Das Experiment
mit niemandem darüber sprichst. Auf keinen Fall darf deine Mutter etwas davon erfahren. Sie würde völlig aus der Fassung geraten. Sie wäre einen Monat lang krank.«
»Warum sollte ich mit irgend jemandem darüber reden?« erwiderte Kim.
»Ehrlich gesagt bin ich ziemlich überrascht, daß sie hier begraben wurde«, sagte John. »Mein Vater hat mir erzählt, man habe sie irgendwo westlich von Salem in einem Gemeinschaftsgrab verscharrt. Wer ist eigentlich dieser Fremde, mit dem du hier bist. Weiß er etwas von dem Grab?«
»Erstens ist Edward kein Fremder«, erwiderte Kim, »und zweitens weiß er von dem Grab. Er weiß bestens über Elizabeth Bescheid.«
»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, daß du mit niemandem über sie reden würdest«, fuhr John sie an.
»Er weiß es nicht von mir«, entgegnete Kim. »Es war Stanton Lewis, der davon angefangen hat.«
»Zum Teufel mit den Verwandten deiner Mutter!« fluchte John leise. Dann drehte er sich um und ging zu Edward, der geduldig gewartet hatte.
»Die Geschichte über Elizabeth Stewart geht niemanden etwas an«, sagte er barsch. »Deshalb hoffe ich, daß Sie alles, was Sie über sie wissen, für sich behalten.«
»Ich verstehe«, erwiderte Edward ausweichend. Er wollte lieber nicht wissen, was er zu dem Totenschädel in Kims Auto sagen würde.
Damit war das Thema für John offenbar abgehakt. Er warf einen kurzen Blick auf das alte Haus und nahm sich sogar ein paar Minuten Zeit, um das Gebäude von innen zu besichtigen. Als sie nach einem schnellen Rundgang wieder draußen waren und John schon im Begriff war abzufahren, zögerte er kurz. Dann sah er Edward an. »Kim ist ein anständiges und sensibles Mädchen. Sie ist sehr warmherzig und liebevoll.«
»Da haben Sie absolut recht«, stimmte Edward ihm zu.
John stieg in sein Auto und brauste davon. Kim sah ihm nach, bis das Auto hinter den Bäumen verschwunden war. »Es ist wirklich zum Verrücktwerden«, schimpfte sie. »Er schafft es jedesmal, mich auf die Palme zu bringen. Er scheint gar nicht zu merken, wie erniedrigend es ist, daß er mich immer noch Mädchen nennt und mich wie einen Teenager behandelt.«
»Immerhin hat er dich in den höchsten Tönen gepriesen«, warf Edward ein.
»Von wegen!« widersprach sie. »In Wirklichkeit hat dieser Lobgesang ihm selber gegolten. Auf diese Art will er die Lorbeeren für seine wohlgeratene Tochter einheimsen. Dabei hat er zu meiner Erziehung nichts beigetragen. Er hat sich nie um mich gekümmert; er kommt noch nicht mal auf die Idee, daß ein richtiger Vater oder Ehemann auch etwas mehr tun könnte, als nur für das Essen und ein Dach über dem Kopf zu sorgen.«
Edward legte ihr sanft seinen Arm um die Schultern. »Es bringt doch nichts, wenn du dich so aufregst«, versuchte er sie zu beruhigen.
Kim drehte sich abrupt zu ihm um. »Mir ist gestern abend etwas durch den Kopf gegangen«, sagte sie. »Was würdest du davon halten, am ersten September mit mir zusammen in das Cottage einzuziehen?«
Edward stockte. »Das… das ist wirklich großzügig«, brachte er dann stotternd hervor.
»Ich finde die Idee hervorragend. Das Haus ist groß genug, und du mußt dir doch sowieso eine neue Wohnung suchen. Also, was hältst du von meinem Vorschlag?«
»Vielen Dank«, stammelte Edward. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vielleicht sollten wir wirklich mal darüber reden.«
»Darüber reden?« fragte Kim. Sie hatte nicht im geringsten damit gerechnet, daß Edward ihr womöglich eine Abfuhr erteilen könnte. Er schickte ihr schließlich nach wie vor jeden Tag einen Blumenstrauß.
»Ich fürchte nur, daß du mich jetzt aus einem Impuls heraus bittest, mit dir zusammenzuziehen«, erklärte Edward. »Und wenn du deine Meinung dann änderst, weißt du nicht, wie du mich wieder loswerden sollst.«
»Ist das der einzige Grund, weshalb du noch zögerst?« Kim stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn. »In Ordnung. Wir reden noch mal darüber. Aber eins kann ich dir versprechen. Ich werde mein Angebot mit Sicherheit nicht zurückziehen.«
Nachdem sie alle noch anstehenden Renovierungsarbeiten ausführlich besprochen hatten, schlug Kim vor, noch einmal in die Burg zu gehen und in den alten Dokumenten herumzustöbern. Sie sagte, daß sie nach ihrer Unterhaltung vom Abend zuvor darauf brenne herauszufinden, welche Art von Beweisstück man gegen Elizabeth verwendet habe. Edward hatte nichts dagegen, sie zu begleiten.
Als sie das gewaltige Gebäude
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