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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Feuerrost und einem Stapel Holz. Decken lagen in einer Ecke und obendrauf ein Federkissen.
    Er haust ganz schön wüst, dachte sie und erinnerte sich an die Nacht, die sie gemeinsam in Ragmarket verbracht hatten. Dieses Wissen über ihn kam ihr irgendwie ein bisschen zu vertraulich vor.
    So viel war seither passiert. Als wäre es in einem anderen Leben gewesen.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Es ist ganz schön schwer, hierherzukommen.«
    »Wenn es nicht regnet, ist es nicht ganz so schlimm«, entgegnete er. »Und wenn die Bibliothek geöffnet ist, benutze ich einfach die Treppe.«
    »Du hast hier oben sicher nicht oft Gäste.«
    »Du bist die Erste.«
    Cuffs schälte sich aus seinem Umhang und hängte ihn an einen Haken neben der Feuerstelle. Dann tastete er mit den Händen über die Wolle, und sie zischelte unter seiner Berührung, bis sie trocken war. Danach packte er Holz auf den Rost und zündete es mit einer Geste und einem Wort an.
    Er gibt an, dachte Raisa. Mit Zauberstückchen. Immer wieder griff er in sein Hemd und flüsterte leise irgendwelche Zaubersprüche. Wo hatte er Magie gelernt?
    Mystwerk. Natürlich.
    Cuffs stand auf und drehte sich zu ihr um; er schien unsicher zu sein, was er als Nächstes tun sollte.
    »Haben wir das nicht schon mal gemacht?« Raisa zog ihren Umhang aus, der schlaff und schwer vom Regen war. »Erinnerst du dich? In Ragmarket. Du hast mich aus dem Tempel in Southbridge entführt und durch den Regen gezerrt.«
    »Es scheint viel zu regnen, da wo du bist«, sagte er.
    »Ich dachte, das läge an dir«, sagte sie hochmütig und reichte ihm ihren Umhang. Er wrang das überschüssige Wasser aus und ließ den Rest mit den Händen verdampfen. Dann hängte er ihn neben seinen.
    Es war irgendwie leichter, mit ihm zu streiten, als diese laute Stille zwischen ihnen entstehen zu lassen, die sich zu einem Crescendo auszuwachsen schien. Es kam ihr in den Sinn, dass es wirklich eine ziemlich dumme Idee gewesen sein könnte, hierherzukommen, sollte Cuffs Alister sich nicht als vertrauenswürdig erweisen.
    Ihr Herz klopfte heftig. Cuffs Alister war ein Magier. Ein Streetlord, ein Dieb, wahrscheinlich auch ein Mörder – und jetzt ein Magier. Hatte es irgendeinen Hinweis darauf gegeben, als sie sich das letzte Mal getroffen hatten?
    Das Blut stieg ihr ins Gesicht, als sie sich an jedes einzelne Mal erinnerte, da er sie berührt hatte. Er hatte einen Arm um sie geschlungen gehabt und sie dicht an sich gedrückt, das Messer an ihrer Kehle. Er hatte sie hochgehoben und getragen und nach Waffen durchsucht, ihre Hand gepackt und sie über die Südbrücke geschleift. Ihre Haut prickelte und brannte bei der Erinnerung, aber sie konnte sich nicht an irgendeinen Hinweis auf Magie entsinnen. Nicht an so etwas wie das hier.
    Was war mit den ermordeten Straßendieben? Sie waren verbrannt und gefoltert worden – von Dämonen, wie einige sagten. Aber was, wenn das ein Magier getan hatte? Der Anführer einer rivalisierenden Gang?
    Nein. Sie weigerte sich, so etwas zu glauben.
    Wehmut erfasste sie, als wäre Cuffs Alister ihr ein zweites Mal gestohlen worden. Zuerst war er tot gewesen. Jetzt war er magisch – und damit unberührbar. Der Boden hatte sich wieder verschoben, und die Tür zu einer Chance hatte sich zwischen ihnen geschlossen.
    Was für eine Chance? Willst du lieber, dass er tot ist statt ein Magier?
    »Rebecca.«
    Raisa zuckte zusammen und sah Cuffs an. Er warf ihr eine Münze zu, und sie fing sie reflexhaft auf. Es war ein Fünfpenny-Stück.
    »Für deine Gedanken«, sagte er. Aber er lächelte nicht.
    »Wo sind wir genau?«, fragte sie. Zitternd streckte sie ihre Hände in Richtung des Feuers aus. Dies war immerhin ein kleiner Fortschritt, verglichen mit Cuffs Schlupfwinkel in Ragmarket.
    »Wir sind im Magazin der Bayar-Bibliothek«, antwortete Cuffs.
    » Bayar -Bibliothek?« Raisa zitterte noch mehr und schlang die Arme um sich.
    Cuffs legte den Kopf schräg und musterte sie aus schmalen Augen. »Es ist in Ordnung. Niemand kommt hierher, wenn er nicht wild darauf ist, Ernteberichte aus der Zeit vor der Großen Zerstörung zu lesen.«
    »Dann ist dies also dein neues Versteck.«
    »Ich muss immer einen Rückzugsort haben«, erklärte er. Er wirkte, als würde er sich unbehaglich fühlen, ja, beinahe, als wäre er schüchtern. Er schob die Hände in die Taschen und wippte auf den Fersen auf und ab und vermied es, ihrem Blick zu begegnen.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich gesehen«, sagte

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