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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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kann nicht nach Ragmarket zurück und auch sonst nirgendwo bleiben.«
    Han starrte sie sprachlos an. Erneut wurde er von einer Woge der Schuld mitgerissen. In gewisser Hinsicht war er verantwortlich für sie. Er war die Ursache für all ihre Verluste.
    Aber sein Instinkt sagte etwas anderes. Wieso sollte Cat irgendetwas mit ihm zu tun haben wollen, wenn sie ihn für den Verlust von allem, was sie gehabt hatte – die Ragger, ihr Gebiet, Velvet –, verantwortlich machte? Sie müsste ihn eigentlich abgrundtief hassen. Und Cat gehörte bestimmt nicht zu denen, die leicht vergaben.
    Es sei denn, sie hatte, wie sie betonte, keine Wahl.
    »Schön«, sagte er schließlich. »Gut, dass wir das geklärt haben. Und jetzt gehen wir weiter. Sobald sie da draußen die Jagd nach uns aufgegeben haben, werden sie in der Schenke nach uns suchen. Wir müssen vor ihnen da sein, unsere Pferde holen und weiterreiten.« Er hatte nicht vor, die Ponys zurückzulassen, nicht, nachdem er ein Leben lang darauf gewartet hatte, eines zu besitzen.
    Dancer war einige Zeit still geblieben, aber jetzt schüttelte er den Kopf. »Geht ihr beiden allein. Ich muss noch mal zurück. Ich kann es nicht einfach da lassen.«
    »Da lassen …? Oh. Dein Amulett.« Han legte Dancer eine Hand auf die Schulter, und Dancer zuckte gereizt zurück, als wüsste er bereits, was Han sagen würde. »Du kannst da nicht wieder hingehen«, sagte Han trotzdem. »Sie werden dich töten.«
    »Ich kann rein und wieder raus, bevor sie überhaupt mitkriegen, dass ich da bin«, beharrte Dancer. »Ich treffe euch in der Schenke. Wenn ich nicht komme, zieht ihr beiden ohne mich weiter.«
    »Glaubst du nicht, dass sie es längst wieder in ihren Klauen haben?«, fragte Han. »Glaubst du nicht, dass sie damit rechnen, dass du seinetwegen zurückkehrst? Wir haben keine Ahnung, wie viele Soldaten inzwischen dort sind. Willst du am Ende in eine Armee geworfen werden und im Ardenischen Krieg kämpfen?«
    »Was soll ich in Odenford ohne Amulett?« Dancer hob die Hände, die Handflächen nach oben. »Wasser tragen und Feuerstellen errichten? Latrinen putzen?«
    Han hatte ein schlechtes Gewissen, weil er zwei Amulette hatte, während Dancer gar keines besaß. Das Jäger-Amulett ist für mich gemacht worden, dachte er. Ich sollte Dancer das Schlangenstab-Amulett geben.
    Aber er konnte es nicht. Das Amulett zischte vor Kraft – er hatte es seit Wochen mit seiner Macht angefüllt. Das andere Zauberstück kam ihm im Vergleich dazu dunkel und leer vor – wie ein ungeweihter Tempel.
    Aber da er sich noch nicht einmal damit verbunden hatte, würde es vielleicht möglich sein, dass Dancer es an seiner Stelle tat.
    Ganz abgesehen davon, dass jeder, der versuchte, das Amulett des Dämonenkönigs zu berühren, Verbrennungen erlitt.
    Han nahm das Jäger-Amulett und ließ es vor Dancer herabbaumeln. »Nimm das hier. Ich habe es noch nicht benutzt. Die meisten anderen Magier haben auch keine maßgefertigten Amulette. Sie können von Glück reden, dass sie überhaupt eines haben.«
    Dancer starrte auf das sich drehende Amulett. Er zog ein finsteres Gesicht wie ein Händler, der mit Strass anstelle von echten Edelsteinen abgefertigt wurde. Vorsichtig streckte er einen Finger aus und berührte es. Es flackerte wie zur Begrüßung auf, als Macht zwischen ihnen hin und her wogte.
    Dancer seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich werde ganz von vorn anfangen müssen«, sagte er. Aber er nahm Han das Amulett ab und schob sich die Kette über den Kopf. Dann steckte er das Zauberstück unter sein Hemd. Sofort wurde seine Aura gedämpft, als das Amulett anfing, seine Kraft aufzunehmen.
    Würde Karn in der Lage sein, Dancers Flammentänzer-Amulett zu benutzen? Ich hoffe, dass er sich dabei nicht nur die Finger verbrennt, dachte Han.
    Er kletterte auf einen Baum, um einen besseren Überblick zu bekommen. Die Lichter von Ardenscourt verblassten vor der im Osten aufgehenden Sonne. Er vermutete, dass sie sich ein paar Meilen westlich der Stadt befanden.
    Er kletterte wieder herunter. »Sie werden wahrscheinlich eine Weile brauchen, um einen klaren Gedanken fassen zu können, alles zu regeln und auf diesem Hof in Ordnung zu bringen«, sagte er. »Und wir können vor ihnen wieder in der Schenke sein. Und selbst wenn wir es nicht mehr schaffen sollten, rechtzeitig mit unseren Pferden zu entkommen, schätze ich, dass sie es nicht wagen werden, uns bei Tageslicht mitten in der Stadt anzugreifen. Gehen wir.«

KAPITEL

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