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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eine Aufgabe gestellt sieht, für die er bestens gerüstet ist. »Gudgeon?«, sagte er. »Dann werde ich mir Mr Gudgeon sofort vorknöpfen.«

20
     
    W ieder saß Inspektor Grange in Sir Henrys Arbeitszimmer und starrte in das unerschütterliche Gesicht des Mannes vor ihm.
    Die Reihe war jetzt an Gudgeon.
    »Ich bedaure zutiefst, Sir«, sagte er noch einmal, »ich nehme an, ich hätte den Vorfall wohl erwähnen müssen, aber er war mir einfach entfallen.«
    Er warf dem Inspektor und dann Sir Henry einen entschuldigenden Blick zu. »Wenn ich mich recht erinnere, Sir, war es gegen halb sechs. Ich ging durch die Eingangshalle und wollte nach Post zum Austragen sehen, da sah ich einen Revolver auf dem Tisch liegen. Ich hielt ihn für einen aus der Sammlung meines Herrn, deshalb nahm ich ihn und brachte ihn hierher. Und auf dem Regal neben dem Kaminsims war auch eine Lücke, wo er hingehörte, deshalb habe ich ihn da wieder hingelegt.«
    »Zeigen Sie mal die Stelle.«
    Gudgeon stand auf und ging zu dem genannten Regal. Der Inspektor folgte ihm auf dem Fuß.
    »Es war dieser hier, Sir.« Gudgeon zeigte mit dem Finger auf eine kleine Mauser-Pistole am Regalende.
    Es war eine 25er – eine ziemlich kleine Waffe. Und es war mit Sicherheit nicht die, die John Christow getötet hatte.
    Grange behielt Gudgeons Gesicht fest im Auge und erklärte: »Das ist eine automatische Pistole, kein Revolver.«
    Gudgeon hustete. »Tatsächlich, Sir? Ich bin leider gar nicht gut in Feuerwaffen. Ich habe den Begriff Revolver vielleicht etwas leichtfertig benutzt, Sir.«
    »Aber Sie sind ganz sicher, dass Sie diese Waffe in der Halle gefunden und hierher gelegt haben?«
    »O ja, Sir, darüber kann es gar keinen Zweifel geben.« Er wollte die Hand danach ausstrecken, aber Grange bremste ihn.
    »Nicht anfassen, bitte. Ich muss ihn auf Fingerabdrücke untersuchen und nachsehen, ob er geladen ist.«
    »Ich glaube nicht, dass er geladen ist, Sir. In Sir Henrys Sammlung wird keine Waffe geladen aufbewahrt. Und was Fingerabdrücke betrifft – ich habe sie mit meinem Taschentuch abgewischt, bevor ich sie zurückgelegt habe, Sir, da sind also nur meine Fingerabdrücke drauf.«
    »Warum haben Sie das gemacht?«, fragte Grange barsch.
    Aber Gudgeon lächelte einfach weiter entschuldigend. »Ich hatte gedacht, dass sie staubig sein muss, Sir.«
    Die Tür ging auf, und Lady Angkatell kam herein. Sie begrüßte den Inspektor mit einem Lächeln. »Wie nett, Sie zu sehen, Inspektor Grange! Was ist denn das für eine Geschichte mit einem Revolver und Gudgeon? Das arme Kind sitzt in Tränen aufgelöst in der Küche. Mrs Medway hat sie zusammengestaucht – dabei hatte das Mädchen natürlich vollkommen Recht zu sagen, was sie gesehen hat, wenn sie findet, sie muss das tun. Mir selbst ist richtig und falsch ja auch immer schleierhaft – ich meine, es ist leicht, wenn das Richtige unangenehm ist und das Falsche annehmlich, da weiß man doch, woran man ist… aber so verwirrend, wenn es andersrum ist – und ich finde, Sie doch sicherlich auch, Herr Inspektor, dass jedermann tun muss, was er selbst für richtig hält. Was haben Sie denn über diese Pistole erzählt, Gudgeon?«
    Gudgeon sagte deutlich und respektvoll: »Die Pistole war in der Halle, Mylady, auf dem Tisch in der Mitte. Ich habe keine Ahnung, wo sie herkam. Ich habe sie hierher gebracht und wieder an ihren richtigen Platz gelegt. Das habe ich eben dem Inspektor gesagt, und er hat Verständnis.«
    Lady Angkatell schüttelte den Kopf und sagte mild: »Das hätten Sie wirklich nicht sagen sollen, Gudgeon. Ich werde selbst mit dem Inspektor sprechen.«
    Gudgeon wollte zu einer Geste ansetzen, aber Lady Angkatell unterbrach ihn charmant. »Ich schätze Ihre Beweggründe, Gudgeon. Ich weiß ja, dass Sie immer bemüht sind, uns Ärger und Kummer zu ersparen.« Dann entließ sie ihn, ebenso mild. »Das wäre alles für den Moment.«
    Gudgeon zögerte, sah hastig zu Sir Henry, dann zum Inspektor, und schließlich machte er einen Diener und ging zur Tür.
    Grange machte eine Bewegung, als wolle er ihn aufhalten, ließ seinen Arm aber aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht klar war, wieder sinken.
    Gudgeon ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Lady Angkatell ließ sich in einen Sessel sinken und lächelte die beiden Männer an. »Also, wirklich«, sagte sie im Plauderton, »ich finde es ja ganz bezaubernd von Gudgeon. Richtig vornehm, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ja, vornehm ist das

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