Das Eulenhaus
Henrietta Savernake vom Blumenweg über dem Haus. Alle drei trafen fast gleichzeitig am Tatort ein und ein paar Minuten nach Gerda Christow. Einer der drei, Herr Inspektor, könnte aber vor Gerda Christow am Schwimmbecken gewesen sein, könnte auf John Christow geschossen, sich dann einen der Wege hinauf oder hinunter zurückgezogen haben, da umgekehrt und gleichzeitig wie alle anderen wieder dort erschienen sein.«
»Ja, das ist möglich«, sagte Inspektor Grange.
»Noch eine Möglichkeit, die ich seinerzeit auch nicht in Betracht gezogen habe: Jemand hätte von der Straße her kommen, auf John Christow schießen und denselben Weg ungesehen wieder zurückgehen können.«
»Da haben Sie verdammt Recht«, sagte Grange. »Es gibt außer Gerda Christow noch zwei mögliche Verdächtige. Da haben wir dasselbe Motiv – Eifersucht. Denn es handelt sich definitiv um ein crime passionel. Und zwei weitere Frauen hatten eine Affäre mit John Christow.«
Er hielt einen Augenblick inne.
»Christow war morgens in Veronica Crays Haus gegangen. Sie hatten Streit. Sie hatte ihm erklärt, sie würde dafür sorgen, dass es ihm noch leidtun werde, was er getan habe, und dass sie ihn mehr hasse, als sie je geglaubt habe, irgendjemand hassen zu können.«
»Interessant«, murmelte Poirot.
»Na, sie kommt ja direkt aus Hollywood – und nach dem, was ich so in der Zeitung lese, schießen die sich da ganz gern über den Haufen. Sie könnte gerade dort entlanggegangen sein, um ihren Pelz zu holen, den sie ja am Abend vorher im Pavillon liegen lassen hatte. Sie könnten sich begegnet sein – die Sache ist wieder aufgelodert, sie hat auf ihn geschossen und sich, als sie jemanden kommen hörte, auf demselben Weg zurückgeschlichen.«
Wieder hielt er einen Augenblick inne.
»Aber damit sind wir an dem Punkt«, fuhr er dann gereizt fort, »an dem sich alles verknotet. Diese verdammte Waffe! Es sei denn – «, seine Augen hellten sich auf, »– sie hätte mit ihrer eigenen Waffe auf ihn geschossen und eine andere, die sie sich aus Sir Henrys Arbeitszimmer beschafft hatte, neben ihm liegen lassen, um den Verdacht auf die Leute im ›Eulenhaus‹ zu lenken. Vielleicht weiß sie nicht, dass wir aus ballistischen Spuren die Tatwaffe identifizieren können.«
»Wie viele Leute das wohl überhaupt wissen?«
»Ich habe das Sir Henry gefragt. Er fand, dass eine ganze Menge Leute das wissen müssten – wegen all der Kriminalromane, die so geschrieben werden. Hat auch gleich einen neuen zitiert, Das Rätsel des römischen Brunnens. Den habe John Christow am Samstag selbst gelesen, sagte er, und in dem soll es gerade darum gehen.«
»Aber Veronica Cray muss die Waffe irgendwie aus Sir Henrys Arbeitszimmer beschafft haben.«
»Ja, und das würde Vorsatz bedeuten.« Der Inspektor zerrte noch einmal an seinem Schnurrbart, dann sah er Poirot an. »Aber Sie selbst, Monsieur Poirot, haben noch eine andere Möglichkeit angedeutet. Wir haben noch Miss Savernake. Und hier kommen Sie als Augenzeuge wieder ins Spiel, das heißt, ich sollte eher Ohrenzeuge sagen. Dr. Christow sagte im Sterben: ›Henrietta.‹ Das haben Sie gehört – das haben alle anderen auch gehört, obwohl Mr Angkatell es nicht richtig verstanden haben will.«
»Edward Angkatell hat es nicht gehört? Das ist interessant.«
»Die anderen schon. Miss Savernake sagt selbst, er habe versucht mit ihr zu sprechen. Lady Angkatell behauptet, er habe die Augen aufgeschlagen, Miss Savernake gesehen und: ›Henrietta‹ gesagt. Sie misst dem aber, glaube ich, keinerlei Bedeutung bei.«
Poirot lächelte. »Nein – sie würde dem keine Bedeutung beimessen.«
»Und Sie, Monsieur Poirot, was meinen Sie? Sie waren da – Sie haben zugesehen und zugehört. Wollte Dr. Christow Ihnen allen sagen, dass Henrietta auf ihn geschossen hatte? Kurz, war dieses eine Wort eine Anschu l digung?«
Poirot sagte bedächtig: »Das habe ich seinerzeit nicht so gesehen.«
»Und jetzt, Monsieur Poirot? Wie sehen Sie es jetzt?«
Poirot seufzte und sagte ebenso bedächtig: »Es könnte eine gewesen sein. Mehr kann ich nicht sagen. Sie fragen mich lediglich nach einem Eindruck, und wenn der Zeitpunkt selbst vorbei ist, ist es verführerisch, eine Bedeutung in Dinge zu legen, die zum Zeitpunkt selbst gar nicht da war.«
Grange beeilte sich zu versichern: »Das bleibt natürlich alles unter uns. Was Monsieur Poirot gedacht haben mag, ist noch kein Beweis – das weiß ich. Es ist einfach ein Wink, den ich zu
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