Das Experiment
Kaufvertrag über das Northfields-Gelände, den Elizabeth unterschrieben und der Thomas Putnam offenbar schwer verärgert hatte.
»Das scheint mir bisher die wichtigste Entdeckung zu sein«, sagte Edward. »Nach allem, was ich über die Geschichte weiß,war man damals gut beraten, sich nicht mit Thomas Putnam anzulegen.«
»Das habe ich auch gedacht«, stimmte Kim ihm zu. »Seine Tochter Ann wurde als eines der ersten Mädchen von den Anfällen heimgesucht; sie hat später viele Frauen der Hexerei bezichtigt. Aber ich kann eine Fehde mit Thomas Putnam beim besten Willen nicht mit diesem mysteriösen Beweisstück in Verbindung bringen.«
»Vielleicht waren diese Putnams ja so bösartig, daß sie Elizabeth einfach irgend etwas untergeschoben haben«, spekulierte Edward.
»Das könnte sein«, erwiderte Kim. »Aber selbst wenn es so gewesen wäre, wüßten wir immer noch nicht, was es war. Ich glaube aber eigentlich, daß es sich um irgend etwas handeln muß, das Elizabeth selbst hergestellt oder verursacht hat.«
»Vielleicht hast du recht«, überlegte Edward. »Im Grunde könnte es alles gewesen sein, das man damals zwingend mit Hexerei in Verbindung gebracht hat.«
»Da fällt mir noch etwas ein«, sagte Kim. »Ich habe etwas über Ronald erfahren, das meine anfängliche Vermutung bestätigt hat. Nach Elizabeths Tod hat er nur zehn Wochen gewartet, bevor er wieder geheiratet hat. Eine verdammt kurze Trauerzeit, findest du nicht? Ich glaube, er hatte schon eine Affäre mit Rebecca, als Elizabeth noch lebte.«
»Möglich«, entgegnete Edward unbeeindruckt. »Ich glaube aber auch, daß wir uns überhaupt keine Vorstellung davon machen können, wie hart das Leben damals war. Ronald mußte sich um vier Kinder kümmern, und er hatte die Verantwortung für ein florierendes Unternehmen. Wahrscheinlich hatte er gar keine andere Wahl, als sofort wieder zu heiraten. Eine längere Trauerphase wäre ein Luxus gewesen, den er sich einfach nicht leisten konnte.«
Genauso überraschend wie vorhin stand plötzlich wieder Eleanor vor ihnen; sie verwickelte Edward in ein angeregtes Gespräch, bei dem Kim ausgeschlossen war. Als sie wieder verschwunden war, machte auch Kim Anstalten zu gehen.
»Ich mache mich jetzt wohl besser auf den Weg«, sagte sie.
»Ich begleite dich noch zum Auto«, bot Edward ihr an.
Während sie die Treppe hinabstiegen und den Innenhofdurchquerten, registrierte Kim, daß Edward wieder nervös wurde. Inzwischen kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, daß er ihr etwas sagen wollte. Doch sie drängte ihn nicht; das würde sowieso nichts bringen.
Als sie beim Auto waren, rückte er endlich mit der Sprache heraus. »Ich habe in den letzten Tagen ständig darüber nachgedacht, ob ich bei dir einziehen soll«, sagte er schüchtern, während er mit dem Fuß ein Steinchen hin- und herrollte. Dann hielt er inne. Kim wartete unruhig; sie hatte keine Ahnung, was nun kommen würde. Doch dann platzte er heraus: »Wenn dein Angebot noch gilt, würde ich das sehr gerne tun.«
»Natürlich will ich immer noch, daß du bei mir einziehst«, versicherte Kim und fiel ihm erleichtert um den Hals. Edward drückte sie fest an sich.
»Wir können ja am Wochenende zusammen rausfahren«, schlug er vor. »Dann besprechen wir, welche Möbel wir aus meinem Apartment mitnehmen – falls dir überhaupt irgend etwas davon gefällt.«
»Gerne«, entgegnete Kim. »Ich freue mich schon drauf.«
Es fiel ihnen nicht leicht, sich zu trennen, doch schließlich stieg Kim ein. Bevor sie losfuhr, kurbelte sie das Fenster herunter, so daß Edward sich hineinlehnen konnte.
»Es tut mir leid, daß ich im Moment so von diesem Alkaloid in Beschlag genommen bin«, entschuldigte er sich.
»Das verstehe ich doch«, versicherte ihm Kim. »Es ist ja nicht zu übersehen, wie aufgeregt du bist. Ich bin tief beeindruckt, wie sehr du dich für deine Arbeit engagierst.«
Sie verabschiedeten sich, und Kim brauste in Richtung Beacon Hill davon – sie fühlte sich viel besser als vor einer halben Stunde.
Kapitel 7
Freitag, 29. Juli 1994
Je weiter die Woche voranschritt, desto aufgeregter wurde Edward. Gemeinsam mit Eleanor hatte er in rasantem Tempo jede Menge Informationen über das neue Alkaloid zutage gefördert. Weder er noch seine Assistentin hatten in der vergangenen Woche mehr als vier oder fünf Stunden pro Nacht geschlafen. Sie hatten noch nie so hart gearbeitet; im Moment spielte sich ihr Leben einzig und allein im Labor
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