Das falsche Bett - Der richtige Mann
weitermachst, bist du bald stolzer Besitzer einer riesigen Hotelgruppe.“
„Stört dich das? Du weißt doch, wie sehr ich Herausforderungen liebe.“
Nach kurzem Zögern sagte Ellie: „Viel Glück für die Besprechung morgen, Ruben. Klingt nach einer großartigen Gelegenheit. Und du machst ja immer das Beste aus jeder Gelegenheit, die sich dir bietet.“
Der Hieb hatte gesessen! Warum reagierte Ellie so kratzbürstig? Wappnete sie sich für den Fall, dass er sie doch enttäuschen würde?
Ihre Entschlossenheit, nichts an sich herankommen zu lassen, beunruhigte ihn. Er wollte sich aber keine Sorgen um Ellies Gefühle machen.
„Weißt du schon, was du morgen Abend anziehst?“, fragte er, um die Stimmung wieder aufzulockern. „Das schwarze Minikleid mit den sexy Sandaletten dazu wäre nicht schlecht.“ Er träumte fast jede Nacht von diesem Outfit.
„Jetzt klingst du wie mein schwuler bester Freund“, neckte sie.
Er rang sich ein Lachen ab, konnte seine Verbitterung jedoch kaum verbergen. „Du wolltest es ja nicht anders.“
Keine vierundzwanzig Stunden später schüttelte er den Mackenzie-Zwillingen die Hand. Sie entstammten einer steinreichen Familie in Australien. Der hochgewachsene Playboy Anthony war Vorstandsvorsitzender der Kaufhauskette. Annabel hatte es im Segelsport zum Superstar gebracht und war zierlich, bildhübsch und durchtrainiert. Mit ihnen im Boot könnte ich es ganz nach oben schaffen, dachte Ruben. Bisher hatte er seine Projekte lieber eigenverantwortlich umgesetzt.
Nach höflichem Vorgeplänkel ließen die Zwillinge die Katze aus dem Sack. Ruben sollte in einem Konsortium zwei Luxushotelanlagen im Boutiquestil entwerfen und bauen.
„Warum gerade ich?“, fragte er neugierig.
„Weil Sie ebenso ehrgeizig sind wie ich“, antwortete Annabel.
„Aber aus anderen Gründen“, gab er zu bedenken. Unterschiedlicher hätten er und Annabel nicht sein können.
Sie nickte lächelnd. „Aber Sie sind auch absolut erfolgsorientiert“, bemerkte sie.
„Wohl wahr. Und für Sie, Annabel, zählt nur der Erfolg.“
„Ganz genau.“
Ruben überlegte nicht lange. Natürlich erforderte dieses Projekt hundertprozentigen Einsatz und seine Anwesenheit vor Ort in Australien. Aber so eine Herausforderung konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen. „Ich bin dabei“, erklärte er. „Vorausgesetzt ich habe freie Hand.“
Anthony lehnte sich lächelnd zurück. „Selbstverständlich. Ich verfüge über die nötigen Verbindungen, Sie sind der Designexperte.“
„Wir brauchen Ihre visionäre Kraft, Ruben.“ Annabel, die Getriebene, die offensichtlich alles für den Erfolg gab, lächelte ihm freundlich zu.
Seltsamerweise hatte Ruben Schwierigkeiten, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Das war ihm noch nie passiert, wenn es um seine Arbeit ging. Sie bedeutete ihm alles. Jahrelang hatte er ja nichts anderes gekannt, hatte keine Familie, keine Freunde, nur Holz, Nägel und Garten. Die harte Arbeit hatte sich gelohnt. Er war seinen Weg gegangen, ohne nach rechts und links zu sehen, und fühlte sich durch seinen Erfolg bestätigt.
Nun jedoch ließ Ellies Frage ihn nicht los. Wann hatte er genug? Würde er jemals genug haben? Oder würde die Unzufriedenheit ihn immer weiter antreiben?
Er durfte sich nicht von ihr beeinflussen lassen. Womöglich kämen ihm noch Selbstzweifel. Die konnte er wirklich nicht gebrauchen. Andererseits interessierte ihn, was Ellie von dem Projekt hielt.
„Gut, ich mache mir Gedanken über das Projekt und melde mich dann“, versprach er den Mackenzies und verabschiedete sich, um den Flug nach Wellington noch zu erwischen. Als die Zwillinge seinem Taxi nachwinkten, fühlte Ruben sich plötzlich wie der einsamste Mensch auf der Welt.
Und wieso? Weil Ellie ihm fehlte. Dauernd musste er an sie denken und konnte sich auf nichts sonst konzentrieren. Doch wie sollte er so ein Großprojekt in Angriff nehmen, wenn er ständig abgelenkt war? Sein plötzliches Privatleben nahm viel zu viel Raum ein. So ging das nicht weiter! Ruben atmete tief durch und fasste einen Entschluss. Nach der Preisverleihung heute Abend musste er Ellie erklären, dass ihre Affäre vorbei war. Er musste sich wieder darauf konzentrieren, was ihm im Leben das Wichtigste war: seine Arbeit. Und da Ellie seine Konzentration störte, musste sie aus seinem Leben verschwinden.
Im dichten Feierabendverkehr dauerte die Fahrt zum Flughafen natürlich bedeutend länger als sonst. Angespannt saß Ruben im
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