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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Verurteilten. Der Henker, der ein schwarzes Kapuzengewand trug und extra aus Boston angereist war, hatte seinen Strick über einen kräftigen Ast geworfen. Das eine Ende des Stricks hatte er am Baumstamm festgebunden und das andere zu einer Schlinge geformt, die er soeben um den Hals von Sarah Good gelegt hatte. Sarah verharrte regungslos auf einer Leiter, die gegen den Baum gelehnt worden war.
    Ronald sah, wie Reverend Noyes von der Kirchengemeinde in Salem Town zu der Verurteilten hinüberging. In seiner Hand hielt er eine Bibel. »Bekenne dich schuldig, Hexe!« brüllte er zu Sarah hinauf.
    »Ich bin keine Hexe – genausowenig wie Sie ein Hexenmeister sind!« schrie Sarah zurück. Dann begann sie wüst zu fluchen, doch Ronald konnte ihre Worte nicht verstehen; die Meute war in lautes Johlen ausgebrochen, nachdem jemand lauthals gefordert hatte, daß der Henker endlich zur Sache kommen solle. Daraufhin tat der Henker seine grausige Pflicht: Er stieß Sarah Good von der Leiter, so daß sie in der Luft baumelte.
    Die Meute grölte und brüllte in Sprechchören: »Hexe stirb!«, während Sarah mit dem Strick kämpfte, der ihr die Luft abschnürte. Ihr Gesicht färbte sich zuerst knallrot und dann schwarz. Als Sarah aufgehört hatte zu zucken, nahm sich der Henker die nächste Delinquentin vor.
    Bei jedem weiteren Opfer ebbte das Gejohle der Menschenmenge ab. Als die letzte Frau von der Leiter gestoßen wurde und die ersten Gehängten bereits abgeschnitten waren, zeigte die Meute kein Interesse mehr. Einige der Gaffer waren zwar etwas näher herangerückt, um zu sehen, wie die Leichen in ein flaches, steiniges Gemeinschaftsgrab gestoßen wurden, doch die meisten waren bereits auf dem Rückweg in die Stadt, wo die Feierei fortgesetzt werden sollte.
    Nun war für Elizabeth die Zeit gekommen; sie wurde zum Galgen geleitet. Die Ketten hingen wie ein Klotz an ihr, so daß der Henker sie auf dem Weg zur Leiter stützen mußte.
    Ronald mußte schlucken. Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Am liebsten hätte er seine Wut herausgeschrien. Gleichzeitig wollte er um Gnade bitten. Doch er tat nichts dergleichen. Er verharrte regungslos.
    Als Reverend Mather Ronald erblickte, gab er seinem Pferd einen Klaps und kam zu ihm herübergeritten. »Es ist der Wille Gottes«, versuchte er ihn zu trösten. Er hatte alle Mühe, sein Pferd im Zaum zu halten, denn es hatte Ronalds innere Unruhe gespürt.
    Ronald wandte seinen Blick nicht von Elizabeth. Er spürte den Drang, nach vorne zu preschen und den Henker zu töten.
    »Vergessen Sie nicht, was Elizabeth getan hat«, sagte Reverend Mather. »Sie sollten dem Herrn dafür danken, daß der Tod sein gnädiges Werk rechtzeitig verrichtet, um unser gelobtes Land zu retten. Sie haben den Beweis doch mit eigenen Augen gesehen.«
    Ronald nickte niedergeschlagen und kämpfte vergeblich gegen die Tränen. Er hatte den Beweis gesehen. Es war eindeutig ein Werk des Teufels gewesen. »Aber warum nur?« schrie er plötzlich. »Warum Elizabeth?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er, wie Elizabeth ihre Augen aufschlug und ihn anblickte. Sie bewegte ihre Lippen, als wolle sie etwas sagen, doch bevor sie ein Wort herausbringen konnte, gab der Henker ihr den tödlichen Stoß. Diesmal hatte er sich einer anderen Technik bedient: Er hatte das Seil, das er um Elizabeths Nacken geschlungen hatte, nicht straff gezogen. Als sie von der Leiter gestoßen wurde, stürzte sie ein paar Meter tief und war, da die Schlinge sich ruckartig zuzog, auf der Stelle tot. Im Gegensatz zu den anderen Opfern zuckte sie nicht im Todeskampf, und ihr Gesicht verfärbte sich nicht.
    Ronald vergrub sein Gesicht in den Händen und weinte.

 
Kapitel 1
     
Dienstag, 12. Juli 1994
     
    Kimberly Stewart sah auf ihre Uhr. Sie passierte das Drehkreuz der belebten U-Bahn-Station am Harvard Square in Cambrigde, Massachusetts, und ging nach draußen. Es war kurz vor sieben, und obwohl sie wußte, daß sie auf keinen Fall zu spät dran war, ging sie etwas schneller. Sie schob sich durch die Menschenmenge, die sich um den Zeitungskiosk in der Mitte des Platzes drängelte, und legte den kurzen Weg über die Massachusetts Avenue fast im Laufschritt zurück. Dann bog sie nach rechts in die Holyoke Street ein.
    Als sie den Hasty Pudding Club erreicht hatte, verschnaufte sie kurz und betrachtete das Gebäude. Sie hatte schon von diesem Gesellschaftsclub der Harvard University gehört, doch sie kannte ihn eigentlich

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