Das Exil Der Königin: Roman
unrechtmäßigen Verführungsamuletts verzaubert. Ich denke, wir könnten gut zusammenpassen, hatte er gesagt. Wenn wir das hier hinter uns haben. Und mit das hier war eine erzwungene Hochzeit zwischen ihnen gemeint gewesen.
»Nun, Sergeant, es scheint mir doch, dass Talbot, Abbott und Morley Soldaten sind und keine Damen«, sagte Amon ruhig, obwohl er die Zügel so fest hielt, dass seine Knöchel weiß wurden. »Schlimm genug, dass die Magier dort herumstochern, wo sie nichts zu suchen haben. Glaubst du wirklich, Leutnant Gillen würde wollen, dass sie sich mit Kadetten aus der Wache der Königin abgeben?«
Sergeant Barlow dachte einen Moment darüber nach. »Na ja … nein, ich glaube nicht, dass er das wollen würde.« Er musterte Hallies strohblonden Zopf, Talias dunkle Haut und Raisas ungleichmäßig geschnittenen Pagenkopf. »Ihr seht der Prinzessin ohnehin nicht ähnlich.«
Er warf einen Blick zum Garnisonshaus. »Aber vielleicht solltet ihr sehen, dass ihr wegkommt, bevor diese Magier sich aus ihren Betten kämpfen.«
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sofort klapperten sie über die Pflastersteine weiter, die das Garnisonshaus umgaben, und ritten zwischen zwei großen, behauenen Steinstatuen hindurch, die Königin Hanalea – die Begründerin des neuen Königinnen-Geschlechts – und ihre Tochter Alyssa darstellten. Die uralten Königinnen sahen einander über die Straße hinweg an, und ihre langen Schatten wiesen ihnen den Weg. Raisa widerstand der Verlockung, über ihre Schulter einen Blick zurückzuwerfen. Sie ritten weiter, bis sie die Bergflanke umrundet hatten und eindeutig außer Sichtweite waren.
»Das war knapp«, flüsterte Raisa Amon ins Ohr, nachdem sie ihr Pferd gezügelt hatte. »Wäre Micah am Tor gewesen …« Sie beendete den Satz nicht.
Amon nickte. »Danken wir dem Schöpfer, dass Barlow den Magiern nicht viel Liebe entgegenbringt.«
»Was ist mit den Wasserläufern?«, fragte Raisa. »Hat er nur versucht, uns Angst zu machen?«
Amon schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Was er gesagt hat, ergibt keinen Sinn.« Er wandte sich von Raisa ab und richtete sich an die anderen: »He, Garret, reite voraus und überprüfe die Straße. Sieh nach, ob Sergeant Barlow recht hat mit dem, was er gesagt hat.«
»Jawohl, Korporal«, sagte Garrett und drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken.
»Wann hat ein Soldat eigentlich die Möglichkeit, einen Befehl nicht zu befolgen?«, fragte Raisa.
Amon zog die dunklen Brauen zusammen und legte den Kopf etwas in den Nacken, sodass er sie entlang seiner Nase anstarrte. »Wieso willst du das wissen?«
»Ich möchte wissen, was ich später von meiner Wache zu erwarten habe.«
»Nun, Soldaten lernen zwei wichtige Regeln. Die eine lautet, dass man einem Befehl gehorchen muss, auch wenn man ihn nicht mag oder ihm nicht zustimmt. Wenn man nicht gehorcht, zählt das als Gehorsamsverweigerung. Die andere Regel besagt, dass das Befolgen von Befehlen keine Ausrede dafür sein darf, etwas Falsches zu tun oder unnötigerweise das Leben von Soldaten zu gefährden. Ein guter Soldat ist jemand, der denken kann.«
Raisa blinzelte ihn an. »Aber … ist das nicht ein Widerspruch?«
Amon nickte. »Es ist das Dilemma, in dem jeder Soldat steckt. Die meiste Zeit ist es recht einfach. Wenn dein Befehlshaber dir sagt, dass du die Latrinen putzen sollst, dann tust du das, auch wenn du es nicht willst. Wenn dein Befehlshaber dir sagt, dass du und deine Schwadron den Angriff anführen sollt, dann tust du das, auch wenn du Angst hast. Wenn er oder sie dir sagt, dass du dich zurückziehen sollst, verlässt du das Feld, auch wenn dein Blut noch so rauscht.«
Raisa nickte und drängte ihre Stute Switcher näher zu ihm. »Wann kannst du Nein sagen?«
»Wenn man einen Befehl missachtet, sollte man einen guten Grund dafür haben. Häufig muss man diese Entscheidung in der Zeit eines Herzschlags fällen. Und hier liegt auch das Problem mit der Wache heutzutage. Zu viele Soldaten kennen den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht.«
Raisa legte eine Hand auf Amons Knie. Sie spürte sein Bein unter dem Tarnstoff, spürte die Muskeln und Knochen und die gewohnte Energie zwischen ihnen. »Und hast du das Gefühl, dass du unterscheiden kannst, was richtig und was falsch ist?«, fragte sie.
»Ja, das habe ich.« Amon sah auf ihre Hand hinunter. »Dafür hat mein Dad gesorgt.« Er sagte das so eindringlich, dass Raisa nicht darauf reagierte, sondern
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