Das fängt ja super an! Coming-out-Roman
sich zu mir herüber und begann nun wieder richtig zu weinen. Ich hielt ihn einfach nur und streichelte sanft durch seine Haare.
Nach etwa einer halben Stunde kamen Karl, Gerda, Gaby und James.
»Was ist denn los? Mike?«, fragte Gerda ganz aufgelöst.
»Er hat seit einer Stunde nichts mehr gesagt. Er sitzt nur da und weint immer wieder, aber im Moment hat er aufgehört. Ich glaube wir sollten ihn erst einmal in Ruhe lassen.«
»Aber dann erzähl du uns wenigstens, was passiert ist.«
»Ja, aber lasst uns ein Stück von Mike weggehen.«
Als wir ein paar Schritte von Mike entfernt waren, erzählte ich noch einmal was passiert war. Diesmal aber die ganze Geschichte. An den Blicken konnte ich erkennen, dass alle sehr besorgt waren. Während wir auf eine Auskunft eines Arztes warteten, saß Mike immer noch auf dem Stuhl und starrte an die weiße Wand. Ich hielt ihn fest in meinen Armen, Gerda saß neben ihm, auch sie weinte, James und Gaby saßen zusammengekauert auf dem Boden und Karl ging unruhig den Flur auf und ab …
13. KAPITEL
Endlich kam ein Arzt in unsere Richtung. »Herr Müllinger?«
»Ja, was ist mit meinem Sohn?«
»Ich bin Dr. Scott. Also, ihr Sohn liegt noch auf der Intensivstation, aber er wird demnächst verlegt. Ihm geht es den Umständen entsprechen gut. Er hat ein paar gebrochene Knochen, zwei Platzwunden und auch leichte innere Verletzungen, aber die haben wir schon in den Griff bekommen. Er wird wieder völlig gesund. Er hatte wirklich Glück, dass ihm die jungen Herren hier zu Hilfe gekommen sind, sonst hätte auch viel Schlimmeres passieren können.«
Jetzt kam er auf uns zu. Mike blickte nicht auf.
»Ich muss noch mal sagen, dass war wirklich mutig von euch, zu helfen.«
»Schon gut, aber können wir zu ihm?«
»Er ist gerade aufgewacht, aber nicht zu lange, er braucht jetzt viel Ruhe.«
Dr. Scott führte uns zu Tims Zimmer und ließ uns dann allein. Tim lag in diesem Bett, mit etlichen Kabeln verbunden, die unter seinem Krankenhemd verschwanden. Sein Kopf war fast komplett mit einer Bandage verhüllt. Er blickte zu uns.
»Tim, wie geht es dir? Hast du Schmerzen?«, fragte ihn Gerda.
»Es geht schon, mir tut der Kopf ziemlich weh und der Bauch, aber es ist nicht so schlimm.« Tim sprach diese Worte sehr zögerlich. »Mike, Sammy, ich muss euch danken. Wärt ihr nicht gekommen, dann weiß ich nicht, was passiert wäre.«
»War doch klar, Kleiner. Hauptsache, du wirst wieder gesund.«
»Bestimmt, sonst kann ich euch doch nicht mehr auf den Geist gehen.«
»So was würdest du doch nie tun.« Dabei grinste ich ihn an.
Mike hatte noch immer nichts gesagt, aber er sah sehr nachdenklich aus. Wir redeten alle noch etwas mit Tim, bis er müde war und wir zusammen heimfuhren. Während der Fahrt redeten wir sehr wenig und gingen dann auch gleich auf unsere Zimmer.
Als ich aus dem Bad kam, saß Mike auf seinem Bett und blickte an die Wand.
»So Mike, ich versteh ja, dass du traurig bist, aber kannst du mir jetzt endlich sagen, warum du kein einziges Wort mehr sagst.«
»Das verstehst du eh nicht.«
»Wenn du es mir nicht sagst, kann ich es auch nicht verstehen, also, was ist los?«
»Nein, das kann ich dir nicht sagen …«
»Ich dachte, ich bin dein Freund und eigentlich solltest du mir alles sagen können.«
»Also gut, aber es fällt mir nicht leicht.«
Was konnte bloß mit ihm sein? Was machte ihm so zu schaffen? Zögerlich begann er zu erzählen.
»Vor etwa drei Jahren war ich in der Stadt und als ich gerade auf dem Weg zur U-Bahn war, kamen drei Typen auf mich zu. Der eine rempelte mich an. Ich dachte mir nichts dabei und ging einfach weiter. Aber der Kerl, drehte sich um und sagte in einem Ton, den ich nie vergessen werde: ›Schau dir diese Schwuchtel an, erst einen anrempeln und dann einfach weitergehen. Ich glaube, dem müssen wir mal etwas Respekt beibringen.‹ Als ich das gehört hatte lief ich los, aber sie holten mich ein und schlugen und traten auf mich ein. Wären nicht ein paar Polizisten gekommen, dann weiß ich nicht, was passiert wäre …«
Jetzt weinte Mike wieder. Ich nahm ihn in den Arm und streichelte sanft über seinen Rücken. Es dauerte ziemlich lange, bis er sich wieder beruhigt hatte.
»Und was ist mit den Schlägern passiert, hast du sie angezeigt und hat man sie geschnappt?«
»Nein, aber ich hab sie auch nicht angezeigt. Ich war einfach froh, dass ich da heil raus gekommen bin. Was aus den Typen wird, war mir egal. Ich habe noch nie
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