Das Experiment
im Kühlschrank.«
Kinnards Blicke wanderten nervös zwischen Kim und Edward hin und her. »Vielleicht sollte ich besser gehen«, sagte er.
»Ach was, Unsinn«, meinte Edward. »Bleiben Sie doch, wenn Sie Zeit haben. Ich bin sicher, Kim kann etwas Gesellschaft gebrauchen. Ich muß gleich wieder ins Labor zurück. Ich bin nur hergekommen, weil ich sie etwas fragen wollte.«
Kim war ebenso verwirrt wie Kinnard. Edward verhielt sich völlig anders, als sie befürchtet hatte. Er war nicht gereizt, ganz im Gegenteil, er war blendend gelaunt.
»Ich weiß nicht, wie ich mich richtig ausdrücken soll«, sagte Edward zu Kim, »aber ich möchte, daß die Wissenschaftler in der Burg wohnen. Das wäre wesentlich bequemer für alle, weil die meisten Experimente rund um die Uhr überwacht werden müssen. Die Burg steht leer und hat so viele möblierte Räume, daß es einfach lächerlich wäre, wenn sie in ihren Pensionen blieben. Und Omni bezahlt dafür.«
»Also, ich weiß nicht…«, stammelte Kim.
»Komm schon, Kim«, sagte Edward. »Es ist doch nur vorübergehend. Bald werden ihre Familien nachkommen, und dann werden sich alle Häuser kaufen.«
»Aber es sind doch so viele Familienerbstücke in der Burg«, sagte Kim.
»Was soll denn schon passieren?« fragte Edward. »Du hast doch alle selbst kennengelernt. Was sollen die schon anstellen? Hör zu, ich garantiere dir persönlich, daß es keinerlei Probleme geben wird. Und wenn doch, machen wir alles wieder rückgängig.«
»Laß mich darüber nachdenken«, bat Kim.
»Was gibt es da nachzudenken?« beharrte Edward. »Für mich sind diese Leute so etwas wie meine Familie. Außerdem schlafensie ohnehin nur von eins bis fünf, genau wie ich. Du wirst überhaupt nicht merken, daß sie da sind. Du wirst sie weder hören noch sehen. Sie können im Gästeflügel und im Dienstbotenteil wohnen.«
Er zwinkerte Kinnard zu und fügte dann hinzu: »Es ist wohl besser, Männer und Frauen separat unterzubringen. Schließlich will ich keine häuslichen Zwistigkeiten haben.«
»Wären sie denn damit einverstanden, wenn wir sie in den Dienstboten- und Gästeflügeln unterbringen?« fragte Kim, der es schwerfiel, Edwards freundlich selbstbewußter Art zu widerstehen.
»Begeistert werden sie sein«, sagte Edward. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar sie sein werden. Danke, meine Süße! Du bist ein Engel!« Edward gab Kim einen Kuß auf die Stirn und zog sie an sich.
»Kinnard!« sagte Edward und löste sich von Kim. »Jetzt, wo Sie wissen, wo wir sind, sollten Sie sich nicht so rar machen. Kim braucht Gesellschaft. Ich selbst bin in nächster Zeit leider ziemlich stark beschäftigt.«
Dann stieß Edward einen schrillen Pfiff aus, der Kim zusammenzucken ließ. Buffer kam aus der Küche getrottet.
»Also, dann bis später«, sagte Edward und winkte den beiden zu. Gleich darauf fiel die Haustür ins Schloß.
Kim und Kinnard sahen sich einen Augenblick lang wortlos an.
»Habe ich jetzt ja gesagt, oder was?« fragte Kim.
»Das ist ein wenig schnell gegangen«, meinte Kinnard.
Kim trat ans Fenster und sah Edward und Buffer nach, die querfeldein wieder auf das Labor zustrebten. Edward warf einen Stock für den Hund.
»Er ist wesentlich zugänglicher als damals, als ich in seinem Labor gearbeitet habe«, sagte Kinnard. »Du hast einen guten Einfluß auf ihn. Er war immer so steif und ernst. Ein richtig verbohrter Wissenschaftler.«
»Er hat in letzter Zeit mächtig viel um die Ohren«, sagte Kim, die immer noch zum Fenster hinaussah. Edward und Buffer schienen sich köstlich mit dem Stock zu amüsieren.
»Wenn man ihn so sieht, würde man das nicht glauben«, sagte Kinnard.
Kim drehte sich zu ihm um. Sie schüttelte den Kopf und rieb sich nervös die Stirn. »Worauf habe ich mich jetzt bloß wieder eingelassen?« fragte sie. »Mir paßt es eigentlich überhaupt nicht, daß Edwards Leute in der Burg wohnen.«
»Wie viele sind es denn?« wollte Kinnard wissen.
»Fünf.«
»Ist die Burg denn leer?«
»Es wohnt niemand dort, falls du das meinst«, sagte Kim. »Aber leer ist sie ganz sicherlich nicht. Willst du sie sehen?«
»Gern«, sagte Kinnard.
Fünf Minuten später stand Kinnard mitten in dem zweistöckigen großen Saal. Seine Augen waren ungläubig geweitet.
»Jetzt verstehe ich dich«, sagte er. »Das ist ja das reinste Museum.«
»Mein Bruder und ich haben die Burg von unserem Großvater geerbt«, erklärte Kim. »Wir haben keine Ahnung, was wir damit machen
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