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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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dass das Baby weg war. Peggy schien eher erleichtert zu sein und wollte nur nach Hause. Woody hatte sie jedoch im Krankenhaus bleiben lassen, damit er sie im Auge behalten konnte, während die Polizei ausschwärmte, um festzustellen, ob sie etwas mit dem Raub ihres eigenen Kindes zu tun hatte. Einer der FBI-Agenten hatte diese Möglichkeit in Betracht gezogen und eine Statistik heruntergeleiert, die seine Ansicht belegen sollte. Es mochte zwar stimmen, aber bisher hatte sich kein Hinweis darauf ergeben. Ein weiteres Problem bestand darin, dass Peggy die Identität des Vaters nicht preisgeben wollte.
    Als Woody später beim Verlassen der Krankenhauscafeteria Jill begegnet war, hatte er sie gefragt: »Was haben Sie eigentlich gemeint, als Sie sagten, das Kind sei vom Teufel?«
    »Sie hat gesagt, es war wie in Rosemary’s Baby . Sie erinnern sich an den Film? Das Baby sei vom Teufel. Vielleicht würde man an der DNA etwas erkennen.«
    »Ist das ein Witz?«
    Jill stand mit leicht gespreizten Beinen vor ihm. Wie ein Football-Verteidiger, hatte er gedacht. Nur hatte sie nicht die Figur eines Football-Verteidigers. Er musste sich zwingen, nicht auf ihre Brüste zu starren.
    »Das war nicht komisch gemeint. Vielleicht hilft es ja, den Vater zu identifizieren. Sind Sie froh, dass das FBI hier ist?«
    »Fragen Sie das als Reporterin?«
    Jill blieb ihm die Antwort schuldig.
    Danach hatte er Bonaldo losgeschickt, damit er sicherstellte, dass die Plazenta des Babys aufbewahrt wurde. Vielleicht würde die DNA ja zum Thema werden. Dann hatte er noch einmal mit Peggy Summers reden wollen, aber sie war im Gespräch mit den FBI -Agenten gewesen, und er hatte keine Chance gehabt.
    Woody hatte seinen Cheeseburger fast aufgegessen, als er merkte, dass eine Frau, die allein an ihrem Tisch saß, quer durch das Lokal zu ihm herüberschaute. Er sah weg, doch dann wurde ihm klar, dass er sie kannte. Sie war die Chefin des Morgan Memorial, Dr. Joyce Fuller. Als er wieder hinsah, stand sie ein bisschen wacklig auf und kam zu ihm an den Tisch.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Woody bedeutete ihr, Platz zu nehmen, und bemühte sich, gastfreundlicher auszusehen, als ihm zumute war. Er hatte gehofft, sein Arbeitstag wäre zu Ende.
    Dr. Fuller holte ihren Drink, etwas Buntes mit Wodka. Wortlos setzte sie sich hin und malte mit dem Finger Kreise in die Wassertropfen auf der Tischplatte. Sie war ungefähr fünf Jahre älter als Woody, und ihre Erscheinung war nicht mehr ganz so perfekt wie am Morgen, was sie jedoch in seinen Augen nur attraktiver machte. Frauen, bei denen jedes Haar an seinem Platz war, hatte er noch nie getraut.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe.« Dr. Fuller schaute weiter auf die Tischplatte. »Ich brauche im Moment einfach nur einen anderen Menschen.«
    Woody schwieg.
    »Sie müssen mich für dämlich halten.«
    »Weshalb?« Durch den Lärm des Fernsehers war es schwer, sie zu verstehen.
    Dr. Fuller beantwortete seine Frage nicht. »Meine Karriere ist beendet. Ich trauere um meine Karriere.«
    Woody setzte zu einer tröstenden Bemerkung an, aber was sollte er sagen? »Ach, Sie kriegen bestimmt eine neue Stelle«? Er wusste sehr wohl, dass sie einen Fehler begangen hatte, als sie die Entbindungsstation nicht mit einem Säuglingsschutzsystem ausgestattet hatte. Im Grunde hatte sie nur Pech gehabt, denn die Chance, dass ein Baby geraubt wurde, stand ungefähr eins zu einer Trillion. Nur half das jetzt nichts mehr.
    Dr. Fuller schüttelte den Kopf, als wolle sie finstere Gedanken vertreiben. »Haben Sie heute etwas Brauchbares herausgefunden?«
    Woody wollte antworten, er könne sich über laufende Ermittlungen nicht äußern, doch dann zuckte er die Achseln. »Wir wissen, wo die Schlange herkam.« Er erzählte ihr von dem Schlangendiebstahl bei Hercel McGarty. Die Spurensicherung hatte den Keller untersucht, und diverse Proben und Materialien waren an das kriminaltechnische Labor der University of Rhode Island geschickt worden.
    »Irgendetwas Hilfreiches?«
    »Keine Ahnung. Ein bisschen Schlamm.«
    »Sie sind bestimmt froh, dass das FBI aus Boston hergekommen ist.«
    Warum nahmen alle an, dass er darüber froh war? »Darauf können Sie wetten.«
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Wissen Sie, mir ist alles leichtgefallen. Ich glaube, das hat sich in einen Fluch verwandelt.«
    »Jetzt kann ich Ihnen nicht folgen.«
    »Schule, Geld, Jobs – mir ist alles in den Schoß gefallen. Der Fluch besteht darin, dass ich

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