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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wie ein Besessener nach einem Verfahren, um den neuen Wirkstoff mit Hilfe standardmäßig verfügbarer Reagenzien synthetisch herzustellen. Am frühen Freitag morgen hatte er es geschafft: Er hatte ein ganzes Fläschchen von dem neuen Stoff produziert.
    »Was sagst du dazu?« wollte er von Eleanor wissen, die genau wie er auf das Fläschchen starrte. Sie waren völlig erschöpft, doch keiner von ihnen dachte an Schlaf.
    »Ich finde, du hast eine außerordentliche chemische Meisterleistung vollbracht«, sagte Eleanor ernst.
    »Um Komplimente ging es mir eigentlich nicht«, entgegnete Edward und gähnte. »Ich wollte gerne wissen, was wir deiner Meinung nach als erstes damit machen sollten.«
    »Da ich in unserem Team bekanntlich der konservative Teil bin, würde ich mit einem Toxizitätstest beginnen«, schlug Eleanor vor.
    »Okay, legen wir los«, sagte Edward. Er stand auf und reichte ihr die Hand, damit sie sich ebenfalls erhob. Dann machten sie sich wieder an die Arbeit.
    Von den bisherigen Resultaten ermutigt, drängte es sie nach weiteren Ergebnissen. Sie vernachlässigten die übliche wissenschaftliche Prozedur und verfuhren genauso wie mit dem natürlichen Alkaloid: Sie verzichteten auf gründliche, kontrollierte Studien, um so schnell wie möglich Aufschluß über das Potential des Wirkstoffs zu erhalten.
    Als erstes testeten sie unterschiedliche Konzentrationen an verschiedenen Gewebekulturen, unter anderem auch an Nieren- und Nervenzellen. Obwohl sie relativ hohe Dosierungen genommen hatten, nahmen sie mit Erleichterung zur Kenntnis, daß die Zellkulturen unverändert blieben. Sie stellten sie in einen Brutschrank, um gelegentlich nachsehen zu können, ob sich doch noch irgendwelche Auswirkungen bemerkbar machten.
    Als nächstes untersuchten sie ein Ganglienpräparat von Aplasia fasciata, indem sie schwache Stromstöße an den darauf sofort reagierenden Nervenzellen applizierten. Durch den Anschluß der Mikroelektroden an einen Verstärker konnten sie die Zellaktivität anhand eines Signals auf dem Bildschirm eines Oszilloskops verfolgen. Langsam mischten sie ihren Wirkstoff der Perfusionsflüssigkeit bei. Als sie die Reaktion der Nervenzellen beobachteten, sahen sie, daß der Wirkstoff in der Tat neuroaktiv war, obwohl er die spontane Aktivität der Zellen weder verringerte noch erhöhte. Statt dessen schien er deren Rhythmus zu stabilisieren.
    Da sie bei all ihren Tests bisher nur positive Ergebnisse erzielt hatten, machten sie mit fieberhafter Begeisterung weiter; Eleanor probierte den neuen Wirkstoff an mehreren gestreßten Ratten aus, Edward testete ihn an einem frisch präparierten, synaptisch verbundenen Mehrzellensystem. Eleanor war die erste, die mit neuen Ergebnissen aufwarten konnte. Sie hatte schnell herausgefunden, daß der synthetisch modifizierte Wirkstoff eine noch stärker beruhigende Wirkung auf die Ratten hatte als das unveränderte Alkaloid.
    Edward brauchte etwas länger, bis er seine Ergebnisse vorliegen hatte. Er fand heraus, daß der neue Wirkstoff alle drei Neurotransmitter beeinflußte, allerdings nicht gleichmäßig. Es wirkte zum Beispiel stärker auf das Serotonin als auf Noradrenalin, und dieses wiederum wurde stärker beeinflußt als das Dopamin. Am meisten überraschte Edward, daß der Wirkstoff offenbar sowohl mit Glutamat als auch mit Gamma-Aminobuttersäure eine lose, kovalente Bindung zu bilden schien, also mit den beiden wichtigsten Hemmstoffen des Hirns.
    »Das ist ja phantastisch!« rief er begeistert. »Wir können davon ausgehen, daß der Stoff einen ungeheuer breit gefächerten Wirkungsgrad hat. Ich gehe jede Wette ein, daß er sowohl stimmungsaufhellend als auch anxiolytisch wirkt. Wenn ich mich nicht irre, werden wir mit dieser Entdeckung den gesamten Psychopharmakamarkt revolutionieren. Vielleicht wird man unsere wissenschaftliche Leistung sogar einmal mit der Entdeckung des Penizillins vergleichen.«
    »Aber wir können immer noch nicht ausschließen, daß der Wirkstoff Halluzinationen hervorruft«, gab Eleanor zu bedenken.
    »Das bezweifle ich inzwischen stark«, entgegnete Edward. »Jedenfalls nicht mehr, nachdem wir die LSD-Seitenkette eliminiert haben. Aber du hast recht, wir müssen auf jeden Fall auf Nummer Sicher gehen.«
    »Sehen wir uns doch noch mal die Gewebekulturen an«, schlug Eleanor vor. Sie wußte, daß Edward den Wirkstoff an sich selbst ausprobieren wollte. Es gab keine andere Möglichkeit herauszufinden, ob er Halluzinationen hervorrief.
    Sie

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