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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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»Oh! Ich muss eingeschlafen sein. Wie spät ist es?«
    »Es ist nach neun«, sagte er. »Die Bibliothek ist bereits geschlossen.« Er musterte den Raum, als wollte er sich vergewissern, dann fügte er hinzu: »Alle anderen sind schon gegangen.«
    In diesem Moment traf sie die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Neun Uhr! Sie hatte sich um acht mit Han treffen wollen. Auf der Brückenstraße. Hektisch packte sie ihre Papiere und Bücher zusammen und stopfte sie in ihre Tasche. Ob er wohl noch wartete? Ob er überhaupt gekommen war?
    Ein Klacken an der Tür ließ sie aufblicken. Der Kadett war ganz eingetreten, und er hatte die Tür geschlossen und verriegelt.
    Auf den zweiten Blick wirkte er gar nicht wie ein Kadett. Vielleicht war es die schlecht sitzende Uniform und die Tatsache, dass er älter war als die meisten Klassenkameraden von Raisa. Vielleicht war es auch der ausdruckslose Blick in seinen Augen und die Art und Weise, wie seine Unruhe von ihm abfiel, als hätte er einen Umhang abgelegt, der ihn vor schlechtem Wetter beschützt hatte.
    Oder es war die Art und Weise, wie er sich raubtierhaft auf sie zubewegte.
    »Danke, dass Ihr mich geweckt habt, Korporal«, sagte Raisa. Ihr Herz hämmerte unter der Jacke. »Wie ist Euer Name?«
    »Rivers«, antwortete er. »Ich bin Korporal Rivers.« Er ging um den Tisch herum auf sie zu, ohne die Tatsache zu bemerken, dass er das Halstuch eines Kadetten trug. Nicht das eines Korporals.
    Wölfe schlichen an den Wänden entlang und jaulten unruhig.
    Als Rivers in Reichweite kam, packte Raisa ihr Glas mit dem Löschsand und schleuderte ihm den Inhalt ins Gesicht.
    Er war schnell. Er schaffte es fast, zur Seite zu springen, aber trotzdem gelangte ein Teil davon in seine Augen. Er rieb mit dem Handballen darüber, und in diesem Moment sah sie die Garrotte an seiner Faust hängen. Sie packte die Schreibtischlampe und knallte sie ihm an den Kopf, dann rannte sie zur Tür.
    Irgendwie war er bei ihr, bevor sie sie öffnen konnte. Er packte ihre Haare und riss ihren Kopf zurück, und dann schlang er die Garrotte um ihren Hals. Während er noch daran zog, um sie fester zu ziehen, konnte Raisa ihre Hand zwischen die Garrotte und ihre Luftröhre schieben – ein weiterer Trick von Amon Byrne – und stemmte ihre Füße gegen die Tür. Sie stieß sich nach hinten ab und rammte dem Attentäter mit einem hörbaren Knack ihren Kopf gegen das Kinn.
    Der Hinterkopf des Attentäters knallte gegen die Tischkante, und sie stürzten beide rücklings zu Boden, Raisa auf ihn drauf. Sie riss die Schlinge weg, kam mit einer rollenden Bewegung auf die Füße und griff nach ihrem Dolch.
    Aber Rivers lag reglos da, und sein Kopf stand in einem unmöglichen Winkel von seinem Körper ab.
    Raisa drehte sich um und fummelte an dem Türriegel herum; ihre Hände zitterten so sehr, dass sie es kaum schaffte, ihn zu öffnen. Schließlich riss sie die Tür auf – und prallte geradewegs gegen Micah Bayar.
    Er packte sie und drückte ihr die Arme an die Seiten, hob sie hoch und trug sie in den Leseraum zurück. Er hielt sie so, dass sie mit dem Rücken an seine Brust stieß.
    Sie kämpfte um ihr Leben, schrie und trat um sich und setzte die Ellenbogen ein, um sich zu wehren; sie wandte sämtliche Techniken im Straßenkampf an, die Amon ihr beigebracht hatte. Aber so, wie Micah sie festhielt, konnte sie nicht genügend Kraft entwickeln, um wirklichen Schaden anzurichten. Sie rammte ihm die Ferse gegen die Kniescheibe, und er zischte vor Schmerz, aber sein Griff lockerte sich trotzdem nicht. Stattdessen schlug er ihre Messerhand gegen die Wand, bis sie die Klinge fallen ließ. Er stieß die Waffe mit dem Fuß aus dem Weg, und klirrend prallte sie gegen die Wand. Sie versuchte, sich zu merken, wo sie gelandet war, für den Fall, dass sie die Möglichkeit bekam, sie sich zurückzuholen.
    Macht tröpfelte in sie hinein; eine Strömung, die ihren Arm hinunterlief und in Elena Cennestres Talisman-Ring wanderte. Ein Bruchteil nur von Micahs gewöhnlichem Ausstoß.
    »Ist das das Beste, was du zustande bringst?«, fragte Raisa, die immer noch darum kämpfte, den Arm freizubekommen. »Etwa heute magisch impotent?«
    Micah lachte überraschenderweise. »Ich bin im Augenblick ein bisschen ausgetrocknet, wie ich zugeben muss«, sagte er. Und dann murmelte er: »Ich habe dich vermisst.« Er zog sie dicht zu sich heran, und seine Lippen berührten ihre Haare. »Wirklich. Und wenn ich daran denke, dass du die ganze Zeit hier

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