Das Exil Der Königin: Roman
»Die Lehnsleute sind müde. Sie haben ihre Schatzkammern geleert und zehn lange Jahre ihre Ernte vernachlässigt. Sie wollen einfach nur, dass der Krieg aufhört.«
»Der Krieg wird aufhören, wenn ich auf dem Thron von Arden sitze, und keinen Moment vorher«, bestimmte Montaigne. »Wenn die Lehnsleute Frieden wollen, müssen sie mir die Treue schwören.« Er machte eine Pause und richtete seinen eisigen Blick auf den Hauptmann. »Vielleicht denkt Ihr ja genauso daran, zu Geoff überzulaufen?«
»Nein, Eure Majestät«, sagte Karn. »Ich bin ein loyaler Soldat, das wisst Ihr. Abgesehen davon würde Geoff mich niemals nehmen – nicht nach dem, was bei der Feste Brightstone passiert ist.« Sein Gesicht verzog sich. »Ich habe seine Empfindsamkeit verletzt, indem ich den Befehl gab, die Stadt zu brandschatzen und alle zu töten. Er hat seine Prinzipien . Wenn es nach Geoff ginge, würde ich dafür hängen.«
Karn hat es also bereits bei Geoff versucht, dachte Han. Und das war die Antwort, die er bekommen hatte.
Montaigne starrte Han und Dancer eine Minute lang an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Es ist schlimm genug, dass ich den Lehnsleuten nicht trauen kann. Ich werde nicht auch noch mit Magiern in meinem Rücken in eine Schlacht ziehen«, entschied er.
»Aber Eure Majestät«, protestierte Karn, »was soll ich jetzt mit den beiden tun?«
»Tötet sie«, sagte Montaigne und wandte sich ab.
»Ihr würdet uns töten, ohne zu wissen, was wir wirklich können?«, mischte Han sich in der Allgemeinen Sprache ein. »Wollt Ihr nicht wenigstens eine Darbietung sehen? Gebt uns unsere Amulette zurück, und wir werden Euch eine Zauberei bieten, wir Ihr sie noch nie erlebt habt.«
Montaigne blieb auf der Türschwelle stehen und sah Han an. Sein Gesicht war so hart und ausdruckslos, als wäre es aus Stein gemeißelt. »Zweifellos«, sagte er. Und dann war er weg.
Karn starrte einen langen Moment hinter seinem Prinzen her. Dann fluchte er kraftvoll und warf die magischen Fesseln gegen die Wand.
Han empfand fast so etwas wie Mitleid mit dem Hauptmann. Karn versuchte, einen Krieg für seinen Prinzen zu gewinnen, aber sein Prinz arbeitete nicht mit.
Seine Sympathie für Karn währte allerdings nicht lange. Nachdem Karn finster auf Han und Dancer heruntergesehen hatte, als wäre sein Scheitern ihr Fehler, griff er in seine Satteltasche. Er zog drei große, in Leder eingeschlagene Päckchen heraus und kniete sich neben sie. Er faltete das Leder auseinander und legte die drei Amulette frei – das Schlangenstab-Amulett, Dancers von Flammen umgebenen Clan-Tänzer und den Einsamen Jäger, den Elena für Han gefertigt hatte.
Das Amulett des Dämonenkönigs flackerte auf und verströmte ein unheimliches grünliches Licht über Karns Gesicht, als wüsste es, dass es in Feindeshänden war.
Karn zog einen Dolch heraus, beugte sich etwas zu ihnen hinunter und drückte die Klingenspitze gegen Dancers Kehle.
»Also schön, ihr Zauberlinge«, knurrte er. »Nehmt den Bann von diesen Zauberstücken und sagt mir, wie man sie benutzt.«
»Ihr könnt sie nicht benutzen«, sagte Dancer, der seinen Oberkörper nach hinten durchbog, um den Druck der Klinge zu mildern. Unter diesen Umständen hatte er sich außerdem dazu entschieden, den Hauptmann nicht länger zu duzen wie noch in der Schenke. »Ihr braucht uns lebendig.«
»Wirklich?«, flüsterte Karn und drückte die Spitze so stark gegen Dancers Kehle, dass Blut floss. »Bist du dir da ganz sicher?«
»Wieso sollten wir Euch irgendetwas erzählen?«, fragte Han. »Ihr werdet uns doch sowieso töten.«
»Richtig«, bestätigte Karn. »Aber es gibt verschiedene Arten zu sterben. Langsame und schnelle. Harte und leichte. Vielleicht lasse ich dich zusehen, während ich den Wilden hier in kleine Stücke schneide. Und anschließend bist du an der Reihe …«
Karns schlammfarbene Augen nahmen einen fiebrigen Glanz an. Der junge Hauptmann würde sich der Aufgabe voller Begeisterung widmen. Han’s Verstand raste. Er hatte keine Ahnung, wie er sein Amulett für Karn zugänglich machen konnte, selbst dann nicht, wenn er es gewollt hätte.
Ganz sicher war es nutzlos, zu schreien oder um Hilfe zu rufen. Han hatte angestrengt gelauscht, seit er wach geworden war. Und außer den stillen nächtlichen Geräuschen des Zirpens und des Raschelns von Zweigen im Wind hatte er nichts gehört.
Montaigne und Karn mussten jegliche Verbindung mit Magie geheim halten. Sie hatten Han und Dancer
Weitere Kostenlose Bücher