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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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tatsächlich aus Sir Henrys Sammlung – zumindest fehlt dort eine –, und das bedeutet, dass die ganze Geschichte immer noch mit dem ›Eulenhaus‹ zusammenhängt.«
    »Oh oui«, murmelte Poirot, »sie hängt immer noch zusammen mit dem ›Eulenhaus‹«.
    »Dabei sah alles nach einer einfachen und gradlinigen Geschichte aus«, fuhr der Inspektor fort. »Tja, aber so einfach und gradlinig ist sie wohl doch nicht.«
    »Nein«, sagte Poirot, »einfach ist sie nicht.«
    »Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die ganze Sache abgekartet war – das heißt, sie war extra so angelegt, dass Gerda Christow belastet wird. Nur, wenn das so war, warum lag dann nicht der richtige Revolver neben der Leiche, damit sie ihn in die Hand nimmt?«
    »Vielleicht hätte sie ihn gar nicht genommen.«
    »Das stimmt, aber selbst wenn sie den nicht angefasst hätte – solange nicht die Fingerabdrücke von jemand anderem auf der Waffe sind, will sagen, sie nach dem Gebrauch abgewischt wurde, solange wäre sie vermutlich hochverdächtig geblieben. Und das hat der Mörder doch wohl gewollt, oder?«
    »Hat er das?«
    Grange starrte vor sich hin. »Nun ja, wenn Sie einen Mord begangen hätten, würden Sie doch zusehen, dass Sie ihn möglichst rasch und glaubwürdig jemandem in die Schuhe schieben, oder nicht? Das wäre doch die ganz normale Reaktion eines Mörders.«
    »Ah oui, oui«, sagte Poirot. »Nur, dass wir es hier eventuell mit einem eher unüblichen Typ Mörder zu tun haben. Es ist durchaus möglich, dass genau das die Lösung unseres Problems ist.«
    »Was ist die Lösung?«
    »Ein unüblicher Typ Mörder«, sagte Poirot nachdenklich.
    Inspektor Grange starrte ihn fragend an. »Nur – was hat er denn nun eigentlich damit beabsichtigt? Was hat er denn bezweckt – oder sie?«
    Poirot spreizte mit einem Seufzer die Finger. »Ich habe keine Ahnung – ich habe keinerlei Ahnung. Aber mir scheint – also, mir dämmert allmählich – «
    »Ja?«
    »Dass der Mörder zwar John Christow töten, aber Gerda Christow nicht hineinziehen wollte.«
    »Hah! Dabei hatten wir sie sofort im Verdacht.«
    »Ah oui, aber es war nur eine Frage der Zeit, dass die Sache mit der Waffe ans Licht kommt, und dann würde der Fall ganz anders aussehen. In der Zwischenzeit hat der Mörder viel Zeit gehabt – « Poirot verstummte komplett.
    »Zeit für was?«
    »Ah, mon ami, jetzt haben Sie mich erwischt. Wieder muss ich sagen, ich weiß es nicht.«
    Inspektor Grange lief ein paar Mal durch das Zimmer. Schließlich blieb er vor Poirot stehen. »Ich bin heute Nachmittag bei Ihnen aus zwei Gründen, Monsieur Poirot. Zum einen weiß ich – und das ist ja bei der Truppe insgesamt bekannt –, dass Sie ein Mann mir reicher Erfahrung sind und schon manchmal sehr trickreich an derlei Problemfällen gearbeitet haben. Das ist der eine Grund. Aber es gibt noch einen anderen. Sie waren selbst da. Sie sind Augenzeuge. Sie haben gesehen, was passiert ist.«
    Poirot nickte. »Ja, ich habe gesehen, was passiert ist – aber die Augen, Inspektor Grange, sind sehr unzuverlässige Zeugen.«
    »Was meinen Sie damit, Monsieur Poirot?«
    »Die Augen sehen manchmal nur das, was sie sehen so l len.«
    »Sie glauben, das Ganze war im Voraus geplant?«
    »Ich habe diesen Verdacht. Es war alles inszeniert, verstehen Sie, wie auf der Bühne. Was ich gesehen habe, war klar und deutlich. Einen Mann, auf den gerade geschossen worden war, und die Frau, die auf ihn geschossen hatte und die die Waffe, die sie benutzt hatte, noch in der Hand hielt. Das habe ich gesehen, aber inzwischen wissen wir, dass ein Detail an diesem Bild nicht stimmt. Diese Waffe war nicht benutzt worden für den Schuss auf John Christow.«
    »Hm!« Der Inspektor zerrte seinen ohnehin hängenden Schnurrbart energisch weiter abwärts. »Sie wollen darauf hinaus, dass noch andere Details an dem Bild womöglich nicht stimmen?«
    Poirot nickte. »Drei andere Leute waren außer mir da – drei Leute, die anscheinend gerade eben auf der Szene erschienen waren. Aber das ist eventuell auch nicht wahr. Das Schwimmbecken liegt inmitten einer dichten Kastanienschonung. Fünf Wege gehen von da ab – einer zum Haus, einer hoch in den Wald, einer hoch zu dem Weg mit den Blumenrabatten, einer hinunter zu den Wirtschaftsgebäuden und einer zu dieser kleinen Straße hier. Die drei Leute kamen alle auf verschiedenen Wegen – Edward Angkatell aus dem Wald oben, Lady Angkatell von den Wirtschaftsgebäuden herauf und

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