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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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befinde er sich im Koma.
    Kim schaltete die Nachttischbeleuchtung ein und sah, daß Edward ein Bild des Friedens war. Sein Gesicht war schlaff, der Mund stand ihm offen. Kim legte ihm die Hände auf die Schultern und schüttelte ihn hartnäckig, rief immer wieder seinen Namen; schließlich schlug er blinzelnd die Augen auf.
    »Edward, bist du wach?« fragte Kim. Sie schüttelte ihn erneut, und dabei flog sein Kopf hin und her, wie der einer Puppe.
    Edward wirkte völlig konfus und desorientiert, bis er schließlich Kim erkannte.
    Sie sah, wie Edwards Pupillen sich plötzlich weiteten, ganz ähnlich denen einer Katze, die sich zum Sprung anschickt. Dann verengten seine Augen sich zu schmalen Schlitzen, und seine Oberlippe kräuselte sich wie die eines knurrenden Tieres. Edwards bis dahin erschlafftes Gesicht verzerrte sich zu einer Maske schierer Wut.
    Erschreckt von dieser unerwarteten grausigen Metamorphose, ließ Kim ihn los und trat ein paar Schritte zurück. Es verblüffte sie, daß er so wütend werden konnte, bloß weil sie ihn geweckt hatte. Edward gab einen kehligen Laut von sich, wie ein Knurren, setzte sich auf und starrte sie mit unbewegten Augen an.
    Kim rannte zur Tür und merkte, daß Edward mit einem Sprung aus dem Bett war. Sie hörte, wie er auf den Boden plumpste, vermutlich weil er sich in seinen Hosenbeinen verfangen hatte. Kim knallte Edwards Tür zu und schloß ab.
    Sie rannte die Treppe hinunter zum Telefon in der Küche. Sie wußte, daß mit Edward irgend etwas Schreckliches passiert war: Das war nicht nur Wut darüber, daß sie ihn geweckt hatte. Inseinem Bewußtsein mußte irgendeine Sicherung durchgebranntsein.
    Kim wählte 911, aber während sie noch auf die Verbindung wartete, hörte sie, wie Edwards Tür zersplitterte und gegen die Wand krachte. Im nächsten Augenblick hörte sie Edward oben am Treppenabsatz knurren, dann polterten Schritte die Treppe herunter.
    Panisch ließ Kim das Telefon fallen, rannte zur hinteren Tür und nach draußen, wo es in Strömen regnete. Ihr einziger Gedanke war, daß sie Hilfe holen mußte, und die nächste Möglichkeit dafür war die Burg. Sie rannte querfeldein, und als sie sich der unechten Zugbrücke näherte, stellte sie fest, daß der Haupteingang offen war.
    Keuchend rannte Kim ins Haus und hetzte durch die finstere Eingangshalle in den großen Saal, wo durch die riesigen, zwei Stockwerk hohen Südfenster ein schwacher Lichtschein von den umliegenden Ortschaften, der von den niedrig hängenden Wolken zurückgeworfen wurde, ins Haus drang.
    Kim hatte vorgehabt, durch den Speisesaal in die Küche und von dort in die Dienstbotenräume zu laufen, war aber noch nicht weit gekommen, als sie beinahe mit Eleanor zusammenstieß. Ein nasses, weißes Spitzennachthemd klebte wie eine zweite Haut an der Frau.
    Kim blieb stehen und war einen Augenblick lang wie gelähmt. Jetzt wußte sie, daß sie sich nicht getäuscht hatte: Die Gestalt, die sie draußen gesehen hatte, war tatsächlich Eleanor gewesen. Kim setzte an, sie vor Edward zu warnen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie in dem schwachen Licht Eleanors Gesicht erblickte. Sie sah denselben unbeschreiblich raubtierhaften Ausdruck, den sie an Edward wahrgenommen hatte. Und um es noch schlimmer zu machen, war Eleanors Mund mit Blut verschmiert, als ob sie rohes Fleisch in sich hineingeschlungen hätte.
    Der Zusammenstoß mit Eleanor kostete Kim ihren Vorsprung vor Edward. Nach Luft schnappend taumelte er herein, zögerte, musterte Kim mit wildem Blick im Halbdunkel. Das Haar klebte ihm in Strähnen am Kopf. Er trug nur sein T-Shirt und seine Unterhose, die beide dreckverschmiert waren.
    Edward setzt dazu an, sich auf Kim zu stürzen, hielt dann aber inne, als er Eleanor entdeckte, und wechselte die Richtung, als habe er Kim vergessen. Er taumelte auf Eleanor zu und hob, alser sie auf Armeslänge erreicht hatte, argwöhnisch den Kopf, als würde er Witterung aufnehmen. Eleanor tat dasselbe, und die beiden umkreisten einander langsam.
    Kim schauderte. Es war, als befände sie sich in einem Alptraum und beobachtete zwei wilde Tiere, die einander im Dschungel begegneten und sich argwöhnisch beschnüffelten, um sicherzugehen, daß nicht eines ein Raubtier und das andere Beute war.
    Kim zog sich langsam zurück, während Eleanor und Edward miteinander beschäftigt waren. Und als sie dann den Weg in den Speisesaal vor sich hatte, rannte sie los. Die plötzliche Bewegung erschreckte die beiden, die

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