen hochnäsigen höheren Dienstboten.«
    Er wechselte das Thema. »Ich habe einen Mann in die Harley Street zu Ermittlungen abgestellt. Ich will nachher selbst hin. Wir müssten da fündig werden. Sagen wir es mal so – die Frau von Christow hat wohl mit einer Menge Sachen fertigwerden müssen. Diese Modeärzte und ihre feinen Patientinnen… also, Sie würden sich wundern! Lady Angkatell hat mir gesteckt, dass es wohl Ärger wegen einer Krankenschwester gab. Sie hat sich natürlich sehr undeutlich ausgedrückt.«
    »Ja«, stimmte Poirot zu, »das kann ich mir denken.«
    Eine Inszenierung mit Bedacht… John Christow und irgendwelche amourösen Verstrickungen mit Schwestern im Krankenhaus… ein Arzt hat manche Gelegenheit… jede Menge Gründe für Eifersucht, die sich bei Gerda Christow zuletzt zu Mord gesteigert hatte.
    Doch, geschickt inszeniert, um die Aufmerksamkeit auf die Harley Street zu lenken – weg vom »Eulenhaus«, weg von dem Moment, in dem Henrietta Savernake den Revolver aus Gerda Christows widerstandslosen Händen gedreht hatte… Weg von jenem anderen Moment, in dem der sterbende John Christow Henrietta gesagt hatte.
    Hercule Poirot schlug die Augen, die er halb geschlossen hatte, jäh ganz auf und fragte mit entwaffnender Neugier: »Ihre Söhne, spielen sie mit Meccano-Baukästen?«
    »Äh – bitte?« Inspektor Grange hatte stirnrunzelnd eigenen Gedanken nachgehangen und starrte Poirot an. »Wie? Was bitte? Sie sind eigentlich noch ein bisschen zu klein dafür – aber ich hatte in der Tat erwogen, Teddy einen Stabilbaukasten zu Weihnachten zu schenken. Wie kommen Sie denn auf so eine Frage?«
    Poirot schüttelte nur den Kopf.
    Das machte Lady Angkatell gefährlich, überlegte er, dass das, was sie einfach wild und intuitiv vermutete, sich oft als wahr herausstellte. Sie hatte mit einem einfach hingeworfenen – oder scheinbar hingeworfenen? – Wort ein ganzes Bild inszeniert – und wenn sich das zum Teil als wahr herausstellte, musste man dann nicht auch gegen die eigene Überzeugung den Rest ebenfalls für wahr halten?
    »Da ist ein Detail, Monsieur Poirot, auf das ich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte«, fuhr Inspektor Grange fort. »Diese Miss Cray, die Schauspielerin – die kommt hier reinspaziert und borgt sich Streichhölzer. Wenn sie die so dringend braucht – warum kommt sie dann nicht die ein, zwei Schritte bis zu Ihrem Haus? Warum läuft sie fast einen halben Kilometer?«
    Hercule Poirot zuckte die Schultern. »Dafür mag es Gründe geben. Sagen wir zum Beispiel – snobistische? Mein kleines Cottage ist ganz unbedeutend. Ich bin auch nur am Wochenende hier. Sir Henry und Lady Angkatell dagegen – sie leben hier, sie sind sozusagen Landadel. Diese Miss Cray, sie hat sie vielleicht einfach kennen lernen wollen – nun, das war ja in der Tat eine Möglichkeit.«
    Inspektor Grange stand auf. »Ja, das ist natürlich vollkommen denkbar, aber man will schließlich nichts übersehen. Ich habe trotz allem den Eindruck, der Fall ist leicht zu lösen. Sir Henry hat die Waffe identifiziert, sie stammt aus seiner Sammlung. Sie hatten ganz offensichtlich am Nachmittag vorher damit geschossen. Mrs Christow brauchte nur in das Herrenzimmer zu gehen und sie da wegzunehmen, wo sie Sir Henry sie mitsamt der Munition hatte wegschließen sehen. Das ist alles recht einfach.«
    »Ja«, murmelte Poirot, »es scheint alles recht einfach.«
    Genau so, überlegte er,

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