Das falsche Bett - Der richtige Mann
mit Spannung erwartete Preisverleihung. Bridie, die zu Ellies Rechten saß – der Platz zu ihrer Linken war noch immer leer – erkundigte sich besorgt: „Meinst du, er kommt noch?“
„Keine Ahnung.“ Lächelnd zuckte Ellie die Schultern, froh, die Beziehung zu Ruben als eher locker dargestellt zu haben. Nun gab sie vor, eine Nachricht erhalten zu haben, weil sie nicht zugeben wollte, dass er sie versetzt hatte. „Nein, er wird es leider nicht mehr schaffen, sein Flug hat sich verspätet“, schwindelte sie. Schnell rief sie noch die Seite des Flughafens in Wellington auf. Alle Flüge waren pünktlich gelandet. Hätte Ruben in der Maschine gesessen, wäre er längst hier aufgetaucht. Der Mistkerl hatte sie tatsächlich versetzt! Er war genauso unzuverlässig wie ihre Eltern. Wenigstens auf die SMS vorhin hätte er reagieren können. Wieder einmal ging wohl seine Arbeit vor.
Ellie hatte keine Lust mehr, immer nur die zweite Geige zu spielen, wie sie es bei ihren Eltern gewohnt war. Und nun bei Ruben. Sie wollte endlich die Hauptrolle im Leben eines Menschen spielen.
Ihr Traum, dieser Mensch könnte Ruben sein, zerplatzte in diesem Moment wie eine Seifenblase.
Wie Schuppen fiel es Ellie von den Augen, dass er es nur auf Sex mit ihr abgesehen hatte. Den hatte er in der Berghütte bekommen, sein Begehren war gestillt, sein Interesse an ihr erloschen. Sie hatte ihm ihr Herz geschenkt, ging selbst aber leer aus. Wieder einmal war sie viel zu blauäugig gewesen, als sie sich eingebildet hatte, zwischen Ruben und ihr bestehe eine tiefere Verbindung.
Tapfer schluckte Ellie ihren Schmerz hinunter und beschloss, sich den Abend nicht verderben zu lassen, so schwer es ihr auch fiele.
Bei der Preisverleihung ging sie natürlich auch leer aus. Ellie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken und applaudierte lächelnd. Dann trank sie noch ein Glas Wein und unterhielt sich angeregt mit ihren Kollegen am Tisch. Hier saßen ihre wahren Freunde, und Ruben befand sich nicht darunter.
Vielleicht hätte sie doch Schauspielerin werden sollen, denn sie verbarg ihre wahren Gefühle wirklich meisterhaft. Auch als sie nach der Preisverleihung noch woanders feiern gingen.
12. KAPITEL
Ruben brummte der Schädel. Am ganzen Körper wurde er von Schmerzen gepeinigt. Er war allein – so wie er es gewollt hatte.
Diesen Entschluss bedauerte er nun zutiefst. Natürlich hätte er jemanden anrufen können. Die Namensliste in seinem Handy war lang. Doch richtige Freunde waren nicht darunter, weil er stets darauf geachtet hatte, Distanz zu wahren und nichts Persönliches von sich preiszugeben.
So einsam und verlassen hatte er sich lange nicht mehr gefühlt.
Nur einem Menschen war es gelungen, die Mauer zu durchbrechen, die er um sich herum gezogen hatte. Wie gern hätte er sich jetzt von diesem Menschen tröstend in die Arme nehmen lassen und sich ihm anvertraut. Seit drei Tagen versuchte er nun, Kontakt aufzunehmen.
Sie meldete sich einfach nicht. Mindestens fünfzigmal hatte er ihre Nummer gewählt, immer meldete sich nur der Auftragsdienst. Er probierte es sogar mit einer Festnetznummer, weil sie die nicht als seine identifizieren konnte – erfolglos.
Das war also sein neues Leben. Und er hatte es sich selbst zuzuschreiben. Wäre der Unfall nicht passiert, hätte er die SMS geschrieben und losgeschickt. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen: völliger Kontaktabbruch.
Dieser unerträgliche Schmerz in seinem Herzen saß viel tiefer als die Verletzungen, die er bei dem Verkehrsunfall davongetragen hatte.
Ich bin so ein Idiot, dachte Ruben verzweifelt. Hier lag er nun am Tropf und mit gebrochenen Rippen in einem Krankenhausbett und konnte nicht einmal nach Australien fliegen, um sich dort durch Arbeit von seinem Kummer abzulenken. Fliegen kam mit den Verletzungen nicht infrage. Außerdem wäre es sowieso nur eine Flucht vor seinen Gefühlen gewesen, und er wollte nicht mehr weglaufen wie ein Feigling, sondern sein Leben neu ordnen. Und zwar sofort, ohne weitere Zeit zu verlieren!
Fliegen konnte er nicht, aber er könnte ein Wohnmobil mit Fahrer mieten und sich auf den Weg machen, um wenigstens zu versuchen, alles ins rechte Lot zu bringen.
Ellie hatte sich ein neues Mobiltelefon gegönnt, ein Smartphone mit Speicherplatz für unzählige Apps. Sie überlegte gerade, welchen Klingelton sie auswählen sollte, als jemand anrief. Die Nummer war ihr unbekannt.
„Hallo?“
„Hast du mich jetzt lange genug bestraft?“, fragte er
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