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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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weiteren unliebsamen Ausbrüche von aggressiver Macht.
    So lange sie mit Lesen beschäftigt waren, blieb Cat bei ihnen. Manchmal nahm sie ihre Basilka und spielte – süße, melancholische Melodien, die einen zum Weinen bringen konnten, selbst wenn man die Worte nicht verstand. Dancer hörte dann häufig auf zu lesen und lehnte sich vor, schlang die Arme um seine Knie und lauschte einfach nur mit geschlossenen Augen.
    Wenn sie allerdings anfingen, mit den magischen Formeln zu arbeiten, verließ Cat das Lager und hielt sich stundenlang von ihnen fern. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie mit Magie nichts zu tun haben wollte.
    Dancer gefiel sein Ersatzamulett immer noch nicht, obwohl er weiter daran arbeitete, es mit Macht zu füllen. »Es fühlt sich nicht richtig an«, sagte er und stieß mit dem Finger dagegen. »Es ist, als würde etwas zwischen mich und das Amulett treten … etwas, dass da nicht hingehört.«
    Han zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es ja bei allen so, die nicht speziell für jemanden angefertigt wurden«, gab er zu bedenken. Er zögerte und legte dann seine Finger auf das Waterlow-Amulett. »Manchmal kommt es mir so vor, als würde das hier bereits Wissen und Macht in sich bergen. Ich dachte, es liegt vielleicht daran … wer ich bin. Oder an dem, dem es vorher gehört hat.«
    Dancer runzelte die Stirn. »Glaubst du, es ist verflucht? Oder denkst du, du bist verflucht?«
    »Vielleicht beides«, murmelte Han. Was, wenn es wahr wäre – was Elena seiner Mutter erzählt hatte? Was, wenn er wirklich besessen war, weil das Blut des Dämonenkönigs in seinen Adern floss? Das Glück seiner Familie war immerhin im Laufe der vergangenen tausend Jahre zerfallen – ein Abstieg vom König der Sieben Reiche zum hungernden Straßendieb.
    »Wieso? Wem hat es denn vorher gehört?«
    Erschrocken drehte Han sich zu Cat um, die mit der Basilka in der Hand dasaß. Er hatte ganz vergessen, dass sie noch da war.
    Han wollte Cat nicht anlügen, aber er wollte ihr auch nicht noch mehr Angst machen, indem er ihr sagte, dass er das Amulett des Dämonenkönigs benutzte.
    »Nun«, sagte er. »Es hat vorher Lord Bayar gehört. Dem Hohemagier.«
    Cat blinzelte ihn an. Dann stand sie auf und legte ihre Basilka beiseite. »Scheint dir eine ganze Menge Ärger gemacht zu haben«, stellte sie fest. »Vielleicht solltest du’s ihm zurückgeben.« Sie drehte sich um und verschwand im Wald.
    Han und Dancer starrten ihr nach.
    »Auch wenn es dir vielleicht nicht viel hilft«, sagte Dancer, »ich zumindest glaube nicht, dass du verflucht bist. Denn wenn ich es tun würde, würde ich mich von dir fernhalten.« Er senkte den Kopf etwas und sah auf Hans Amulett. »Und was das Zauberstück angeht, halte ich es für wahrscheinlicher, dass es einfach nur extrem mächtig ist und du nur noch nicht genau weißt, was du tust. Warte ab, bis du in Mystwerk die Ausbildung beginnst. Dann kannst du dich immer noch entscheiden.«

KAPITEL ZEHN
Kadett in Wien House
    E s war dunkel, als Raisa die Augen öffnete, aber sie konnte hören, dass Talia und Hallie bereits aufgestanden waren. Licht flackerte, und dann brannte die Lampe richtig. Sie schloss die Augen wieder gegen den grellen Schein und wünschte sich, sie könnte weiterschlafen. Aber wenn sie das tat, verpasste sie das Frühstück. Und sie würde ein Frühstück brauchen, um den Morgen zu überstehen. Nach vier Wochen Unterricht hatte sie das zumindest schon begriffen.
    Mit einem zittrigen Seufzer schob sie die Decken zurück, schwang die Beine aus dem Bett und stand gähnend in ihrer Unterwäsche da. Sie streckte sich. Ihre Uniform hing zum Trocknen über einer Stuhllehne.
    Kadetten trugen graubraune Uniformen, die bei dem feuchten Herbstwetter fast jeden Tag gewaschen werden mussten. Wenn sie auf dem Paradeplatz marschierten, spritzte ihnen der Matsch bis zu den Knien. Deshalb – oder auch wegen der schmutzigen Farbe – wurden sie von den Studenten von der anderen Seite des Flusses als Schmutzfinken bezeichnet.
    Raisa fasste im Vorbeigehen ihre Jacke an. Sie war immer noch feucht. In diesem erbärmlichen Klima trocknete nie etwas richtig. Sie schob die Erinnerungen an ein Leben beiseite, in dem saubere Kleidung stets wie von Zauberhand aufgetaucht war – noch dazu in verschiedenen Varianten, unter denen sie auswählen konnte.
    Und, dachte Raisa, jemand hat diese Kleidung damals gewaschen. Und jemand hat sie geflickt und all die anderen hundert kleinen Arbeiten

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